Von: luk
Bozen – Der Ärztemangel in Südtirol treibt sonderbare Blüten. Wegen der steigenden Nachfrage, steigen auch die Preise für die Aushilfsärzte. Das geht nun so weit, dass fest angestellte Ärzte im Sanitätsbetrieb ihren Job an den Nagel hängen und als Freiberufler mit Werksvertrag weiterarbeiten. Für sie scheint das finanziell reizvoller zu sein als ein fixes Arbeitsverhältnis, auch weil sie als Werksvertragsärzte keine Nacht- und Wochenenddienste leisten müssen.
Doch dagegen will nun die Spitalsärzte-Gewerkschaft Anaao/VLK vorgehen: Es könne nicht sein, dass ein Arzt kündigt und dann als Freiberufler wieder für denselben Arbeitgeber arbeitet.
Auch bei Gesundheitslandesrätin Martha Stocker hält sich die Freude über diesen neuen Trend in Grenzen, doch sie kontert: „Was dann? Lieber keine Dienste?“
Die Sache geht aber so weit, dass sich die Gesundheitsbezirke beim Anwerben von Vertragsärzten gegenseitig Konkurrenz machen.
„Sterzing und Schlanders sind dafür bekannt, dass sie nicht unbedingt den Basistarif bezahlen, sondern großzügiger sind“, sagt Stocker dem Tagblatt Dolomiten. Dies wiederum regt den Appetit anderer Werksvertragsärzte an, mehr zu verlangen. „Einfach gesagt, wir machen uns gegenseitig Konkurrenz“, sagt ein Insider.
Hinzu kommt, dass der Gesundheitsbezirk Meran abgesehen von Werksvertragsärzten auch noch von einer Bologneser Ärzte-Agentur beliefert wird. Und diese soll nochmals teurer als die Werksvertragsärzte sein.
Die Anaao hat nun einen Vorschlag parat: Im neuen Kollektivvertrag einen Passus einzufügen, der es den fix angestellten Ärzten ermöglicht, Zusatzstunden zu übernehmen. „Für 80 Euro brutto je Stunde sind wir äußerst disponibel“, lässt die Spitalsärzte-Gewerkschaft wissen.