Von: ka
Bozen – Es fehlt etwas mehr als eine Woche auf die Landtagswahlen und die Spannung müsste eigentlich den Siedepunkt erreichen. Glaubt man aber der Südtirol News-Umfrage, findet die übergroße Mehrheit der Südtiroler den Wahlkampf eher langweilig oder zeigt wenig Interesse.
Am möglichen Ergebnis liegt es sicher nicht, ist ja der Ausgang so offen wie selten je zuvor. Auf dem großen SVP-Dampfer kämpft das Duo Kompatscher-Achammer um die letzte Stimme. In der Brennerstraße wäre man schon sehr zufrieden, wenn man das Ergebnis von vor fünf Jahren mit 17 Mandaten – damals wurde erstmals die absolute Mehrheit verloren – wiederholen würde, aber insbesondere die Probleme im Gesundheitswesen und die offene Flanke Migration könnten dem Edelweiß das Ergebnis verhageln. Sollte die SVP zwei Mandate verlieren, geht es für das Duo ums politische Überleben.
Wenig anders ist es bei der größten Oppositionspartei. Das junge, hoffnungsvoll gestartete, dynamische „Schützen-Duo“ Leiter Reber-Von Ach kämpft mit den Altlasten, die ihnen ihre Vorgänger hinterlassen haben. Wegen verschiedener Skandale und besonders wegen des Rentenskandals gilt es heute als zutiefst unwahrscheinlich, dass die Freiheitlichen ihr Topergebnis von 2013 – sechs Mandate – wiederholen können. Das ist nicht zuletzt deshalb so, weil auch andere wie die Süd-Tiroler Freiheit und die Lega das Ausländerthema für sich entdeckt haben. Wegen des römischen Salvini-Rückenwinds dürfen sich besonders Letztere berechtigte Hoffnungen darauf machen, auch viele deutsche Südtiroler anzusprechen.
Fast ausgemacht ist hingegen, dass die römische Koalition Lega-Fünfsterne-Bewegung auf italienischer Seite ziemlich viel abräumen dürfte. Keine Bäume ausreißen hingegen dürften die Grünen. Der Abgang der Gallionsfigur Hans Heiss macht den Grünen schwer zu schaffen. Dass sie in der Flüchtlingsfrage gegen den Strom schwimmen, mag ehrenvoll sein, wird aber außerhalb ihres Zirkels kaum honoriert werden.
Der neue Stern – und der, vor dem alle anderen Angst haben – ist Paul Köllensperger mit seiner Team Köllensperger genannten, interethnischen, liberalen Liste. Paul Köllensperger, der viele interessante Persönlichkeiten für eine Kandidatur gewinnen konnte, spricht mit seinem Team Deutsche und Italiener gleichermaßen an. Die „moderaten Unzufriedenen“, die von den alten Parteien – sprich Rentenskandal – enttäuscht sind, sich Reformen wünschen, aber keine radikalen Parteien und ein Kippen der Autonomie wollen, besitzen nun ein politisches Angebot. Dem Team werden durchaus drei Mandate zugetraut. In welchen Teich sie vorwiegend fischen werden, wird die Wahl entscheiden.
Alles in allem: Es mag Euch jetzt noch nicht so vorkommen und Ihr mögt zurzeit auch keine Lust auf Wahlkampf haben, aber es sind die spannendsten Wahlen ever!