Von: mk
Bozen – „In allen Bereichen, besonders im Bereich Mobilität, wollen wir vorausschauend planen und heute die Weichen stellen, damit wir morgen gut fahren können und mitberücksichtigen, dass sich Technik und Mobilitätsverhalten ändern“, unterstrich Landeshauptmann Arno Kompatscher und skizzierte das Mobilitätskonzept der Landesregierung, dass darauf abzielt, Menschen zu verbinden, Südtirol nach innen und außen zu vernetzen sowie Mobilität und Lebensqualität zu vereinen. Als Leitplanken dafür gelte es, so der Landeshauptmann, Verkehr zu vermeiden und intelligent zu planen, die Straßen sicher und leicht befahrbar zu machen, Orte vom Verkehr zu entlasten, möglichst viel Verkehr auf nachhaltige Verkehrsmittel zu verlagern, diese noch nutzerfreundlicher und qualitativ besser zu machen und alle Mobilitätsformen zu vernetzen.
Mit den im Haushalt vorgesehenen rund 71 Millionen Euro für den Tiefbau, rund 22 Millionen Euro für den Straßendienst und rund 41 Millionen Euro für die Mobilität stehen laut Kompatscher einiges an Geldern für die Investition in Mobilität bereit, vorbehaltlich der Aufstockung der Mittel im Nachtragshaushalt. Dazu kämen noch die Gelder für die laufenden Ausgaben, die allein im Bereich öffentlicher Personennahverkehr rund 150 Euro ausmachen, so Kompatscher.
„Bis 2030 soll Südtirol zu einer Modellregion für nachhaltige Mobilität werden, deshalb liegt der Fokus auf den öffentlichen und alternativen Verkehrsmitteln ebenso wie auf dem Ausbau der autofreien Verbindungen über die Grenzen hinaus“, sagte der Landeshauptmann.
Als wichtigen Baustein dafür nannte Kompatscher das neue Fahrplanmodell. Die Basis dafür bildet das 2015 mit dem italienischen Schienennetzbetreiber RFI geschlossene Abkommen. Das Fahrplanmodell sieht einen Halbstundentakt werktags und einen Stundentakt feiertags auf allen Bahnlinien des Landes (Bozen-Meran, Brennerlinie bis Trient, Pustertal) von 5.30 bis 22.30 Uhr vor, ebenso wie einen Viertelstundentakt zu den Stoßzeiten von/ab Bozen auf den Strecken Meran-Bozen, Brixen-Bozen und Unterland-Bozen.
Wichtige Elemente für die Umsetzung dieses Modells sind die Elektrifizierung der Vinschger Bahn, der Ausbau der Meraner Bahnline und der Bau der Riggertalschleife. Für die Elektrifizierung der Vinschger Bahn, wofür 56,5 Millionen investiert werden, haben im November 2016 die Arbeiten begonnen. 2017 laufen die Genehmigungsverfahren und 2019 soll die elektrifizierte Bahn laut dem Landeshauptmann in Betrieb gehen.
Bis 2023 sind der Ausbau und die Begradigung der Meraner Linie vorgesehen. „Dadurch beträgt die Bahnfahrzeit nur mehr eine halbe Stunde und die Bahn ist mit der Schnellstraße MEBO konkurrenzfähig. In einem ersten Schritt wird die Strecke Kaiserau – Terlan zweigleisig, wozu die Vorstudie zur Begutachtung an RFI weitergeleitet wurde“, so Kompatscher.
„Die Riggertalschleife als Direktverbindung der Pustertaler Bahnlinie an die Brennerbahnlinie wird laut Studien voraussichtlich eine Zunahme von 750.000 Nutzern pro Jahr bringen und den Fahrgästen eine Zeitersparnis von 13 Minuten bringen“, sagte Kompatscher. Der interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsplanung CIPE hat am 1. Dezember 49 Millionen Euro für das Projekt genehmigt. Es wurden für die Trassierung verschiedene Lösungen untersucht. Wie der Landeshauptmann ankündigte, werde das Vorprojekt in Kürze erstellt und somit könne noch 2017 mit dem Einreichprojekt begonnen werden, wobei beim Planen weiterhin Gemeinden und Bürger einbezogen würden.
