Von: Ivd
Meran – Gestern fand im Realgymnasium und der TFO Meran eine Tagung zum Thema „Südtirols Autonomie: Geschichte, Gegenwart, Zukunft“ statt. Unter der Moderation von Eberhard Daum diskutierten der ehemalige Senator Oskar Peterlini, die Senatorin Julia Unterberger, der Abgeordnete Alessandro Urzì, der Senator Luigi Spagnolli sowie die Schüler Linda Siebenförcher und Alexander Kiem mit den angehenden Maturanten über die Herausforderungen und Chancen der Südtiroler Autonomie.
Die Veranstaltung begann mit einem Film, „Mit langem Atem“ von Andreas Pichler, der die bewegte Geschichte der Autonomie Südtirols dokumentiert. Der Film zeigt, wie Südtirol nach der ersten Autonomie im Jahr 1948 und den Bombenjahren der 1960er Jahre schließlich mit dem „Paket“ 1972 die zweite Autonomie erlangte. Dabei wurde deutlich, wie viel diplomatischer Einsatz und wie viele Opfer notwendig waren, um diese Errungenschaft zu sichern.
„Autonomie ist kein Geschenk, sondern ein hart erkämpftes Recht“, sagte Oskar Peterlini zu Beginn der Diskussion und erinnerte die Zuhörer daran, wie schwierig der Weg zur Autonomie gewesen war. Südtirol hatte immer wieder mit Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen zu kämpfen, die nur durch kluge Diplomatie und internationale Verhandlungen entschärft werden konnten. Die Diskussion vertiefte sich dann in den zweiten Teil der Veranstaltung: „Die Zukunft der Südtirol-Autonomie“. Dabei wurde die Frage aufgeworfen, ob die Südtiroler Autonomie heute noch zukunftsfähig ist – oder ob sie vielleicht sogar vor einer Krise steht.
„Autonomie muss weiterentwickelt werden, wir brauchen eine klare Vision für die Zukunft, die alle Menschen in Südtirol mitnimmt“, betonte Alessandro Urzì und unterstrich, dass die Autonomie kein statisches Konzept sein dürfe, sondern sich an die Veränderungen der Gesellschaft anpassen müsse. Besonders spannend war die Diskussion über die Eigenstaatlichkeitsforderungen. Urzì stellte klar, dass eine solche Forderung einen Verrat an der bereits erkämpften Autonomie darstellen würde. „Ein unabhängiges Südtirol wäre ein Verrat an der Autonomie und am Staat Italien“, sagte er.
Die Maturanten Linda Siebenförcher und Alexander Kiem brachten die drängendste Frage auf den Punkt: „Was wird aus Südtirol, wenn wir den Blick nicht über den eigenen Tellerrand hinaus wagen?“ Senatorin Julia Unterberger wies mehrfach darauf hin, dass die Autonomie vor allem für die deutschsprachige Minderheit gedacht sei. „Die Autonomie ist ein Verfassungsrecht, das uns schützt“, erklärte Unterberger und erinnerte daran, dass das Verfassungsgericht nach der Reform von 2001 immer wieder Entscheidungen getroffen habe, die die Autonomie einschränkten.
Senator Luigi Spagnolli sprach von einer starken Europäischen Region Tirol-Südtirol-Trentino, in der die Regionen und nicht der Nationalstaat die Zukunft bestimmen würden. „Die Zukunft liegt in den Regionen, nicht im Nationalstaat“, sagte Spagnolli und betonte die Bedeutung einer vereinten europäischen Gemeinschaft, in der Südtirol eine zentrale Rolle spielen sollte.
Die Tagung endete mit der Erkenntnis, dass die Autonomie weiterhin ein dynamisches Konzept bleiben muss – eines, das sowohl die Vergangenheit achtet als auch die Herausforderungen der Zukunft aktiv angeht. Der Vormittag bot einen tiefen Einblick in die Geschichte und die Perspektiven der Südtiroler Autonomie, ein Thema, das die Jugend Südtirols nicht vergessen sollte, wie Schuldirektor David Augscheller überzeugt ist.
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