Selenskyj bei der Vorstellung seines "Siegesplans" im Kiewer Parlament

Selenskyj will in die NATO und schließt Gebietsverzicht aus

Mittwoch, 16. Oktober 2024 | 17:55 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters/Ukrinform

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Mittwoch seinen bisher unveröffentlichten “Siegesplan” vorgestellt und jeden Verzicht auf ukrainische Gebiete ausgeschlossen. Eine Lösung zur Beendigung des seit zweieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieges könne nicht “in einem Handel mit ukrainischem Territorium oder mit seiner Souveränität bestehen”. An die westlichen Alliierten appellierte er, seinem Land unverzüglich den Beitritt zur NATO anzubieten.

Neben einem Gebietsverzicht zugunsten Russlands schloss Selenskyj auch ein “Einfrieren” des Konflikts aus. Die westlichen Verbündeten rief er auf, sein Land zum NATO-Beitritt einzuladen, “und zwar jetzt”. Russland habe nur deshalb den Krieg gegen die Ukraine beginnen und damit die europäische Sicherheit untergraben können, weil Kiew nicht Mitglied des westlichen Militärbündnisses sei, sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung seiner Pläne im Parlament in Kiew.

Der neue NATO-Generalsekretär Mark Rutte reagierte zurückhaltend. Rutte verwies bei einer Pressekonferenz in Brüssel auf die Beschlüsse des jüngsten NATO-Gipfels in Washington. Bei ihm hatten sich Befürworter einer schnellen Einladung nicht gegen Gegner wie die USA und Deutschland durchsetzen können. Rutte sagte, dass das Thema beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister am Donnerstag diskutiert werde. Die Verbündeten täten alles, um die Ukraine auf die NATO-Mitgliedschaft vorzubereiten, aber dieser Tag wird “zum richtigen Zeitpunkt” kommen, so Rutte, der auch erklärte, nicht den ganzen Plan Selenskyjs zu verstehen und zu unterstützen.

Die russische Regierung warf Selenskyj vor, mit seinem Siegesplan die NATO in einen direkten Konflikt mit Russland treiben zu wollen. Dabei könne sich die Ukraine nicht auf ihre westlichen Partner verlassen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau. “Die Partner des Kiewer Regimes haben bereits gezeigt, welche Rolle sie der Ukraine in der Sicherheitsarchitektur zuteilen”, sagt sie. “Sie sehen die Ukraine in einem Sarg und auch die ukrainischen Bürger mit im Grab.” Auch der Kreml wies den Plan zurück: “Der einzige Friedensplan, den es geben kann, besteht darin, dass das Kiewer Regime die Sinnlosigkeit seiner Politik erkennt und begreift, dass es nüchtern werden muss”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Moskau fordert als Bedingung für Friedensgespräche einen Verzicht Kiews auf große Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, die derzeit von russischen Truppen besetzt sind.

Selenskyj sagte, bei dem Plan gehe es darum, “unser Land und unsere Positionen zu stärken”. Ziel sei es, “stark genug zu sein, um den Krieg zu beenden”. “Russland muss den Krieg gegen die Ukraine verlieren”, betonte der ukrainische Präsident. Russland müsse dazu gebracht werden, “an einem Friedensgipfel teilzunehmen und bereit zu sein, den Krieg zu beenden”. In seiner Rede rief Selenskyj die Verbündeten der Ukraine erneut auf, die Beschränkungen für den Einsatz von Waffen mit größerer Reichweite bei Angriffen auf die russisch besetzten Gebiete sowie auf Ziele in Russland aufzuheben.

Selenskyj sprach sich in seiner Rede auch für die Stationierung “eines umfassenden Pakets nicht-nuklearer strategischer Abschreckungsmaßnahmen” auf ukrainischem Gebiet nach Kriegsende aus, um die Ukraine künftig vor militärischer Bedrohung durch Russland zu schützen. Am Donnerstag will der ukrainische Präsident seinen “Siegesplan” auch beim EU-Gipfel in Brüssel vorstellen. Bei dem Treffen der EU-Führungsspitzen am Donnerstag und Freitag in Brüssel soll unter anderem über die militärische Unterstützung für Kiew und die Stärkung des von den russischen Angriffen geschwächten ukrainischen Energiesektors beraten werden.

NATO-Generalsekretär Rutte gab indes bekannt, dass die NATO-Verbündeten in der ersten Hälfte des Jahres 2024 militärische Unterstützung in Höhe von 20,9 Milliarden Euro für die Ukraine zugesagt hätten. Zudem seien die Alliierten auch auf einem guten Weg, ihre Verpflichtungen für den Rest des Jahres zu erfüllen. Rutte spielte damit auf das im Sommer beim NATO-Gipfel in Washington vereinbarte Jahresziel an. Es sieht vor, der Ukraine wie auch 2023 Militärhilfen in Höhe von insgesamt mindestens 40 Milliarden Euro zu leisten.

