Von: mk
Bozen – Nach der Polemik rund um den „landesüblichen Empfang“ des EU-Kommissionspräsidenten Jean Claude Juncker in Bozen meldet sich nun Landeshauptmann Arno Kompatscher zu Wort.
Die Reaktionen würden zeigen, dass in Südtirol etwas nicht stimmt. Ihren Ursprung nahm die Polemik nach Kritiken des Landtagsabgeordneten von Alto Adige nel Cuore, Alessandro Urzì, der sich über die Anwesenheit der Schützen ereiferte, die Gewehrsalven abgefeuert hatten.
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, bezeichnete darauf die Haltung als „Ausdruck einer fehlenden Integrationsbereitschaft vieler (nicht aller) Italiener in Südtirol“. Der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder goss ebenfalls Öl ins Feuer und meinte, die italienischen „Traditionen“ in Südtirol hätten „überwiegend etwas mit faschistischen Relikten oder dem Festhalten an faschistischen Überbleibseln und nationalistischem Imponiergehabe zu tun“ und seien deshalb nicht herzeigbar.
Die Parteisekretärin des PD, Liliana Di Fede, bezeichnete die beiden Äußerungen als rassistisch. „Wenn es um die Verteidigung der italienischen Nationalismen und faschistischen Symbole geht, dann halten die italienischen Parteien in Südtirol zusammen“, konterte Pöder darauf.
Auch die Freiheitlichen distanzierten sich allerdings von Knoll und Pöder und brachten ihre Forderungen nach einem Freistaat ins Spiel. Bei diesem politischen Projekt müsse auch die italienische Volksgruppe mit ins Boot geholt werden, sie gehöre zu Südtirol dazu.
Dass sich jemand beleidigt fühlt, zeige, dass Südtirol einen Schritt zurückgemacht habe, erklärte Kompatscher Medienberichten zufolge. Es herrsche wenig Vertrauen und viel Unsicherheit. Dies sei das Ergebnis der Politik, so der Landeshauptmann. Gleichzeitig appellierte er an alle, den Wert der Vielfalt und des Zusammenlebens im europäischen Geist anzuerkennen.
Achammer: “Kultur und Tradition schließen nicht aus, sondern führen zusammen!”
Auch SVP-Obmann Philipp Achammer reagiert auf die Polemik, die nach dem landesüblichen Empfang anlässlich des Besuches von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Südtirol entstanden ist. “Die Pflege der Traditionen unseres Landes ist etwas, worauf alle Südtirolerinnen und Südtiroler stolz sein können”, so Achammer. “Weil das Leben von Kultur und Tradition zusammenführt und niemals ausschließt.” Die Äußerungen einiger Oppositionsabgeordneten, insbesondere jene des Abgeordneten Knoll, die diesem Prinzip nicht entsprechen würden, kritisiert der SVP-Obmann dezidiert. “Einen hohen politischen Repräsentanten auf eine in Tirol gängige Art und Weise zu begrüßen, ist ein Akt der Höflichkeit”, so Achammer. Dies habe nichts damit zu tun, dass irgendjemand ausgeschlossen oder missachtet werden sollte. “Wenn schon passiert dies nun mit einigen öffentlichen Stellungnahmen, die ganz und gar nicht angebracht sind und nichts mit einem Zusammenleben in Ausgleich und gegenseitigem Respekt zu tun haben”, so Achammer.
Die Südtiroler Volkspartei ist davon überzeugt, dass das Miteinander der verschiedenen Kulturen und Traditionen der in Südtirol lebenden Sprachgruppen ein großer Mehrwert sei: “Dieser Mehrwert wird aber nur dann seine Geltung finden, wenn auch ein wirkliches Bewusstsein dafür besteht. Wenn dies nicht der Fall ist, kann man natürlich auch immer und überall eine Provokation sehen – aber dann wird Zusammenleben nicht funktionieren.”