Von: mk
Bozen – Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.November rückt der Landesbeirat für Chancengleichheit dieses nach wie vor aktuelle Thema in den Mittelpunkt.
Gewalt an Frauen ist und bleibt ein aktuelles Thema: Weltweit wird eine von drei Frauen im Laufe ihres Lebens Opfer von psychischer oder physischer Gewalt. Dabei werden nur 8 Prozent der Übergriffe von unbekannten Tätern verübt, 58 Prozent haben hingegen ein Nahverhältnis zu ihren Opfern. „Gerade bei häuslicher Gewalt kommt es oft aus Scham oder Angst zu keiner Anzeige: Deshalb ist es umso wichtiger, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren”, unterstreicht die Landesrätin für Chancengleichheit Martha Stocker anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Sei es Betroffene als auch Mitwissende und die Gesellschaft müssen verstärkt dazu angeregt werden, aktiv Hilfe zu suchen und Übergriffe zu melden. “Es ist wichtig, dass Frauen den Mut aufbringen, Gewaltsituationen anzuzeigen und schnell Hilfe zu holen, denn in der Familie wirkt sich das Miterleben von Gewalt gravierend auf die Kinder aus, die bleibende psychische Schäden davontragen”, betont Familienlandesrätin Waltraud Deeg. “Niemand soll wegschauen, wenn Gewalt an Frauen – in welcher Form und Ausprägung auch immer – beobachtet wird”, erklärt die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit Ulrike Oberhammer. Darum sensibilisiert der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wiederum mit einer Reihe von Initiativen für dieses aktuelle Thema.
Schulprojekt: Landesbeirat für Chancengleichheit fordert “Respect!”
In diesem Jahr beschränkt der Landesbeirat für Chancengleichheit seine Initiativen nicht nur auf die Zeit rund um den Internationalen Tag, sondern ruft durch die Aktion “Respect!” erstmals Jugendliche dazu auf, sich mit dem Thema Gewalt an Mädchen und Frauen auseinanderzusetzen. “Junge Menschen sollen sich bewusst für einen respekt- und würdevollen Umgang untereinander und in den Beziehungen einsetzen”, so Ulrike Oberhammer zur Sensibilisierungsaktion. Gerade junge Frauen sind heute der Meinung, dass sie bereits gleichberechtigt und von Gewalt nicht betroffen seien. “Leider zeigt die Erfahrung, dass dem nicht so ist: Wir dürfen auch gegenüber den kleinen, alltäglichen Grenzüberschreitungen nicht gleichgültig sein. Ein respektvoller Umgang miteinander muss nicht nur früh gelernt, sondern auch entsprechend eingefordert werden”, erklärt Präsidentin Oberhammer. Dies sei um so wichtiger in einer Zeit, in der die verbale Herabwürdigung von Frauen auch in höchsten politischen Kreisen salonfähig geworden ist und über die Medien und sozialen Netzwerke Verbreitung findet.
Im Rahmen dieser Aktion wird an Klassen und Gruppen, die sich mit dem Thema “Gewalt gegen Frauen” auseinandersetzen, Turnbeutel mit der Aufschrift “Respect!” verteilt. In diesen finden junge Frauen die “Sicherheitstipps für Gitschn” des Landesbeirates. Die Schülerinnen des Sozialwissenschaftlichen “Maria-Hueber-Gymnasiums” in Bozen haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt und in einem Schulprojekt die Novemberausgabe der Straßenzeitung “zebra” gestaltet: Dabei konnten die engagierten Schülerinnen beispielsweise die Autorin und Anwältin Lucia Annibale interviewen, die sich nach einem Säure-Angriff durch ihren Ex-Partner für Frauen in Gewaltsituationen einsetzt und Frauen darin ermutigt, aus der Gewaltspirale auszusteigen und das Leben aktiv und gewaltfrei in die Hand zu nehmen. “Die Schülerinnen waren sehr betroffen und behandelten das Thema sehr engagiert”, betont Schulführungskraft Heidi Hintner, die sich über das Zeichen der Anerkennung des Landesbeirates für Chancengleichheit für ihre Schülerinnen freut.
Interessierte Schulklassen, die sich mit dem Thema Gewalt an Frauen und Mädchen beschäftigt haben oder in Zukunft noch beschäftigen, können sich mit einer kurzen Projektbeschreibung von einer Seite und einem Foto im Frauenbüro des Landes melden (E-Mail: frauenbuero@provinz.bz.it). Die Klasse erhält einen Turnbeutel der Aktion “Respect!” als Geschenk und die eingesandten Aktionen werden in der nächsten Ausgabe der Ëres, dem Infomagazin des Beirates für Chancengleichheit, veröffentlicht.
Bewährte Aktion: “Weiße Schleifen” gegen Gewalt an Frauen
Daneben beteiligt sich der Landesbeirat für Chancengleichheit auch in diesem Jahr an der Weiße-Schleifen-Kampagne, der international größten Bewegung von Männern, die sich für die Beendigung der Männergewalt in Beziehungen stark macht. Durch das Tragen der Weißen Schleife setzen sich Männer aktiv für ein gewaltfreies Männlichkeitsbild ein und fordern andere Männer dazu auf, keine Gewalt gegen Frauen auszuüben oder zu tolerieren. Getragen wird die Schleife zehn Tage lang, vom 25. November bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte.
Interessierte Männer können die weiße Schleife noch im Frauenbüro des Landes in der Kanonikus-Michael-Gamper- Straße in Bozen anfordern und abholen. Wer will, kann zudem ein Foto von sich mit der weißen Schleife an frauenbuero@provinz.bz.it senden oder direkt auf der Facebook-Seite der Gruppe #gegengewalt – basta violenza posten und damit seiner Haltung gegen Gewalt an Frauen Ausdruck verleihen.
Aktuelle Ausgabe der Ëres widmet sich Thema “Gewalt an Frauen”
Pünktlich zum 25. November erscheint auch in diesem Jahr eine Ausgabe der Ëres, die sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt. Das Infomagazin enthält nicht nur einen Rückblick auf die Präsidentschaftswahl in Amerika, sondern bietet auch eine Reihe von interessanten Interviews und Berichten zum Thema. Die Ëres kann online unter www.provinz.bz.it/ chancengleichheit gelesen oder kostenlos im Frauenbüro (Tel. 0471/418690) bestellt werden.