US-Präsident Biden (r) mit französischem Amtskollegen Macron

Staatschefs erinnern bei D-Day-Gedenken an Ukraine-Krieg

Donnerstag, 06. Juni 2024 | 22:33 Uhr

Von: APA/dpa

Bei mehreren Gedenkfeiern zur Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren haben US-Präsident Joe Biden und andere Staatschefs die letzten überlebenden Soldaten des D-Days gewürdigt. Zugleich riefen sie zur Verteidigung der Demokratie auf. “Wir kennen die dunklen Mächte, gegen die diese Helden vor 80 Jahren gekämpft haben. Sie vergehen nie”, sagte Biden am Donnerstag bei einer Zeremonie auf dem US-Militärfriedhof in Colleville-sur-Mer in Nordfrankreich.

Auch heute seien Demokratie und Freiheit in Gefahr, mahnte der US-Präsident. Er verwies dabei auf den Krieg, der heute in Europa tobt: Russlands Angriff auf die Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war beim D-Day-Jubiläum in der Normandie dabei. Auch zahlreiche hochbetagte Veteranen waren gekommen.

Am 6. Juni 1944, waren die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft (“Operation Overlord”). Er steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen, Zehntausende Tote und Verwundete. Zur Streitmacht der Alliierten gehörten damals vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen. Etwa 3.100 Landungsboote mit mehr als 150.000 Soldaten machten sich auf den Weg nach Nordfrankreich.

Am Abend des D-Days registrierten die Alliierten Verluste von rund 12.000 Mann, unter ihnen etwa 4.400 Tote. Die Zahl der deutschen Verwundeten, Vermissten und Gefallenen wird auf 4.000 bis 9.000 geschätzt. Im weiteren Verlauf der “Operation Overlord” sollen bis zur Eroberung von Paris wenige Monate später 200.000 Deutsche und 70.000 Verbündete ums Leben gekommen sein. In der verwüsteten Normandie starben bis zu 20.000 Zivilisten.

Von den Soldaten, die die Operation damals überstanden, sind 80 Jahre später nicht mehr viele am Leben. Bei der Zeremonie auf dem US-Militärfriedhof mit Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nahmen rund 170 Veteranen teil – alle weit jenseits der 90, einige sogar über 100 Jahre alt. Beim nächsten größeren D-Day-Gedenken in fünf Jahren dürften viele von ihnen nicht mehr am Leben sein. Umso anrührender war ihr Auftritt am Donnerstag.

Die etwa 170 Veteranen wurden bei der Veranstaltung in Colleville-sur-Mer einzeln auf die Bühne gebracht, begleitet von Angehörigen und medizinischen Helfern. Die meisten Veteranen saßen im Rollstuhl, einzelne liefen gestützt auf die Bühne. Manche salutierten, winkten, lüfteten ihre Kappe zum Gruß, und viele wirkten selbst emotional angesichts der großen Feierlichkeiten. Zehntausende Besucher kamen auf das Friedhofsgelände und zollten diesen Männern – und einzelnen Frauen – Tribut, würdigten jeden einzelnen von ihnen mit lang anhaltendem Beifall.

Vor 80 Jahren waren sie alle junge Männer, die ihr Leben aufs Spiel setzten für eine bis dahin nie dagewesene Militäroperation von ungewissem Ausgang. Sie sahen damals, wie Kameraden noch vor der Küste im Meer ertranken oder im Kugelhagel an Land zerfetzt wurden. Das Meer aus weißen Kreuzen auf dem US-Militärfriedhof in Colleville-sur-Mer mit 9.388 amerikanische Soldatengräbern erinnert daran, welche verheerenden Szenen sich damals hier abspielten – und wie viele den Einsatz nicht überlebten.

“Die Männer, die hier kämpften, wurden zu Helden”, sagte Biden. Die Soldaten hätten damals gewusst, dass die Gefahr groß sei zu sterben. Und sie hätten trotzdem gekämpft. “Freiheit ist es wert, Demokratie ist es wert”, sagte er. “Damals, jetzt und alle Zeit.”

