Von: mk
Bozen – 474 Millionen Euro wurden 2017 in Sozialleistungen investiert. Rückläufig sind die Auslagen für Mindesteinkommen und Miete wegen verbesserter Arbeitsmarktlage.
Insgesamt hat Südtirol im vergangenen Jahr fast 474 Millionen Euro in soziale Dienste und Leistungen investiert. Das sind gut 18 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. Die Zahlen und Trends im Bereich der sozialen Dienste und Leistungen zeigten Soziallandesrätin Martha Stocker, der Abteilungsdirektor für Soziales, Luca Critelli, und der Direktor der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung ASWE, Eugenio Bizzotto, heute auf.
“Das Soziale gehört zu jenen Bereichen, die besonders umfangreich von der öffentlichen Hand finanziert werden”, erklärte Stocker. Dies liege auch daran, dass es im Sozialbereich sehr viele unterschiedliche Leistungen gebe. “Im Jahr 2017 haben wir etwa verstärktes Augenmerk darauf gelegt, Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Für sie bedeutet es oft noch mehr, Arbeit zu haben, als für Menschen ohne Behinderung. Arbeit vermittelt auch Mehrwertgefühl”, betonte sie. Gemeinsam mit den Gemeinden sei darüber hinaus auch die Unterstützung für Asylbewerber und für Obdachlose ausgebaut worden, mit 213,5 Millionen Euro schlage aber nach wie vor das Pflegegeld am stärksten zu Buche. In diesem Zusammenhang betonte Stocker auch, wie wichtig die Schalter seien, die Beratung und Betreuung für den Pflegebedarf “aus einer Hand” zwischen den beteiligten Diensten ermöglichten. Diese Anlaufstellen für Pflege und Betreuung in den Sprengeln werden weiter ausgebaut.
Zielgruppe Senioren
“Die Hauptzielgruppe des Pflegebereiches sind Senioren. Im vergangenen Jahr erhielten 5475 Personen Betreuung zu Hause durch die Hauspflegedienste, zum Stichtag 31. Dezember gab es 4356 Plätze in Seniorenheimen”, erklärte Abteilungsdirektor Critelli. Damit habe sich auch 2017 der Trend fortgesetzt, nach dem jedes Jahr 100 bis 120 Plätze dazukommen. “Vergleicht man diese Zahl aber mit der demographischen Entwicklung und dem damit verbundenen Anstieg der Senioren in der Gesellschaft, zeigt sich auch, dass das Land mit den verschiedenen Strategien zur Stärkung der Betreuung zuhause und den Angeboten des begleiteten Wohnens auf dem richtigen Weg ist, damit die Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können”, sagte er.
Mindesteinkommen: Ausgaben gesunken
Critelli ging auf die Entwicklung der Ausgaben für das soziale Mindesteinkommen ein. “Diese Leistungen geben die wirtschaftliche Entwicklung des Landes wieder”, erklärte er. Zwischen 2008 und 2011, als einige Betriebe geschlossen wurden, seien die Ausgaben angestiegen, in den vergangenen beiden Jahren hingegen wieder gesunken. “Diese Ausgaben sind rückläufig, weil sich die Beschäftigungssituation verbessert hat, weil die Zahl der Arbeitslosen rückläufig ist”, stellte er fest.
Mietbeihilfen für 13.400 Haushalte
Ein ähnlicher Trend sei auch im Bereich der Mietbeiträge festzustellen. Insgesamt wurden im Jahr 2017 rund acht Millionen Euro an 3286 Haushalte als Mindesteinkommen ausgezahlt, zirka 41 Milionen Euro gingen in Form von Mietbeihilfe an insgesamt 13.372 Haushalte. Critelli ging auch auf die Staatsbürgerschaft der Leistungsbezieher ein. “Wir können festhalten, dass rund 90 Prozent der Leistungen an italienische oder andere EU-Bürger gehen, etwa 10 Prozent an Nicht-EU-Bürger”, sagte er. Dieser Prozentsatz hängt dabei ganz wesentlich von der Art der Leistung ab, so erhalten Nicht-EU-Bürger so gut wie keine Pflegegelder, beantragen aber oft Mietgeld (43 Prozent) und das soziale Mindesteinkommen (36 Prozent). “Das erklärt sich auch daraus, dass Ausländer in Südtirol selten Wohnungseigentum haben und oft im Niedriglohnsektor beschäftigt sind”, erklärte er.
19.000 pflegebedürftige Menschen
Die direkten finanziellen Leistungen verwaltet im Auftrag des Landes die Hilfskörperschaft ASWE, im vergangenen Jahr zahlte sie rund 278 Millionen Euro für Leistungen im Sozialbereich aus. “Der Großteil der Ausgaben floss auch 2017 in die Pflege”, erklärte Direktor Bizzotto, insgesamt seien es rund 214 Millionen gewesen, die an fast 19.000 pflegebedürftige Menschen ausbezahlt worden sind. Das Budget für Zivilinvaliden, Blinde und Gehörlose sei mit rund 42 Millionen Euro dagegen fast unverändert geblieben, rund 22 Millionen Euro seien auf Vorsorgeleistungen entfallen. Unter den Rentenleistungen hob Bizzotto jene für Hausfrauen hervor, in die mehr als 2800 Frauen eingeschrieben sind. Im vergangenen Jahr lag die Gesamtausgabe fast bei 14 Millionen Euro, die monatliche Rate lag – abhängig von der Anzahl der Beitragsjahre – zwischen 479,13 Euro und 574,96 Euro. Insgesamt 2302 Frauen erhielten diese Rente, im Durchschnitt waren sie 75 Jahre alt.
Mehr Beschäftigtte im Sozialbereich
Angestiegen sind nicht nur die Ausgaben, auch die Anzahl der Menschen, die im Bereich der sozialen Dienste arbeiten, hat zugenommen. 2017 waren in Sozialbereich insgesamt 8453 Menschen tätig, mehr als 85 Prozent von ihnen waren Frauen. Dazu kommen noch etwa 4300 Freiwillige.