Was die für Südtirol ebenso wichtigen grenzüberschreitenden Verbindungen anbelange, gebe es derzeit Verhandlungen mit Innsbruck und den Zugbetreibern für mehr stündliche Direktzüge Bozen-Innsbruck; der Vertrag für die stündliche Durchbindung Franzensfeste-Lienz laufe bis Ende 2019; ebenso weitergeführt werde 2017 die grenzüberschreitende Buslinie Innichen-S-Stefano, Mals-Zernez und Mals-Nauders-Martina und die Timmelsjochverbindung, so der Landeshauptmann. Für die Bahnverbindung Venetien-Cortina-Pustertal wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine volkswirtschaftliche und sozioökonomische zu den Trassen überprüft. Die Analyse soll 2017 vorliegen. Geprüft werde auch die Bahnverbindung Mals-Graubünden und eventuell mit Landeck, wobei drei mögliche Varianten (zwei mit der Schweiz und eine mit der Schweiz und Österreich) überprüft werden.
Die derzeit wohl größte Baustelle im Verkehrsbereich in Europa ist laut Kompatscher der 2026 zu eröffnende Brennerbasistunnel. „2017 werden alle Arbeiten für den BBT-Tunnel zugewiesen, ebenso werden 2017 die Arbeiten für die Zulaufstrecke Waidbruck-Franzensfeste ausgeschrieben und somit zeitgleich mit dem Tunnel fertig gestellt, was ein ausgezeichnetes Resultat ist“, betonte Landeshauptmann Kompatscher.
In punkto Brennerautobahn hat es im Vorjahr ein Abkommen mit Infrastruktur-Ministerium gegeben, um die A22 in den kommenden Jahren öffentlich und lokal zu verwalten. „Derzeit laufen alle vorbereitenden Arbeiten“, so Kompatscher, der kürzlich mit Minister Graziano Delrio die weiteren besprochen hat. Damit seien die Voraussetzungen für die Querfinanzierung Autobahn-Eisenbahn geschaffen und nicht nur Investitionen in Projekte entlang der Straße für vier Milliarden Euro gesichert, sondern auch Tarifregelungen für weniger Emissionen, unterstrich der Landeshauptmann.
„Die Kräfte mehrerer Ressorts gebündelt und auch andere Partner dazu genommen haben wir um ein einheitliches Konzept und ein Maßnahmenpaket für die Elektromobilität zu entwickeln“, unterstrich Kompatscher. Es sieht unter anderem den Bau von 30 Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge bis 2018 und die schrittweise Umstellung des öffentlichen Fuhrparks ebenso wie Vergünstigungen für den Kauf von Elektrofahrzeuge vor und wird unter dem Leitthema #smartunterwegs in Kürze vorgestellt.
Um nachhaltig unterwegs zu sein, müsse auch der Fuhrpark im öffentlichen Personennahverkehr verbessert werden, betonte der für Mobilität und Straßennetz zuständige Landesrat Florian Mussner. „Ab 2019 soll auf allen Strecken einheitliches Rollmaterial unterwegs sein, um die Abläufe optimal zu organisieren. Es sollen auf allen Linien Züge mit 3-System laut europäischen Standard verkehren und möglichst auch überall Züge mit gleichem Komfort“, unterstrich Mussner. Außerdem gehöre es zu den Zielen, die Bus-Flotte schrittweise zu modernisieren, so Mussner. Derzeit sind laut Landesrat auf Südtirols Straßen 671 Busse unterwegs, davon 284 von der Betreibergesellschaft SAD, 156 von der SASA und 198 von der LiBus sowie 33 Busse von Privaten. „Wir haben vor, für SAD und SASA 124 Busse auszutauschen, damit nur Busse verkehren, die nicht älter als zwölf Jahre sind oder mit anderen Energiequellen versorgt werden“, kündigte der Landesrat an.
Elektromobilität und umweltfreundliche Antriebstechnologien werden die Mobilität der Zukunft prägen, deshalb ist laut Mussner als Pilotprojekt unter anderem der Einsatz von Elektrobussen bzw. Batteriebussen zwischen dem Stadtzentrum Bozen und dem Technologiepark NOI geplant. Das dreijährige Demonstrationsprojekt CHIC zur Markteinführung von mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenbussen ist mit Jahresende ausgelaufen. In Bozen waren fünf mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellenbusse im städtischen Liniendienst im Einsatz, für die es eine sehr positive Resonanz bei den Nutzern gab. „Die Busse haben sich im Linienbetrieb im Stadtbereich gut bewährt und werden vorerst von SASA weiter betrieben“, sagte der Landesrat und verwies darauf, dass sich Südtirol künftig bei weiteren EU-Projekten zur Nutzung der Kombination Wasserstoff/Brennstoffzelle im öffentlichen Nahverkehr beteiligen wolle. Es gelte alle verschiedenen alternativen Verkehrsmittel zu testen.
