Von: ka
Wien/Bozen – Der Sonnyboy der vaterländischen Politik – Sebastian Kurz – ist fast am Ziel.
Nachdem er vor vier Jahren als Außenminister die große politische Bühne betreten hatte, nützte er die Flüchtlingskrise und sein Amt geschickt, um auf der Beliebtheitsleiter immer weiter nach oben zu klettern. Als Außenminister konnte er sich profilieren, ohne in die Schlangengrube der Großen Koalition der beiden ewigen Parteien ÖVP-SPÖ hineinsteigen zu müssen. Nun aber hält er die Zeit für gekommen, selbst den Bundeskanzlersessel zu erklimmen. Er zog der siechen Koalition den Stecker, übernahm im Handstreich von seinem glücklosen Vorgänger die ÖVP und trimmt sie nun mit neuem Namen à la Macron zu seinem persönlichen Wahlverein.
Es ist natürlich ein Vabanquespiel, aber der Zeitpunkt ist günstig. Die Österreicher haben genug von der großen Koalition. Schafft es Kurz im Herbst stärker als sein SPÖ-Konkurrent zu werden, wird er selbst das Kanzleramt anstreben und vermutlich die FPÖ zum Mitregieren einladen. Den Part, die FPÖ zu zähmen und notfalls etwas zurechtzustutzen, könnte dann der über alles wachende „grüne“ Bundespräsident Van der Bellen übernehmen.
Und was heißt das für Südtirol? Kurz hat bei seinen Besuchen mehrfach bewiesen, dass er mit dem Duo Achammer und Kompatscher kann. Er hat aber auch durchblicken lassen, dass er bei der Flüchtlingspolitik – Stichwort Brenner – sehr hart sein kann. Dank seiner Erfolge bei der Schließung der Balkanroute überstrahlt er längst die Strache-FPÖ. Sollte in Wien auch die FPÖ mit am Tisch sitzen, so wird Südtirol doch auf bewährte Ansprechpartner zählen können.
Wandel in Wien kann mit Kurz und Van der Bellen auch Kontinuität im manchmal heißen Dreieck Wien-Bozen-Rom bedeuten, immer wenn es der Sonnyboy schafft und nicht Kurz vor dem Ziel baden geht.