Von: mk
Meran – Paul Röschs Überraschung muss groß gewesen sein, als er am 1. Dezember sein Postkästchen in der Gemeinde Meran aufgemacht hat: Dutzende Briefe und von Hand gemalte Bilder lagen darin, allesamt von Kindern des Schulsprengels Meran Obermais. Allen gemein ist das Thema: die Mittelschule Obermais.
Damit ist der Briefkasten des ersten Bürgers der Passerstadt wohl zum Adventskalender geworden. Nur sind es dieses Mal nicht die Großen, die den Kleinen etwas schenken, sondern umgekehrt: Bis Heiligabend darf Bürgermeister Rösch jeden Tag von neuem die Briefe und Zeichnungen der Kinder entgegennehmen.
Weihnachtliche Wunschbriefe sind darunter, aber auch mahnende Worte und Bittschriften. Die jüngeren Jahrgänge haben das, was sie noch nicht in Worten fassen können, in Bildern ausgedrückt. Ein schönes, buntes Schulgebäude in leuchtenden Farben ist auf vielen zu sehen – mit fröhlichen Kindern. Das ist die Vorstellung der Kinder von ihrer Mittelschule mit genügend Platz für alle.
Mit dieser Aktion versuchen die Kinder des Schulsprengels Meran Obermais auf ihre Art den politischen Entscheidungsträgern ihren Wunsch nach einer neuen, angemessenen Mittelschule in Obermais mitzuteilen. Bis zum 24. Dezember werden es mehrere 100 Briefe und Bilder sein, die bei der Gemeinde Tag für Tag eintrudeln.
„Ein starkes Signal, das hoffentlich nicht ignoriert wird“, erklärt die Arbeitsgruppe Mittelschule Obermais. Anlass für die Aktion sei die andauernde Verschleppung des Problems der Mittelschule Obermais, welche seit Jahren zu klein geworden ist, sodass mehrere Klassen nun schon seit zehn Jahren in fernab gelegenen Ausweichquartieren untergebracht sind. Einbußen in der Qualität des Unterrichts, eine auseinandergerissene Schulgemeinschaft und starker Verdruss bei Kindern, Eltern und Lehrpersonen seien die Folge.
„Seit Jahren verspricht die Gemeindepolitik eine Lösung, passiert ist nichts. Vor sieben Monaten haben Bürgermeister Paul Rösch und der zuständige Stadtrat Stefan Frötscher für das kommende Schuljahr, mit Beginn im September 2017, das Maiense Gebäude als Standort zugesichert. Dieses sollte als Übergangslösung dienen bis die Mittelschule in zehn bis 15 Jahren in das Ex-Böhler Gebäude umziehen kann. Bis vor zwei Monaten schien diese Lösung greifbar nahe, die Verhandlungen unter Dach und Fach, wie es hieß. Nun aber scheint sich auch diese Option in Luft aufgelöst zu haben, obschon die Immobilie zur Verfügung stünde“, fügt die Arbeitsgruppe hinzu.
Die betroffenen Eltern, aber auch das Lehrpersonal und die Verwaltung des Schulsprengels Meran Obermais sind inzwischen sehr verärgert und haben auf einer Elternversammlung im November verschiedene Protestmaßnahmen angekündigt, eine davon diese. Weitere, wie Kundgebungen und die Abwägung rechtlicher Schritte, die von der Arbeitsgruppe Mittelschule koordiniert werden, sollen folgen.