Verkehr in die Stadt einschränken – ein Kommentar

„So geht’s nicht mehr weiter“

Donnerstag, 20. Juli 2023 | 01:15 Uhr

Von: ka

Bozen – Es vergeht kein Arbeitstag, ohne dass nicht Hunderte und Tausende von Autos in die Landeshauptstadt drängen. Das Problem des Pendler- und Touristenverkehrs, zu denen sich die vielen Bozner gesellen, die auf ihr Auto nicht verzichten wollen, ist wahrlich nicht neu. Seit Jahren sinnieren Bozens Stadtväter und Stadtmütter darüber, wie dem ständigen Verkehrsfluss, der manchmal in einen regelrechten Kollaps mündet, Einhalt geboten werden kann.

Es wurden eine Vielzahl von Radwegen errichtet, neue Busse angeschafft und die Fahrpläne nachgebessert sowie neue Straßen wie die Eisackuferstraße eröffnet. Trotz einiger Erfolge – immer mehr Bozner, aber auch Pendler und Touristen benutzen öffentliche Verkehrsmittel oder das Rad – schwächte sich die Verkehrslawine, die sich täglich in die Stadt ergießt, nie richtig ab. Zudem macht die Tatsache, dass Bozner zwar ins Umland ziehen, ihren Arbeitsplatz und ihr soziales Umfeld aber weiterhin in der Landeshauptstadt behalten, wodurch sie den entsprechenden Verkehr verursachen, jegliche Fortschritte wieder zunichte.

Alto Adige

Wer sich die Mühe macht, morgens an den großen Einfallstoren in die Landeshauptstadt – Überetscher Straße, Rentsch, Gries und Sarntaler/Jenesiner Straße – den Verkehr zu beobachten, stellt bald fest, dass in fast allen Autos nur ein Mensch sitzt. Das bedeutet, dass trotz steigender Treibstoffpreise und Parkgebühren alle Aufrufe, Fahrgemeinschaften zu bilden, nichts fruchten. Nicht zusammenpassende Arbeitszeiten, aber auch persönliche Motive wie „Hygienebedenken“ und die Tatsache, dass Frauen ungern zu Männern ins Auto steigen, scheinen den an sich sinnvollen Fahrgemeinschaften im Wege zu stehen.

Alto Adige

Die Erkenntnis, dass alle bisherigen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen kaum Linderung verschaffen, ist für Bozens Verantwortliche bitter. Daher ist es nun nötig, harte Entscheidungen zu treffen. Andere Städte – auch der Größe Bozens – machen es längst vor. Neben Fahrverboten und einer weiteren Verteuerung und Verknappung des Parkraums könnte ruhig über die Einführung einer Citymaut nachgedacht werden. Nur jene, die zumindest einen Fahrgast mitnehmen, könnten mautfrei in die Stadt gelassen werden. Über Vergünstigungen und einer weiteren Verbesserung des Netzes öffentlicher Verkehrsmittel könnten Pendler und Touristen zum Verzicht auf das Auto animiert werden.

Wie in Südtirol bei jeder Neuerung üblich wird anfänglich das Gejammer und Gepolter groß sein. Sowohl die Bozner, aber auch alle anderen, die in die Stadt kommen, werden die höhere Sicherheit und Lebensqualität aber zu schätzen wissen. Eine Änderung muss kommen, denn eines ist sicher: „So gehts nicht mehr weiter“.

Bezirk: Bozen