Biden beklagte, die Demokratie sei weltweit stärker gefährdet, als sie nach der Landung der Alliierten in der Normandie je gewesen sei. Der US-Präsident beklagte, Aggressivität und Gier, der Wunsch, zu dominieren und zu kontrollieren und Grenzen gewaltvoll zu verschieben, gebe es auch heute. Das zeige Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Menschen müssten sich auch heute fragen, ob sie gegen Tyrannei und das Böse aufstünden und gemeinsam Freiheit und Demokratie verteidigten. “Meine Antwort ist Ja und sie kann nur Ja sein.” Jede Generation müsse die Demokratie verteidigen und für sie kämpfen. Das gehe nicht allein – sondern gemeinsam mit Verbündeten, wie damals.

Frankreichs Staatschef Macron betonte ebenfalls: “Wir wissen, dass die Freiheit jeden Morgen neu erkämpft werden muss.” Er dankte den Kämpfern von damals. Sie hätten alles hinter sich gelassen und große Gefahr auf sich genommen – “für unsere Unabhängigkeit, für unsere Freiheit”, sagte er. “Das werden wir nicht vergessen.” Frankreich sei nun ihr Zuhause. Macron zeichnete mehrere hochbetagte US-Veteranen für ihren damaligen Einsatz als Ritter der Ehrenlegion aus. Angesichts der Rückkehr des Krieges in Europa solle man sich den D-Day-Kämpfern würdig erweisen.

Auch der britische König Charles III. würdigte den Einsatz der alliierten Soldaten bei einer Gedenkveranstaltung im französischen Ver-sur-Mer. “Sehr viele von ihnen kamen nie nach Hause”, sagte der 75-Jährige. “Sie verloren ihr Leben an den Landungsstränden des D-Days und in den vielen folgenden Schlachten.” Die Lehre von damals sei: “Freie Nationen müssen zusammenstehen, um sich der Tyrannei zu widersetzen.”

Bei einer weiteren großen internationale Gedenkveranstaltung am nahe gelegenen Strand von Saint-Laurent-sur-Mer – am sogenannten Omaha Beach – erinnerten Staats- und Regierungschefs an den D-Day und würdigten die Kämpfer von damals. Mit dabei waren neben Macron und Biden unter anderem Selenskyj, Kanadas Regierungschef Justin Trudeau, Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz, wie auch Vertreter des britischen und niederländischen Königshauses. Aus Russland war kein Vertreter eingeladen – wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Bei der Feier in Omaha Beach standen wie auch bei den anderen Gedenken die D-Day-Überlebenden im Vordergrund, und der neue Krieg mitten in Europa schwebte über allem. Etliche Staats- und Regierungschef begrüßten Veteranen, schüttelten ihre Hände. Bei einem Austausch zwischen einem hochbetagten Veteranen und Selenskyj kam es zu einer besonderen Szene: Der alte Mann zog die Hand des ukrainischen Präsidenten an sich und küsste sie. “Sie sind der Retter der Menschen”, sagte der Veteran im Rollstuhl. Selenskyj zog seine Hand weg, fast beschämt, beugte sich schnell hinab zu dem Veteranen, umarmte ihn und sagte: “Nein, Sie haben Europa gerettet.”

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

21 Kommentare auf "Staatschefs erinnern bei D-Day-Gedenken an Ukraine-Krieg"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Aurelius
Aurelius
Kinig
29 Tage 17 h

denkt man auch an die unschuldigen Palästinenser Frauen und Kinder die täglich in Gasa von der israelischen Armee getötet werden

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
29 Tage 15 h

@aurelius
allem anschein nach, weniger schlimm…. ebenso in äthiopien, nigeria sudan u viele andere mehr.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
29 Tage 15 h

