Von: bba
Brixen – Mit seiner altbekannten Gelassenheit und viel Humor plauderte der Ehrenbürger und Altbürgermeister Zeno Giacomuzzi bei dem vorgestrigen Stadtgespräch im Forum über seine Lebenserfahrungen. Begonnen hat er damit, dass er feststellt „Brixen ist a bissl onders“.
Dies begründet er historisch und baut darauf den Exkurs in die Geschichte Brixens auf. Er betont mehrmals kein Historiker zu sein, trotzdem erzählt er exakt und bis ins kleinste Detail. Seine Wurzeln gehen zurück auf den Reichsadel und aufs Nonstal, er erzählt vom ‚Dableiben‘ und seiner deutschen Schulzeit bei den Franziskanern und im Vinzentinum.
Er ist von der strengen faschistischen, zur klerikalen und nazistischen Schulbildung übergegangen. Zum Studieren hat es ihn nach Florenz gezogen, „wegen der Kollegen und des netten Studentenlebens“. Seine Lieblingsfächer waren Wirtschaftsgeschichte und Volkswirtschaft. Als junger Wirtschaftsberater mit ersten Erfahrungen in einer Kanzlei in Verona kommt Giacomuzzi zurück nach Brixen und unterrichtet für die nächsten zwölf Jahre die Wirtschaftsfächer am Realgymnasium.
Giacomuzzi schweift mit seinen Ausführungen wieder zurück auf die Geschichte von Brixen und erklärt, dass Brixen vor allem das 19. Jahrhundert geprägt hat. Die konservative Geistlichkeit, die bayrische Besatzung und die Säkularisation, der Bau der Brennereisenbahn und der Pustertaler Bahn sowie die große Überschwemmung führt Giacomuzzi als einige Gründe der Entwicklung Brixens aus. Mit dem ersten Tourismus und der Entwicklung als Studentenstadt kommt Ende des Jahrhunderts in Brixen wieder der Aufschwung. Politisch gab es in jener Zeit drei Parteien, die Konservativen, die Christlich-Sozialen und die Liberalen. Die liberalen Kreise gründen den Alpenverein, den Männergesangsverein und den Turnerverein (heute Freiwillige Feuerwehr). Die Kirche reagiert darauf und gründet den Kolpingverein und den Spar- und Darlehensverein, aus welchem später die „Bank“ entsteht.
Abschließend nennt Zeno Giacomuzzi seinen „Tutor“ Wolfgang Heiss, dessen Nachfolge er in der Kurverwaltung sowie als Seilbahnpräsident und Aufsichtsratsmitglied der damaligen Bank übernimmt. Der Weg zum Bürgermeisteramt war ihm damit geebnet. Ein sehr geschätzter Ratgeber in jener Zeit war ihm Professor Barth, mit dem er die urbanistische Planung und Entwicklung der Stadt Brixen in großen Teilen mitgeprägt hat.
In Demut und Dankbarkeit schaue er zurück und es freue ihn die Geschichte den Brixnern näher zu bringen und erlebbar zu machen, so schließt Giacomuzzi ab. Mit einigen Anekdoten und Witzen konnte Giacomuzzi das Publikum in den Bann ziehen und so einige Schmunzler und Lacher provozieren, so dass man gar nicht gemerkt hatte, dass die Zeit längst überzogen war.
Die Gemeinde Brixen und der Geschichtsverein laden zu weiteren zwei Terminen mit Zeno Giacomuzzi ein. Das nächste Gespräch findet am Donnerstag, 2. September um 19.30 Uhr im Forum statt, und das dritte Stadtgespräch am Donnerstag, 9. September.