Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj

Selenskyj zu Waffenruhe über Ostern und danach bereit

Samstag, 19. April 2025 | 22:17 Uhr

Von: APA/AFP/Reuters/dpa

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zu einer Waffenruhe über Ostern bereit erklärt, sollte sich Russland auch daran halten. Diese könnte auch verlängert werden, schrieb er am Samstagabend im Onlinedienst X. Selenskyj betonte zugleich, dass der russische Präsident Wladimir Putin die zuvor angekündigte Waffenruhe bereits gebrochen habe: “Die russischen Angriffe auf mehreren Frontabschnitten dauern an, und der russische Artilleriebeschuss hat nicht nachgelassen”.

Aus dem Osten und dem Süden der Ukraine meldeten die Behörden am Abend Luftalarm. Auch in der Hauptstadt Kiew heulten die Sirenen, berichtete ein AFP-Korrespondent. Dennoch hielt Selensky fest: “Wenn Russland nun plötzlich bereit ist, sich wirklich auf ein Format des vollständigen und bedingungslosen Schweigens (der Waffen) einzulassen, wird die Ukraine entsprechend handeln – und damit Russlands Handlungen widerspiegeln.”

Selenskyj schlägt Verlängerung der Feuerpause vor

“Falls die vollständige Feuerpause tatsächlich hält, schlägt die Ukraine eine Verlängerung über den 20. April hinaus vor”, ergänzte Wolodymyr Selenskyj zudem auf der Plattform X. “Das würde Russlands wahre Absichten zeigen – denn 30 Stunden reichen zwar für Schlagzeilen, nicht aber für echte vertrauensbildende Maßnahmen”, fügte der Präsident hinzu. “30 Tage würden dem Frieden eine Chance geben.”

Selenskyj betonte, dass die Ukraine bereit sei, sich an dem Verhalten der russischen Streitkräfte zu orientieren: “Schweigen (der Waffen) im Gegenzug für Schweigen, Abwehrschläge als Antwort auf Angriffe.” Er betonte, dass den Worten aus Moskau nicht vertraut werde. “Wir wissen zu gut, wie Moskau manipuliert, wir sind auf alles vorbereitet.”

Putin hatte Osterwaffenruhe angekündigt

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Samstag anlässlich des Osterfestes eine Waffenruhe für die russischen Truppen im Ukraine-Konflikt angekündigt. Die österliche “Waffenruhe” gelte ab Samstag 17.00 Uhr MESZ und solle bis Sonntag 23.00 Uhr MESZ dauern. Putin begründete den Schritt mit “humanitären Gründen”. Er hatte die Ukraine auch aufgerufen, in diesem Zeitraum ebenfalls die Waffen niederzulegen. Putin begründete den Schritt mit “humanitären Gründen”. Kiew hatte vorerst skeptisch reagiert.

Putin: “Gehen davon aus, dass die Ukraine unserem Beispiel folgen wird”

“Wir gehen davon aus, dass die Ukraine unserem Beispiel folgen wird”, erklärte hingegen Putin bei einem vom Fernsehen übertragenen Treffen mit Generalstabschef Waleri Gerassimow. Die russischen Truppen sollten aber bereit sein, mögliche Verstöße gegen die Waffenruhe und Provokationen des Feindes abzuwehren. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, an alle Kommandanten in den Kampfgebieten sei der Befehl für die Feuerpause ergangen. Sie sei aus humanitären Gründen angeordnet worden und werde unter der Bedingung eingehalten, dass auch die Ukraine sich daran halte. Ob die Regierung in Kiew über die geplante Feuerpause informiert wurde, blieb zunächst offen.

Russland sei immer zu Verhandlungen bereit gewesen und begrüße den Wunsch der USA, Chinas und anderer Länder nach einer fairen Lösung in der Ukraine-Frage, meldete unterdessen die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS. Die von den USA initiierten Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe waren zuletzt kaum vorangekommen. US-Präsident Donald Trump hatte deswegen mit der Beendigung der Bemühungen um Frieden zwischen Russland und der Ukraine gedroht, sollte es keine raschen Fortschritte geben. “Wir wollen das schnell erledigen”, sagte Trump am Freitag in Washington.

Der deutsche Politologe und Experte für bewaffnete Konflikt, Carlo Masala, beurteilte die Vancen Putins indes skeptisch. “Es geht darum, den USA zu zeigen, dass man doch guten Willens ist und die Schuld den Ukrainern in die Schuhe zu schieben. Es ist so offensichtlich. Aber es wird funktionieren”, urteilte Masala auf “Bluesky”.

EU-Kommission: “Russland könnte diesen Krieg jederzeit beenden”

Die EU-Kommission reagierte ebenfalls zurückhaltend auf den russischen Vorstoß für eine 30-stündige Feuerpause. “Russland hat sich als Aggressor erwiesen. Wir müssen daher zunächst ein tatsächliches Ende der Aggression und klare Taten für eine dauerhafte Waffenruhe sehen”, sagt die Sprecherin für auswärtige Angelegenheiten Anitta Hipper. “Russland könnte diesen Krieg jederzeit beenden, wenn es wirklich wollte. Wir unterstützen die Ukraine weiterhin für einen langen, gerechten und umfassenden Frieden.”

Moskau und Kiew tauschen Kriegsgefangene aus

Russland und die Ukraine haben am Karsamstag erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. Jeweils 246 russische und ukrainische Soldaten kehrten an einem nicht näher beschriebenen Ort an der Grenze zu Belarus zu ihren eigenen Truppen zurück, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. “Außerdem wurden als Geste des guten Willens 31 verwundete Kriegsgefangene im Austausch gegen 15 verwundete russische Soldaten, die dringend medizinisch versorgt werden müssen, übergeben”, hieß es in der Mitteilung.

Der Austausch war von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt worden. Die Kriegsparteien haben in den mehr als drei Jahren seit Beginn der russischen Invasion mehrmals Kriegsgefangene ausgetauscht. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj konnten auf diese Weise 4.552 ukrainische Soldaten nach Hause zurückkehren.

Erst am Karfreitag hatten die Ukraine und Russland Hunderte Soldatenleichen ausgetauscht. 909 Leichname habe die ukrainische Seite erhalten, teilte der für Kriegsgefangenenbelange zuständige Stab in Kiew mit. Die Soldaten sind demnach bei Kämpfen in den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja, Sumy und Charkiw getötet worden. Ein Teil sei aus Leichenhäusern in Russland gekommen. Ukrainische Truppen kontrollierten monatelang Teile des westrussischen Grenzgebiets Kursk. Im Gegenzug erhielt die russische Seite die Überreste von 41 eigenen Soldaten. Der Tausch fand ukrainischen Angaben nach unter Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes statt.

Krieg startete mit russischem Überfall im Februar 2022

Der Krieg begann mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 24. Februar 2022. Putin hat wiederholt gesagt, dass er ein Ende des Krieges wünscht. Voraussetzung sei unter anderem, dass die Ukraine nicht in das westliche Militärbündnis NATO aufgenommen werde und dass die vier annektierten ukrainischen Regionen als russisch anerkannt werden müssten. Die Regierung in Kiew hat dies als gleichbedeutend mit einer Kapitulation zurückgewiesen.

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