Von: mk
Bozen – Der Landtag hat sich heute mit dem Beschlussantrag Nr. 216/14: Studie über das Internetverhalten von Jugendlichen in Südtirol (eingebracht von den Abg. Mair, Leitner, Tinkhauser, S. Stocker, Oberhofer und Blaas am 16.9.2014) befasst: Der Landtag möge die Landesregierung auffordern, eine Studie in Auftrag zu geben, um Zahlen und Fakten über das Internetverhalten von Kindern und Jugendlichen zu erhalten. Die Studie dient als Grundlage für die weitere Planung, Ausgestaltung, Überarbeitung und Erlassung von Gesetzen und Verordnungen im Zusammenhang im Bereich Jugend, Prävention und Gesundheit.
“Es ist beeindruckend, wie vielfältig und kreativ das Internet von Jugendlichen in Europa genutzt wird”, erklärte Ulli Mair (Freiheitliche). Gleichzeitig sei es aber alarmierend, dass so viele Jugendliche ein problematisches oder sogar abhängiges Verhalten zeigten. In anderen Ländern seien dazu Untersuchungen durchgeführt worden, für Südtirol gebe es noch keine. “Aufgrund einer europaweiten Studie, die untersucht hat, wie exzessiv Jugendliche das Netz nutzen, wird dieses Thema auch in Deutschland derzeit diskutiert. Ergebnis der Studie: Fast jeder zehnte deutsche Jugendliche zeige bedenkliches Web-Verhalten, ein Prozent soll sogar süchtig sein.”
Andreas Pöder (BürgerUnion) bezeichnete eine solche Studie als nützlich. Manche Schulen böten den Eltern bereits Informationen über das Netzverhalten der Jugend, damit sie die Gefahren einschätzen könnten.
Pius Leitner (F) wies in diesem Zusammenhang auch auf die Strahlengefahr hin und auf die Tagung im Landtag zum Thema. Er selbst sei kürzlich Opfer eines Identitätsmissbrauchs bei Onlinespielen geworden. Es sei also wichtig, dass man zu diesem Thema umfassende Informationen sammle.
Internet biete viele Möglichkeiten, die aber auch Konsequenzen hätten, die Kinder und Jugendliche kaum abschätzen könnten, erklärte Magdalena Amhof (SVP) und stellte sich hinter das Grundanliegen Mairs. Dazu brauche es aber nicht unbedingt eine eigene Studie, wie Mair schon eingeräumt habe, man könnte in den regelmäßig geplanten Studien geeignete Fragen einbauen.
Viele recherchierten am Wochenende im Internet, wie sie ihre Freizeit verbringen könnten, wies Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) auf ein Paradox hin. Durch soziale Netzwerke wie Facebook würden Menschen über ihre digitalen Freundschaften bereits bewertet, was auch Folgen auf die Arbeitswelt haben könne. Nicht nur den Kindern, auch vielen Erwachsenen sei erst beizubringen, wie man verantwortungsvoll mit dem Internet umgeht.
Jugendverbände und Postpolizei informierten ständig über die Gefahren des Internet, bemerkte Maria Hochgruber Kuenzer (SVP), man müsse diese Informationen auch verbreiten, ohne die gesamte Last den Schulen aufzubürden. Die Welt drehe sich auch ohne Internet, und ein zu früher Umgang damit behindere die Kreativität.
Brigitte Foppa (Grüne) wies auf die Anhörung im Landtag zu den Strahlungsgefahren durch Wlan hin, die von einer Nutzung in den Schulen abraten würden. Über die Internetnutzung der Jugendlichen gebe es zu wenige Daten, daher könne sie dem Antrag zustimmen.
LR Waltraud Deeg kündige einen Änderungsantrag an, den sie zusammen mit Mair erarbeitet habe. Es gehe bei der Internetnutzung durch Jugendliche auch darum, was ihnen vorgelebt werde. Die Eltern seien heute oft beruhigt, wenn die Kinder nicht mit dem Motorrad oder Auto unterwegs seien, wie weit sie sich mit dem Internet entfernten, werde ihnen nicht bewusst. Der Antrag wurde (in geänderter Fassung) einstimmig angenommen.
Beschlussantrag Nr. 222/14: Zulassung zum Medizinstudium an der Universität Innsbruck für Studierende der Europaregion (eingebracht vom Abg. Köllensperger am 22.09.2014): Die Landesregierung werde verpflichtet, 1. die Verhandlungen mit Österreich über die Gleichstellung der Studierenden mit einem Maturazeugnis einer ladinischen oder deutschen Schule wieder aufzunehmen, damit auch alle anderen Studierenden aus Südtirol und dem Trentino und in Anbetracht der Europaregion beim Aufnahmeverfahren gleichgestellt werden; 2. die geltenden Bestimmungen aufgrund der häufigen Sprachaufenthalte italienischer Schüler in deutschsprachigen Ländern oder an deutschen Schulen in Südtirol sowie umgekehrt deutscher Schüler an italienischen Oberschulen zu überarbeiten und dementsprechend auch die Studierenden aus Südtirol und dem Trentino und unabhängig von der Sprache ihres Maturazeugnisses zum Aufnahmeverfahren zuzulassen, sofern sie über einen international gültigen Nachweis über die Kenntnisse der deutschen Sprache auf mindestens Niveau C1 nach dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GeR) verfügen.
Südtiroler deutscher und ladinischer Muttersprache würden zum österreichischen Kontingent gerechnet und hätten damit mehr Chancen auf einen Studienplatz, bemerkte Paul Köllensperger (5 Sterne Bewegung). Würde man auch den anderen den erleichterten Zugang ermöglichen, so könnte man damit dem hiesigen Ärztemangel besser entgegenwirken.
Sven Knoll (STF) wies darauf hin, dass die Quote auf der Kippe stehe, weil die EU darin eine Diskriminierung sehe. Südtirol müsse froh sein, dass Österreich diese Vergünstigung gewähre. Die Italiener hätten bereits Zugang zum muttersprachlichen Studium an allen italienischen Universitäten. Daher könne man dem Antrag nicht zustimmen.
Riccardo Dello Sbarba (Grüne) erinnerte an einen ähnlichen Antrag seiner Fraktion. Auch deutschsprachige Südtiroler mit italienischer Matura fielen nicht unter das Kontingent.
LR Philipp Achammer bestätigte, dass die Quotenregelung in Gefahr sei. Abgesehen davon würde er vor einer Aufweichung der Regelung warnen, denn die Zurechnung der deutschen und ladinischen Südtiroler zum österreichischen Kontingent beruhe auf dem Pariser Vertrag. Diese Begründung würde fallen, wenn man auch die italienische Matura mit einschließe. Damit könne die Begünstigung für alle Südtiroler fallen.
Die österreichische Position sei durchaus schwieriger geworden, räumte Paul Köllensperger ein, der Antrag sei aber weiterhin sinnvoll.
Der Antrag wurde mit 5 Ja, 21 Nein und einer Enthaltung abgelehnt.
Die Sitzung wurde anschließend für eine Beratung innerhalb der SVP-Fraktion unterbrochen und wird morgen wieder aufgenommen.