„Für unsere 2826 Straßenkilometer haben wird für 2017 einige drei besonders große und wichtige Vorhaben auf dem Weg gebracht, und zwar die Ausschreibungen des zweiten Bauloses der Umfahrung Meran, der Einfahrt Gadertal, und des Mittelanschluss Brixen – Vorhaben in die zusammen rund 247 Millionen Euro investiert werden“, hob Mussner hervor.
Für sämtliche größere Eingriffe z.B. in die Sicherheit oder bei den Brücken, gibt es laut Landesrat mehrjährige Prioritätenlisten nach denen die Arbeiten schrittweise druchgeführt werden, wobei möglichst alle Landesteile berücksichtigt werden. „Gerade für 2017 gibt es eine ganze Reihe von wichtigen kleineren Vorhaben, die unter der EU-Schwelle von 5,2 Millionen Euro liegen und die wir nun ausschreiben“, kündigte Mussner an. Weiterhin liege in punkto Straßennetz und Mobilität großes Augenmerk auf Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsangebote und auf Nachhaltigkeit. Damit würde das sensible Berggebiet Südtirols geschont, hob Mussner hervor.
Bei den großen Verkehrsprojekten arbeite das Land in Phasen, um die Verkehrssituation möglichst rasch und schrittweise zu verbessern und die betroffenen Zonen nicht zu sehr zu belasten, sagte Ressortdirektor Valentino Pagani. Bereits das erste Baulos der Umfahrung Meran habe eine Verkehrsverminderung von 50 Prozent gebracht, beim nächsten Los würde eine Verkehrsverminderung im Stadtgebiet von 40 Prozent erreicht. „Umfahrungen müssen nicht nur Verkehr umleiten, sondern vor allem auch verbinden. So binde der Mittelanschluss die Umfahrung Brixen an das Stadtzentrum an, erklärte Pagani. Bereits das erste Baulos habe dort 25 Prozent weniger Verkehr im Ort gebracht – der Mittelanschluss werde weitere 25 Prozent Verringerung bringen, so Pagani.
Auf der Pustertaler Staatsstraße verkehren täglich 18500 Fahrzeuge. „Gerade die neue Einfahrt ins Gadertal wird eine erhebliche Entlastung für St. Lorenzen bringen und das Gadertal über einen Tunnel und eine Brücke direkt an die Pustertaler Staatsstraße anbinden“, sagte der Ressortchef.
Ein Beispiel für eine stetige Verbesserung der Verkehrssituation und der Straßensicherheit sei der Metrobus im Überetsch, so Pagani. Drei Baulose sind bereits realisiert, drei (St. Pauls, Unterplanitzing und Bahnhof Kaltern) werden 2017 ausgeführt. Das Vorhaben wird laut Ressortdirektor 2019 fertig gestellt und hat bereits zu graduellen Verbesserungen geführt, wie etwa zu vier Minuten Zeitersparnis.
Pagani verwies zudem auf die fortgeschrittene Studie zur Umfahrung Bozen, die nicht nur eine pure Umfahrung sei, sondern auch Verbindung mit den wichtigsten Punkten der Stadt. „Nun werden bis Ende Jänner in die bisher vorliegende Studie, die Anbindung ans Zentrum, an die Industriezone sowie an den Tunnel St Jakob und entsprechende Verkehrssimulationen integriert, sodass im Februar mit der Machbarkeitsstudie begonnen werden kann“, berichtete Pagani.
„Das Land Südtirol regelt selbst, was im öffentlichen Personennahverkehr abläuft, dabei steht der Fahrgast im Mittelpunkt und ebenso die Qualität, wobei es eine eigene Charta gibt und die Nutzer über die Verbraucherzentrale selbst mitreden können“, sagte Mobilitätsabteilungsdirektor Günther Burger, der über das neue Mobilitätsgesetz des Landes informierte. Arbeitnehmerrechte seien darin ebenso enthalten, wie die Förderung kleiner Wirtschaftskreisläufe und sehr viele Impulse, wie Mobilität in Südtirol künftig ablaufen sollen, so Burger.
Im Gesetz ist auch der Landesmobilitätsplan vorgesehen. „Als Planungsinstrument für die nächsten zehn Jahre definiert er die Einzugsgebiete, die optimale Frequenz und Vertaktung und ist die Basis für künftige Ausschreibungen mittels Dienstleistungsvertrag“, erklärte der Abteilungsdirektor.
Der Plan wir laut Burger innerhalb Februar vorgelegt. Danach können die Bürger 60 Tage lang dazu Stellung nehmen. Innerhalb Mai/Juni wird die Landesregierung den Plan dann mit eventuellen Änderungen genehmigen.