Von: mk
Bozen – Wie eine kürzlich vorgestellte Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt, setzen nur 59 Prozent der befragten Deutschen im Alter von 18 bis 30 Vertrauen in die Demokratie. Dabei ist dieser Durchschnitt sogar höher als in neun anderen europäischen Ländern – darunter auch in Italien. Dort liegt das Vertrauen nur bei 50 Prozent.
Noch kritischer bewerten junge Deutsche die politischen Institutionen: Mehr als jeder zweite Befragte zwischen 18 und 30 Jahren (52 Prozent) äußert Misstrauen in die Regierung, 45 Prozent mangelt es an Vertrauen ins Parlament. Auch das Misstrauen gegenüber Medien (60 Prozent) und Religion (58 Prozent) ist hoch.
Relativ gut schneidet dagegen die Europäische Union mit 62 Prozent ab. Von den Befragten aus den anderen neun Ländern vertrauen im Durchschnitt nur 57 Prozent der EU. Am höchsten im Kurs stehen Bildung und Wissenschaft: Jeweils rund drei Viertel der Befragten in Deutschland geben an, diesen Bereichen zu vertrauen.
Unabhängig von ihrem Alter blicken die Teilnehmer eher besorgt in die Zukunft – etwa beim Klimawandel oder dem Lebensstandard. Junge Erwachsene in Deutschland sind dabei im Schnitt pessimistischer als ihre Altersgenossen in anderen Ländern.
Die Umfragedaten stammen aus dem Vorjahr. Wie die Experten erklären, gelte es nun, das Demokratievertrauen nicht weiter zu verspielen. Es brauche gezielte Maßnahmen, um den Glauben an die Problemlösungsfähigkeit von Politik wieder zu stärken.
Dabei ist es häufig die Politik selbst, die wertvolles Porzellan zerschlägt. Wenn man etwa zuletzt an die Kür der Landesregierung in Südtirol denkt, schienen Eigeninteresse, Posten und verletzter Stolz mehr zu zählen als das große Ganze. Politik braucht tragfähige und auch langfristige Visionen, nach denen sie sich ausrichtet und die klar kommuniziert werden müssen. Dann gewinnt sie an Glaubwürdigkeit.