Unmut wegen Treffen mit Sellner

SKJ stellt sich offen gegen Jürgen Wirth-Anderlan

Donnerstag, 07. März 2024 | 17:53 Uhr

Von: mk

Bozen – Dass sich Südtirols Katholische Jugend (SKJ) zum aktuellen politischen Geschehen und zu aktiven Politikern Stellung nimmt, passiert so gut wie nie. Doch nun scheint der Moment gekommen zu sein. Vor allem in Richtung des Neo-Abgeordneten Jürgen Wirth-Anderlan wird eine klare Botschaft gesandt. Dessen Treffen mit dem Mitbegründer der „Identitären Bewegung“ Martin Sellner in Wien sorgt für Unmut. Auch von anderen politischen Vertretern wird eine klare Positionierung verlangt.

„Herausfordernde Zeiten mit ständigen Veränderungen und komplexen Situationen in allen Lebensbereichen erfordern schwierige und oft mutige Entscheidungen von jedem und jeder einzelnen“, erklärt der SKJ in einer Aussendung. Dies gelte auch für die politischen Vertreterinnen und Vertreter. Die Geschichte lehre vieles. Jetzt sei es an der Zeit, Stopp zu sagen.

„Dass auch wir in Südtirol von solchen Zeiten nicht verschont bleiben, ist uns allen längst bewusst. Unsere Gesellschaft steht gerade an einer Weggabelung und wir müssen gemeinsam entscheiden, welche menschlichen, sozialen und religiösen Werte für uns wichtig sind“, erklärt Katja Engl, zweite Landesleiterin von Südtirols Katholischer Jugend. Werte seien unsere fundamentalen Grundprinzipien, nach denen wir unser Handeln ausrichten. „Sie geben uns Sinn, Orientierung und Halt im Leben. Wir müssen uns die Frage immer wieder aufs Neue stellen: Hinter welchen Werten positionieren wir uns?“

Mittlerweile täglich höre und sehe man: Frieden ist der kostbarste Schatz. „Der Frieden zwischen dir und mir, in unserem Land aber auch in Europa darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Ansätze, wie Menschen in deren ursprüngliche Heimatländer zurückzuführen, welche nicht unseren Glauben oder unsere Kultur haben, ist der falsche Weg, um den Frieden zu bewahren“, betont Simon Klotzner, erster Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend und meint weiter: „Viel mehr als ein Gegeneinander braucht es ein Miteinander mit gegenseitiger Akzeptanz und Toleranz. Uns ist durchaus bewusst, dass es bei einer so vielfältigen Bevölkerung bestimmte Grundhaltungen für alle Menschen in Südtirol braucht, damit ein gesellschaftliches Leben miteinander funktioniert.“

Das Treffen des Südtiroler Landtagsabgeordneten Jürgen Wirth-Anderlan mit dem Mitbegründer der „Identitären Bewegung“ Martin Sellner in Wien und das Befürworten einiger seiner Ideen und Inhalte ist für Südtirols Katholische Jugend besorgniserregend und stößt auf Unmut. Diese Bewegung wird vom österreichischen Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung beobachtet wird und als rechtsextremistisch eingestuft.

Als Teil der Südtiroler Gesellschaft und als Sprachrohr der Jugend distanziert sich Südtirols Katholische Jugend ganz klar von den Aussagen und Taten des Abgeordneten im Südtiroler Landtag. „Wenn uns unsere Geschichte eines lehrt, dann ist es, laut zu sein, wenn Unrecht passiert. Sich mit rechtsextremem Gedankengut anzufreunden, in Erwägung zu ziehen, es umzusetzen zu wollen, rassistisch und diskriminierend zu handeln, kann nicht recht sein; dies zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit,“ betont Elisa Plaikner, dritte Landesleiterin von Südtirols Katholischer Jugend.

Es könne nicht in Ordnung sein, solchen Aussagen öffentlichen Raum zu geben. Man stelle sich klar, gegen jegliche Art von Ausschluss, Diskriminierung und Rassismus „Das darf es nicht wiedergeben! Niemals wieder! Und niemals ist jetzt! Wir sind Teil des Katholischen Forums und tragen die Befürchtungen der anderen 14 Mitgliedsorganisationen voll mit. Es kann nicht sein, dass solche Aussagen salonfähig werden und Ängste in der Gesellschaft geschürt werden. Zum Teil auch mit Unwahrheiten, wie es momentan bei der Unterschriftensammlung zu den drei Volksbefragungsanträgen der Fall ist“, betonen die drei Mitglieder der Landesleitung von Südtirols Katholischer Jugend.

„Die Tatsache, dass ein Südtiroler Landtagsabgeordneter mit rechtsextrem gesinnten Personen sympathisiert und davor keine Scheu zeigt, muss die Südtiroler Gesellschaft aufrütteln und zum Handeln bewegen. Wir als Südtirols Katholische Jugend fordern von Politik und Gesellschaft klare Äußerungen und Distanzierungen zu politischen Aussagen jeglicher Parteien, die sich rassistisch und diskriminierend äußern. Wir als SKJ fordern eine Politik, die Toleranz, Integration und Frieden fördert! Wir fordern für unsere Jugendlichen in unserem Land eine Zukunft, die sich an der Würde des Menschen orientiert. Eine Menschenwürde, die jedem Menschen zugestanden wird“, so die Mitglieder der Landesleitung.

Bezirk: Bozen