Vlt… denk ober wenn denken se an die gefallen Israelischen Soldaten de seit ihren D Day in Gaza gefallen sein… Hot awian mehr Parallelen wia se die Palästinenser vor Hamas befreien… Mitn unterschied DASS SE SICH NIT “BEFREIEN” LOSSEN WELLN weil se genau wia du nitamol drun denken dass do vlt die Hamas Regierung a migel zu weit gongen isch.. 🙄 ober jo, enk zwoa Kremltrolle geats sicher um Frauen und Kinder🙄

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
29 Tage 14 h

@Fingerzeug: nein, nicht weniger schlimm. Aber es hilft auch nicht weiter Schlimmes an anderem Schlimmen zu relativieren oder eine Rangordnung von Schlimmheit zu erstellen. Das ist meist nur Ablenkung. Wir sollten uns grundsätzlich vielmehr dafür einbringen, alles Leid auf diesem Planeten zu reduzieren. Und das unabhängig von Rasse, Religion, Herkunft. Davon gibt es bekanntlich mehr als genug!

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
29 Tage 12 h

@Goennenihrwichtigtuer
wenns dann soweit kommt, gönne ich ihnen von herzen einen platz an vorderster front…z.b. als fahnenträger.

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
29 Tage 12 h

@Goennenihrwichtigtuer
dann können sie wichtigtun. 😉

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
29 Tage 10 h

@Goennenihrwichtigtuer
Du kannst deine eingeschränkte Sichtweise noch hundert mal wiederholen sie wird dadurch nicht richtiger!
Dein Netanjahu ist ein Kriegsverbrecher und verantwortlich für zig tausende ermordete der palästinensische Zivilbevölkerung!

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
29 Tage 9 h

ON nor raunz lei weiter… 🥱👍

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
29 Tage 13 h

Biden schaut aus wie ein Geist..

Zugspitze947
29 Tage 12 h

ischjologisch: … scham di 🙁

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
29 Tage 12 h

@Zugspitze947
stimmt ja…

Hut
Hut
Tratscher
29 Tage 11 h

@ Zugspitze947
Wieso,schaust du vielleicht viel besser aus,glaubs kaum 😂

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
28 Tage 15 h

@Ischjolougisch: was hat das zur Sache? Ist der D-Day etwa ein Schönheitswettbewerb???

Orch-idee
Orch-idee
Universalgelehrter
29 Tage 14 h

Gedenktag ohne Russen, die eine entscheidende Rolle hatten….🎭

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
29 Tage 11 h

Welche entscheidende
hom de reidigen Kommunisten am D Day gespielt? Wia schian kannt die Welt sein wenns für Stalin a no gereicht het.

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
26 Tage 19 h

orch…
Beim Geschichtsunterricht bist wohl nicht anwesend gewesen?
Zur Info. Stalin und Hitler haben sich am Anfang Polen miteinander aufgeteilt.
In der Nachkriegszeit sind die Russen ganz sicher auch nicht positiv aufgefallen.
Russland hat mit dem D Day ganz sicher überhaupt gar nichts zu tun.

Olli H.
Olli H.
Neuling
24 Tage 14 h

@OrtlerNord
….. aber am Kriegsausgang schon ! Weil nur die Amerikaner, Engländer und Franzosen alleine hätten es nicht geschafft.

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
29 Tage 14 h

Wenn ich mir die zunehmend nationalistischen Entwicklungen und den dazugehörigen Hang zu totalitären Regierungsformen anschaue, bin ich mir nicht mehr sicher, dass dies der letzte D-Day war und es bei Gedenken bleibt!

N. G.
N. G.
Kinig
29 Tage 13 h

So wirds kommen. Nationalismus ist stark im Kommen. Jeder will mehr Abschottung. Grenzen in der EU, Grenzen zur EU, alles wie gehabt, vor den grossen Kriegen.

Mico
Mico
Universalgelehrter
29 Tage 11 h

Genau die beiden…. zum lachen

OH
OH
Universalgelehrter
25 Tage 19 h

Entschuldigung, aber was hat der D-Day mit der Ukraine zu tun. Was hat die Ukraine in Form von Selenskyj dort zu suchen ?
Ein Gedenktag mit den damals dort beteiligten Staaten ist ja ok.

wpDiscuz