Von: apa
Südtirols Altlandeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) ist am Mittwoch im zweiten Teilstrang der sogenannten “Sonderfonds”-Causa am Landesgericht Bozen freigesprochen worden. Dies berichteten Südtiroler Medien. Der Prozess kreiste um die Verwendung von Geldern aus dem Sonderfonds gegen Ende seiner Amtszeit, zwischen Oktober 2012 und Februar 2013, in der Höhe von rund 24.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hatte eine dreimonatige Haftstrafe wegen Amtsunterschlagung gefordert.
Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Laut Staatsanwaltschaft hätte der 83-jährige Durnwalder Geldgeschenke an Vereine, an Schulklassen für Maturabälle und an Privatpersonen in Höhe von 24.000 Euro nicht aus dem Sonderfonds bestreiten dürfen. Die Anwälte des Ex-Landeshauptmannes betonten hingegen in ihren Schlussplädoyers, dass ein ehrlicher Mann wie Durnwalder hier vor Gericht stehe, der Geld für Repräsentationszwecke nach bestehenden Regeln verwendet habe. Diese Regeln habe der Landtag 1994 beschlossen, auch der Rechnungshof habe solche Regeln gefordert. Durnwalder habe das Geld für bedürftige Menschen, Vereine oder andere Unterstützungsmaßnahmen rechtmäßig verwendet.
Die Sonderfonds-Causa zieht sich bereits über zehn Jahre. Durnwalder war zunächst freigesprochen worden. 2019 erfolgte schließlich im ersten Sonderfonds-Prozess doch eine strafrechtliche Verurteilung durch das Oberlandesgericht Trient, die letztlich rechtskräftig wurde. 2 Jahren und sechs Monate Haft lautete das Urteil. Absitzen musste der langjährige Landeshauptmann die Strafe aber nicht. Er durfte sie in Form von gemeinnütziger Arbeit ableisten.
Durnwalder beteuerte stets, “keinen Cent in die eigene Tasche gesteckt” zu haben. Er habe guten Glaubens gehandelt und den Sonderfonds so verwaltet, wie bereits sein Vorgänger Silvius Magnago vor ihm. Er habe mit dem Geld Menschen in Notsituationen geholfen, “das tue ihm auch nicht leid”. Die Art der Verrechnung sei schließlich eine reine Formsache gewesen. Er habe das Geld nicht behalten, sondern in Ausübung seines Amtes ausgegeben.
Durnwalder regierte die autonome Provinz südlich des Brenners 25 Jahre lang, von 1989 bis 2014. Er galt stets als Machtmensch, Macher, aber auch sehr volksnaher Politiker. Sein Nachfolger wurde Arno Kompatscher.
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10 Kommentare auf "Sonderfonds-Causa: Durnwalder in zweitem Strang freigesprochen"
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Ich wünsch mir dass es nun ein Ende nimmt und er endgültig freigesprohen wird. Wir sollten ihn dankbar sein für alles was er für uns südtiroler gemacht hat (deutsch, italiener und ladiner).
So a Summe sicher net🥷🤭
Zu den mittleren beiden Absätzen: Der Rechnungshof ist dafür da, die ordnungsgemäße Verwendung von Steuergeldern zu überprüfen und bei Zweifeln, diese auch der Justiz mitzuteilen.
Diese ist eine unabhängige, nur den Gesetzen verpflichtete Institution unseres Staates und handelt dementsprechend.
Bis zur traurigen Ära Berlusconi wurde das auch allgemein so gesehen und nie wäre es einem Politiker eingefallen da querzuschießen.
Nur weil das unterdessen an der Tagesordnung ist (sehr gefährlich für das Staatsgefühl/die Demokratie), ist es immer noch nicht ok und zumindest ganz schlechter Stil. Von dem her ist Zurückhaltung bis zur Urteilsverkündung zu begrüßen und nicht zu kritisieren
25 Jahre lang war Durnwalder LH und hat den Sonderfond laut Richtlinien von 1994 verwaltet. Bis zu seinem Abtreten wurde da nie dagegen Einspruch erhoben aber nach seinem Abtreten wurden einige ganz mutig.
Vielleicht konnte man erst nach seinen Abtreten, eine richtige Abrechnung machen?!
Ach, wie war ich doch naiv. Der Luis hat bei einem Vereinsball eine “Runde” für die Mitarbeiter des Vereins spendiert. Ich war überzeugt, dass er das aus eigener Tasche bezahlt hat. Jetzt muss ich leider vermuten, dass das mit meinen Steuergeldern passiert ist. Da hätte ich mir das Bier auch gleich selbst bezahlen können.
Habe nie daran gezweifelt. Gerechtigkeit ist ein frommer Wunsch, aber nicht die Realität!
Hin oder her, auch wenn es kein de facto Verbrechen war und wie er aus “reinen” Gewissen gehandelt hat, muss man auch sagen, in der Position muss man sich an Regeln halten, auch wenn es gut gemeint war, sonst kommt so ein Theater heraus.
frage mich, wer diesen langen streit jetzt bezahlen darf