Von: ka
Bozen – Vor 80 Jahren – am 21. Oktober 1939 – vereinbarten Hitler und Mussolini ein Abkommen zur Umsiedlung der deutschsprachigen Südtiroler – ein Dolchstoß für das, was bis dahin „die Heimat“ war. Rund 274.000 Südtiroler waren gezwungen sich bis zum 31. Dezember 1939 zu entscheiden, ob sie deutsch bleiben und ins Deutsche Reich auswandern wollten, oder in der Heimat blieben und „walsch wählten“.
Wer sich fürs „Gehen“ entschied, hatte die Heimat unwiderruflich zu verlassen. Es wurde ihm eine Ansiedlung in teilweise noch zu erobernden Gebieten in Aussicht gestellt. Wer sich hingegen fürs „Bleiben“ entschied, ging ebenso einer ungewissen Zukunft entgegen. Eine Zwangsumsiedlung in den Süden Italiens stand – vor allem zum Zwecke einer Mobilisierung für die Auswanderung im Raum, erinnert der Südtiroler Schützenbund in einer Aussendung.
„Die Option spaltete das Land, entzweite Familien. Die Geschichte und das Leid unseres Volkes in den Jahren vor, während und nach der Option, ist und bleibt ein Unrecht und darf nicht in Vergessenheit geraten. Nur wer weiß, woher er kommt, weiß, wohin er geht.“, so Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan.
Das Ergebnis: 86 Prozent der Südtiroler entschieden sich für das Gehen. Tatsächlich abgewandert sind rund 75.000. An die 20.000 Optanten kehrten nach Kriegsende zurück, 130.000 waren staatenlos, weil sie zwar für Deutschland gestimmt hatten, aber nicht ausgewandert sind. Sie alle haben eines gemeinsam: ihre Geschichte, ihr Schicksal geprägt von der Entscheidung von 1939. Der Entscheidung von Hitler und Mussolini. Ihrer eigenen Entscheidung.
Aus diesem Anlass erinnerten die Südtiroler Schützen an diese schreckliche Zeit mit einer landesweiten „Performance“. Im ganzen Land wurden seit Oktober 160 rote Koffer mit der Aufschrift „schicksal39.com – Option, Gehen oder Bleiben“ an zentralen Stellen in allen Gemeinden aufgestellt. An den roten Koffern wurden Postkarten mit Gedichten und Liedern der Dableiber als auch der Optanten angebracht.
Zum Abschluss wurden am 28. Dezember mehrere rote Koffer vor dem Landtag in Bozen abgestellt. Aus allen Richtungen wurden die roten Koffer in Sternform durch den Straßen und Gassen von Bozen getragen. Am Rathausplatz trafen die Schützen zusammen und zogen gemeinsam bis zum Silvius-Magnago-Platz vor dem Landtag, wo alle roten Koffer abgelegt wurden. Die roten Koffer werden bis zum 6. Jänner dort stehen bleiben.
„Genauso wie damals, machten auch wir Schützen uns mit Koffern auf den Weg. Zentrale Stellen oder ein Bahnhof waren der Platz des Abschiedes, der Spaltung eines Landes und die Trennung eines Volkes und deren Familien – für beide, Optanten und Dableiber. Diese roten Koffer voller Geschichten, Gedanken und Gefühle sind Symbol gegen das Vergessen. Denn die Erinnerung ist unvergänglich und lebt vom Erinnern und nicht vom Vergessen“, so Jürgen Wirth Anderlan abschließend.