Von: mho
Bozen – Sex sells. In Amerika ist dieses Motto längst überholt und sogar schlecht für das Image eines Unternehmens, in Europa dagegen versprechen sich Unternehmen durch solche Werbung immer noch mehr Aufmerksamkeit und schlussendlich auch mehr Umsatz. Nicht selten werden Kunden daher mit leicht bekleideten Frauen gelockt, egal, ob es um einen Rasenmäher geht oder um ein Mittel gegen Sodbrennen. Viele NGOs haben sexistischer Werbung in den vergangenen Jahren den Kampf angesagt, der Landesbeirat für Chancengleichheit geht nun einen anderen Weg, um eine andere Art von Werbung zu forcieren. “Auch wir sind ursprünglich mit der Idee gestartet, einen Negativpreis zu verleihen, dann haben wir aber entschieden, einen positiven Akzent zu setzen und den Fair Image Award zu vergeben”, sagte Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, heute (5. April) bei der Vorstellung des Preises.
“Werbung ist ein fixer Bestandteil unseres Alltags. Die Botschaften fließen bewusst oder unbewusst in unsere Wahrnehmung ein. Sexistisch ist eine Werbung immer dann, wenn sie ein Geschlecht – meistens ist es die Frau – in traditionell beschränkter Funktion, als sexuell verfügbares Wesen oder nur mit stereotypen Eigenschaften darstellt, wenn sie Körper oder Körperteile wie Hintern und Brüste als Blickfang einsetzt und so voyeuristische Instinkte bedient”, erklärte sie. Der ausgeschriebene Preis soll dazu anregen, sich mit der Rolle der Frau in der Werbung – und nicht nur – auseinanderzusetzen. So wie viele Unternehmen inzwischen auf gemeinnützige Spenden statt Geschenken zu Weihnachten umsteigen, so werde zunehmend auch in der Werbung eine ethisch korrekte und nicht diskriminierende Verhaltensweise geschätzt, sagt Martha Stocker, Landesrätin für Chancengleichheit. “Wir sind schon gespannt auf die Kreativität, auf die unterschiedlichen – positiven – Zugänge zum Thema, die wir als gute Beispiele belohnen wollen”, erklärte sie.
Am Wettbewerb teilnehmen können alle Personen, die in Südtirol ansässig und 16 Jahre alt sind, zugelassen sind auch Unternehmen mit Sitz und Haupttätigkeit in Südtirol, Vereine oder Zusammenschlüsse von mindestens fünf Personen, wenn mindestens drei von ihnen Frauen sind, und Schulklassen, deren Schülerinnen und Schüler ein Durchschnittsalter von zumindest 16 Jahren haben. Das Werbe- und Kommunikationsprojekt kann in deutscher, italienischer oder englischer Sprache eingereicht werden.
Jedes Jahr wird ein neues Thema vorgegeben. 2018 muss das Projekt thematisch zum Thema “Mädchen und Werbung” passen. “Die Werbung stellt Mädchen generell als schön, Buben dagegen als schlau dar”, prangerte Oberhammer in diesem Zusammenhang an. Sogar bei Überraschungseiern und Schokohasen gebe es mittlerweile unterschiedliche Versionen für Mädchen und Buben. “Wenn wir uns aber darauf beschränken, negative Werbung zu kritisieren, machen wir damit indirekt ja sogar Werbung für das Unternehmen”, sagte sie. Auch deshalb jetzt der neue Ansatz.
Eingereicht werden können detailliert ausgearbeitete und sofort umsetzbare Werbe- und Kommunikationsprojekte, etwa ein Kurzfilm, ein Werbespot oder ein digitales Plakat. Es muss möglich sein, das Projekt ohne Änderungen direkt online zu stellen. “Das Einreichen des Konzepts ist nicht ausreichend”, betonte Oberhammer. Einreichschluss ist der 30. Mai 2018, verliehen wird der Preis im Herbst. Die prämierte Kampagne wird dann zum internationalen Weltmädchentag im Oktober veröffentlicht.
Dem Siegerprojekt winkt ein Preisgeld von 7.500 Euro, darüber hinaus bekommt die Gewinnerin bzw. der Gewinner eine von Sieglinde Tatz Borgogno gestaltete und kostenlos zur Verfügung gestellte Statue, die als Wandertrophäe nach einem Jahr weiterreicht wird. “Die Figur ist 26 Jahre alt. Sie steht für uns Frauen, für unsere innere Freiheit”, erklärte die Künstlerin.
Informationen zur Teilnahme sowie das bereitgestellte Formular sind beim Frauenbüro erhältlich und stehen auf der Webseite des Landesbeirats für Chancengleichheit zum Download (www.provinz.bz.it/ chancengleichheit). Weitere Informationen zum Preis gibt es beim Frauenbüro telefonisch unter 0471 418690 oder per E-Mail an frauenbuero@provinz.bz.it.