Zeitgleich mit Selenskyjs Parlamentsansprache meldete Russland die Eroberung zweier weiterer Dörfer im Osten der Ukraine. Die Dörfer Newske und Krasnij Jar seien durch russische Soldaten “befreit” worden, erklärte das Verteidigungsministerium und veröffentlichte das Video eines weitgehend zerstörten Dorfes mit auf zwei Häusern wehenden russischen Flaggen.

Kommentare

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16 Kommentare auf "Selenskyj will in die NATO und schließt Gebietsverzicht aus"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Aurelius
Aurelius
Kinig
4 h 41 Min

selenskyi ist realitätsfern…

nikname
nikname
Universalgelehrter
23 Min 25 Sek

da ist er nicht alleine!

KetaKid
KetaKid
Neuling
6 h 7 Min

Schwer vorstellbar, das man über Sieg spricht, wenn einem langsam die Lichter ausgehen.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
4 h 16 Min

Wenn der guat Bua wisset wia durchsäucht die Natostaaten mit Diktatorenfanbuabm sein het er sich vlt awian mehr Gedanken gm8. Die größten Russen Patrioten sein im Westen und nit in Russland. Gleich wia die Deutschtürken de für Erdogan sein. LG an die Boys 👋

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
1 h 47 Min

@ Goennenihrwichtigtuer

Du weißt doch, Mammi hat gesagt zuerst die Hausaufgaben und dann kommentieren.

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 59 Min

Sofortige Aufnahme in die Nato? Sofern mit bekannt, darf jeun Kand aufgenommen werden das sich im Krieg befindet.
Zweitens, eigentlich alle Länder erklären sir möchten nicht in den Krieg mit hinein gezogen werden. Damit wird die Aufnahme z. Z. niemals stattfinden denn dann müssten sie einschreiten und das direkt.

Neumi
Neumi
Kinig
3 h 47 Min

Geht ja erst mal nur um die Einladung. Natürlich würde das nicht zustande kommen, so lange sie noch im Krieg sind.

N. G.
N. G.
Kinig
6 Min 4 Sek

@Neumi Meine ich doch. Die Einladung soll ein Zeichen sein. Würde aber für Putin kam ne Überraschung sein und effektiv keine Kriegs wichtige Wirkung zeigen. Im schlimmsten Fall, wenn der Krieg von beiden Seiten zum Stillstand kommt, ihn keiner gewinnen kann, bei Verhandlungen mit absoluter Sicherheit das größten Problem werden.

hundeseele
hundeseele
Universalgelehrter
4 h 36 Min

In die NATO wahrscheinlich niemals….die Hälfte der NATO Mitglieder will mittlerweile nicht mehr….wer weiß überhaupt wie lange es die NATO im momentanen Zustand noch gibt….

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 h 50 Min

@hundeseele
Der Zustand der NATO ist flexibel. Erst vor wenigen Monaten hat sich sich um 2 Länder vergrößert. Auch Großbritannien ist nach dem Austritt aus der EU in der NATO geblieben.

xXx
xXx
Kinig
7 Min 46 Sek

Woher hast du denn diese steile These und wer sollen diese 16 Staaten sein.
Wenn überhaupt wurde die Sinnhaftigkeit der NATO vor dem Angriff der Russen, von einigen in Frage gestellt. Seit Kriegsbeginn, ist die NATO zusammengerückt wie schon lange nicht mehr, sie ist gewachsen und fast alle Mitglieder haben ihre Millitärausgaben gesteigert.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 h 45 Min

ZITAT: “Der einzige Friedensplan, den es geben kann, besteht darin, dass das Kiewer Regime die Sinnlosigkeit seiner Politik erkennt und begreift, dass es nüchtern werden muss”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Also da hat Selenskyj dann doch die klareren Vorstellungen.

ZITAT: Moskau fordert als Bedingung für Friedensgespräche einen Verzicht Kiews auf große Gebiete im Osten und Süden der Ukraine, die derzeit von russischen Truppen besetzt sind.

Ich dachte die Gebiete sind nach russischer Denkart bereits Teil Russlands? So sicher scheint man sich im Kreml darüber wohl nicht zu sein!

Ja, ja, wer kennt es nicht? Lügen ist anstrengend und man verspricht sich schnell!

Look_at_Yourself
Look_at_Yourself
Universalgelehrter
1 h 9 Min

.
Entschuldigung,
ich habe versehentlich auf rot 😔 gedrückt. Es sollte grün sein.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
38 Min 5 Sek

@Look
Kann man ändern. Einfach grün drücken, dann wird rot annulliert. Dann noch einmal grün.
Nicht wegen hier, generell!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Min 29 Sek

Es ist letztendlich komplett egal was Russland, sprich Putin erklärt und wieviel sie lügen. Wenns an den Verhandlungstisch geht, wird verhandelt und mit größter Sicherheit, wirds keine Grenzen geben die vorher bestanden.
Wer liest Russlands Lügen überhaupt noch und regt sich darüber auf?

Astronaut
Astronaut
Tratscher
52 Min 58 Sek

Beide Seiten fordern und fordern … so wird das nix mit Frieden.

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