Von: luk
Wien – Von der Konfliktregion hat sich Südtirol zum Mittler in Europa entwickelt: Zu diesem Thema stand LH Kompatscher im Wiener Presseclub den Medien Rede und Antwort.
Anlässlich der 25 Jahre Streitbeilegung war Südtirol nach dem gestrigen Strategiegespräch im Außenministerium heute Vormittag (1. Juni) auch Thema im Wiener Presseclub Concordia. Landeshauptmann Arno Kompatscher traf dort mit vorwiegend österreichischen Journalisten zusammen, die ihn unter dem Leitwort „Südtirol. Von der Konfliktregion zum Vermittler in Europa“ zu aktuellen politischen Themen befragten.
Einleitend erklärte der Landeshauptmann, dass zwei Befürchtungen, die bei der Streitbeilegung im Raum standen, sich nicht bewahrheitet hätten: „Italien betrachtet die Südtirolfrage nicht als rein innerstaatliche Angelegenheit und das Autonomiestatut ist nicht statisch geblieben, sondern entwickelt sich weiter.“ Von einer Konfliktregion habe sich Südtirol zu einer Modellregion mit Vollbeschäftigung und ökonomischem Wohlstand gewandelt, die sich wie die anderen europäischen Regionen den aktuellen Herausforderungen des demografischen Wandels oder der Digitalisierung stellen müsse.
„Meine Vision für Südtirol ist jene eines kleinen Europa in Europa, mehrsprachig, offen, aber verwurzelt, Brücke zwischen Norden und Süden“, erklärte Südtirols Landeshauptmann gegenüber den Journalisten.
Befragt wurde Kompatscher in der Folge zum aktuellen Konflikt mit den Schützen. Es gebe immer wieder Diskussionen in Südtirol, die sich an Symbolen entfachten, was auf eine gewisse Unsicherheit in der Bevölkerung zurückzuführen sei: „Der wirksame Schutz der Tradition, der Sprache, der Kultur, sollten es uns ermöglichen, entkrampft mit nationalen Symbolen umzugehen.“
In der Lösung von Minderheitenfragen, sei „Südtirol mehr Beispiel, denn Modell“, so Landeshauptmann Kompatscher, da sich jede Minderheit anders entwickelt habe. Viele Fragen der Medienvertreter hatten das Thema Grenze und Flüchtlinge zum Gegenstand. „Es ist legitim, dass man eine effektive Kontrolle der Flüchtlingsbewgungen einfordert“, so Kompatscher. „Kritisch ist es in Südtirol, wenn man im Zusammenhang mit der symbolträchtigen Grenze am Brenner von Schließung, Mauer oder Zaun spricht.“ Angesichts der zunehmenden Flüchtlingsankünfte in Italien berichtete der Landeshauptmann über die Maßnahmen, die in Südtirol getroffen werden. So sollen die derzeit 1500 Aufnahmeplätze für Asylbewerber auf 1900 aufgestockt werden. Das Land setze auf eine möglich ausgeglichene Verteilung, um die Integration zu erleichtern. Er zog aber auch den Vergleich mit dem Bundesland Tirol, wo derzeit 8000 Flüchtlinge untergebracht sind.
Zur Sprache kamen auch Sprachgebrauch und Sprachkenntnisse, die Besonderheiten des Südtiroler Bildungswesens sowie die Schutzfunktion, die Österreich für Südtirol innehat. Abschließend lud Landeshauptmann Kompatscher die versammelte Presse zur Teilnahme am Staatsakt zu „25 Jahre Streitbeilegung“ am 11. Juni in Meran ein.