Wohnbaureform 2025

STF: „Verantwortungsvoll mit Natur und Landschaft umgehen“

Montag, 07. April 2025 | 15:38 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Süd-Tiroler Freiheit begrüßt die 100-prozentige Konventionierung von Neubauwohnungen, wie sie im neuen Wohnbaugesetz des Landes vorgesehen. Allerdings sei ein ähnlicher Antrag durch den Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Bernhard Zimmerhofer, bereits im Landesgesetzentwurf zur Urbanistik 151/2018 angenommen worden. Der Antrag sah vor, dass in Gemeinden, wo mehr als zehn Prozent des gesamten Wohnungsbestandes nicht für Ansässige verwendet werden, Neubauten zu 100 Prozent konventioniert werden müssen. „Leider wurde dieser Erfolg in den Folgejahren wieder verwässert. Der von der Landesregierung beschlossene ‚Netto-Null‘-Flächenverbrauch bis 2040 muss bei zukünftigen Wohnbauprojekten mit berücksichtigt werden“, erklärt Zimmerhofer.

Südtirol sei ein Land mitten im Gebirge und die bebaubare bzw. bewohnbare Fläche sei entsprechend klein. Trotzdem ist der Bedarf an Wohnfläche nach wie vor hoch und es wird viel gebaut. Die Umweltbehörde ISPRA hat im Jahr 2023 errechnet, dass in Südtirol jährlich etwa 75 Hektar verbaut werden, was in etwa der Hälfte des Kalterer Sees entspricht. Der Boden ist aber eine zentrale Grundlage unserer Ernährungsversorgung, Lebensraum für Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und Menschen und wertvoller Wasserspeicher. Freie Bodenflächen werden durch Verbauung und Versiegelung immer weniger.

Laut dem Amt für Landesplanung und Kartografie hat Südtirol eine Grundfläche von rund 7400 Quadratkilometern, wobei nur 5,5 Prozent der Grundfläche „besiedelbar“ oder ganzjährig nutzbar sind. Davon ist ein gutes Drittel bereits besiedelt, also 13.567 ha. Die bereits versiegelte Gesamtfläche beträgt 20.185 ha. Die Landesregierung will den Flächenverbrauch bis 2040 auf „Netto-Null“ setzen. Mit zunehmenden Umweltkatastrophen werden die „roten Zonen“ mehr und folglich die bebaubaren Flächen weniger. Stand 2024 haben erst 80 Prozent der 116 Gemeinden einen Gefahrenzonenplan erstellt, somit gibt es noch keinen Gesamtüberblick über die „roten Zonen“.

Laut italienischem Statistikinstitut ISTAT gibt es in Südtirol insgesamt 24 Prozent ungenutzte Wohnungen. Darunter befinden sich viele Wohnungen, die aufgrund unzureichenden Vermieterschutzes nicht vermietet werden. „Es braucht also einen vernünftigen Vermieterschutz, dann kommen auch wieder mehr Wohnungen auf den Mietmarkt“, konstatiert Zimmerhofer.

Seit 1992 verzeichnet Südtirol einen positiven Wanderungssaldo von durchschnittlich 1.725 Personen pro Jahr (lt. ASTAT bis 2022), was z.B. der Einwohnerzahl der Gemeinde Percha entspricht. 1000 junge Leute verlassen das Land in Richtung Norden bei gleichzeitigem Zuzug aus dem Süden. „Der fehlende Nachwuchs wird durch Zuwanderung ausgeglichen, was aber gerade für eine Minderheit sehr problematisch ist“, so Zimmerhofer.

Inzwischen gibt es in Südtirol 90.000 Singlehaushalte (2023 knapp 40 Prozent, 1970 waren es noch 13 Prozent) von insgesamt 230.000 Haushalten, Tendenz steigend.

„Das braucht natürlich viel mehr Wohnbedarf und Wohnfläche. Jetzt kommt man andernorts wieder auf Altbewährtes zurück, das immer gut funktioniert hat. In Dänemark zum Beispiel setzt man wieder auf Mehrgenerationenhäuser, wo praktisch mehrere Generationen unter einem Dach, aber in getrennten Wohnungen leben“, so Zimmerhofer.

In diesem Zusammenhang erwähnt Zimmerhofer auch den fortschreitenden Geburtenrückgang: „Die niedrige Geburtenrate von 1,7 Kinder pro Frau ist das Ergebnis einer seit Jahrzehnten verfehlten Familienpolitik. Folge davon sind Rentenkollaps, Pflegenotstand, Altersarmut, Vereinsamung! Für einen stabilen Generationenausgleich braucht es aber mindestens zwei Kinder pro Frau. Der Wohnungsbau, die Familienförderung und Besteuerung müssen also auf diesen stabilen Generationenausgleich ausgerichtet werden. Eine intakte Familie ist die Basis einer funktionierenden Gesellschaft, wenn die Familien nicht mehr funktionieren, dann kollabiert das ganze System.“

Ein weiteres Problem sei der „Ausverkauf der Heimat“. Der Verkauf von Wohnraum für Urlaubszwecke müsse laut Süd-Tiroler Freiheit endlich gestoppt werden. „Es gibt inzwischen mehrere Gemeinden mit mehr Zweitdomizilen als Hauptwohnungen. Das ist eine katastrophale Politik zum Schaden für einheimische Familien, die sich dadurch kaum mehr eine eigene Wohnung leisten können. Die Zukunft wird ihnen im wahrsten Sinne des Wortes verbaut“, betont Zimmerhofer.

So wie bisher könne es nicht mehr weitergehen, wenn man verantwortungsvoll mit der Ressource Natur und Landschaft umgehen wolle, unterstreicht die Bewegung abschließend.

Bezirk: Bozen

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