"Antwort zu bürokratisch"

Sellner-Reise nach Südtirol: Südtiroler Parlamentarier enttäuscht über Piantedosi

Donnerstag, 16. Mai 2024 | 16:56 Uhr

Von: luk

Bozen/Rom – “Die Antwort von Innenminister Piantedosi auf das Ersuchen, die mögliche Einreise von Martin Sellner, dem Verbreiter wahnwitziger Ideen von ethnischer Säuberung und völkischem Austausch nach Italien zu verhindern, ist enttäuschend. Wir hätten vom Innenminister einen weniger bürokratischen Ton und eine größere Sensibilität, für die von bestimmten Personen ausgehende Gefahr für die Demokratie, erwartet.” Das erklärt die Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat, Julia Unterberger und Vizepräsident, Luigi Spagnolli am Rande der Fragestunde im Senat mit Minister Piantedosi. Piantedosi erklärte, man werde die Situation im Auge behalten.

“Am 26. April kündigte Martin Sellner ein ‘Widerstandsfrühstück’ in Südtirol mit dem Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth Anderlan an. Letzter ist in Südtirol für seine sezessionistischen Ideen, seine Fremdenfeindlichkeit und seine Hetzkampagnen gegen die Verantwortlichen der Coronamaßnahmen bekannt. Nach heftigen Protesten, sagte Sellner seinen Besuch ab, kündigte jedoch gleichzeitig an, dass er demnächst eine öffentliche Konferenz in Bozen abhalten werde, die seinen Ideen noch mehr Gewicht und Sichtbarkeit verleihen werde. Sellner ist der Theoretiker der so genannten ‘Remigration’, einem groß angelegten Abschiebeplan, der auch österreichische und deutsche StaatsbürgerInnen ausländischer Herkunft einschließt”, erklären die Südtiroler Parlamentarier.

„Sellner”, so Unterberger und Spagnolli, „ist eine der gefährlichsten Figuren der europäischen Neonazi-Szene. Daher wurde in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Deutschland und der Schweiz ein Einreiseverbot gegen ihn erlassen. Historisch gesehen ist Südtirol das Schlachtfeld für neonazistisches Gedankengut aus den deutschsprachigen Gebieten mit pangermanischen Anklängen. Identitätsfragen und insbesondere solche, die Ethnien und Sprachgruppen betreffen, werden in einem Gebiet, in dem das friedliche Zusammenleben zwischen verschiedenen Sprachgruppen mühsam aufgebaut wurde, mit besonderer Sensibilität erlebt. Deshalb sollte, nach dem Vorbild anderer Länder, verhindert werden, dass Martin Sellner nach Italien kommt, um seine Neuauflage der nazistischen Rassentheorie zu propagieren.”

Bezirk: Bozen