Von: mk
Bozen/Leifers – Schüler werden auf einem Platz versammelt, sie bekommen eine Fahne in die Hand gedrückt und müssen die Nationalhymne singen, um damit ihre Treue zum Staat zum Ausdruck zu bringen. Für die Süd-Tiroler Freiheit sind das Szenen, wie man sie sonst nur aus totalitären Regimen wie dem Faschismus, dem Nationalsozialismus oder dem Kommunismus kennt. Leider hätten sich diese Szenen nicht 1922 in Rom, 1933 in Berlin oder 1949 in der DDR abgespielt, sondern 2023 in Leifers, erklärt die Bewegung. „Zum wiederholten Male wurden diese Woche sogar Schüler der deutschen Schule auf dem Hauptplatz versammelt, um dort den Tag der Einheit Italiens zu feiern. 250 Kinder mussten vor versammelten italienischen Politikern und Behördenvertretern die italienische Hymne singen, in der es heißt: ‚Italien hat gerufen! Wir sind bereit zum Tod‘“, kritisiert der Landtagsabgeordnete Sven Knoll.
Der Bürgermeister, der Regierungskommissär, der Quästor, die Alpini und der italienische Schullandesrat seien gekommen, „um dem nationalistischen Spektakel beizuwohnen“. „Zu guter Letzt überreichte der Bürgermeister den Schülern auch noch eine italienische Fahne und beendete seine Ausführungen mit einem ‚Viva Italia!‘“, beschwert sich Knoll.
Er spricht von „nationalistischer Instrumentalisierung und kultureller Umerziehung“ von Südtiroler Kindern. „Kinder für ein Fest zur Einheit Italiens auftreten zu lassen, ihnen die Trikolore in die Hand zu drücken und sie singen lassen, dass sie für Italien sterben sollen, ist an Abscheulichkeit nicht zu überbieten. Das faschistische Regime hätte so eine Veranstaltung nicht ‚besser‘ inszenieren können“, wettert Knoll.
Die Süd-Tiroler Freiheit will umgehend im Landtag eine Anfrage zu diesem Vorfall einreichen. Auch die Rolle der deutschen Schule in Leifers müsse kritisch hinterfragt werden. Deutsche Kinder zu willfährigen Italienern zu erziehen, sei sicher nicht der Bildungsauftrag der deutschen Schule, erklärt Knoll.
„Als Gipfel der Abgeschmacktheit wurde diese nationalistische Zurschaustellung auch noch als Solidaritätsveranstaltung mit der Ukraine bezeichnet. In vollkommener geschichtlicher Umnachtung scheinen die Organisatoren dieser Veranstaltung anscheinend vergessen oder bewusst ausgeblendet zu haben, dass Italien Südtirol überfallen und gegen den Willen der Bevölkerung annektiert hat, so wie dies auch Russland gerade mit Teilen der Ukraine macht“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit.
Die Veranstaltung in Leifers, in der Südtiroler Kinder ihre Treue zu Italien bekunden mussten, sei daher so, als wenn Russland ukrainischen Kindern die russische Fahne in die Hand drücken würde und sie die russische Hymne singen müssten, um den Tag der Einheit Russlands zu feiern, ist die Bewegung überzeugt.