Von: mk
Bozen – Egal, ob Straße, Maße oder der Nachname Großgasteiger – diesen Wörtern ist etwas gemein: Das scharfe „ß“ – oder im deutschen Sprachraum auch „Eszett“ genannt – gibt es als Großbuchstaben in der amtlichen Rechtschreibregelung nicht und wird deshalb im Personalausweis zum Doppel-S“, wie etwa bei STRASSE oder GROSSGASTEIGER.
Das wird sich nun ändern, berichtet das Tagblatt Dolomiten: Denn der Rat für Rechtschreibung hat die Einführung des Großbuchstabens „ß“ vorgeschlagen. Als Mitglied dieses Rates musste die Landesregierung am Dienstag darüber befinden – und hat grünes Licht gegeben.
„Wir sind der Meinung, dass die Änderung sinnvoll ist und dass es wichtig ist, in Südtirol dieselben Regeln für die deutsche Rechtschreibung anzuwenden, wie sie im restlichen deutschsprachigen Raum gelten“, erklärt Bildungslandesrat Philipp Achammer laut „Dolomiten“.
Zugestimmt hat die Landesregierung auch einem zweiten Änderungsvorschlag des Rats für Rechtschreibung, der eine Neufassung des Paragraphen 63 der amtlichen Rechtschreibregelung vorsieht. „Dabei handelt es sich lediglich um eine redaktionelle Änderung. Die derzeitigen Paragraphen 63 und 64 sind nicht sehr schlüssig aufgebaut und werden zusammengefasst“, erklärt Rudolf Meraner, der Südtirol im Rat vertritt. Neue Schreibweisen seien dabei nicht vorgesehen.
Der Rat wurde von der deutschen Kultusministerkonferenz, die aus 18 Mitglieder besteht, dem österreichischen Bundesministerium für Bildung (neun Mitglieder), der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (neun Mitglieder), dem Fürstentum Liechtenstein (ein Mitglied), dem Land Südtirol (ein Mitglied), der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (ein Mitglied) und dem Großherzogtum Luxemburg (bisher kooptiertes Mitglied) eingerichtet.
Dem Rat gehören auch Schriftsteller, Journalisten sowie Vertreter von Verlagen und Universitäten an. „Wir treffen uns im Schnitt zweimal jährlich und beobachten die Schreibentwicklung, klären Zweifelsfälle der Rechtschreibung und erarbeiten Vorschläge zur Anpassung des Regelwerkes“, erklärt Meraner laut „Dolomiten“. Gleichzeitig beruhigt er: Nach den letzten großen Reformen von 1996 und 2006 gebe es derzeit keine Bestrebungen, weitere größere Änderungen vorzunehmen.
Nun muss sich die deutsche Kultusministerkonferenz Anfang Juni für die vorliegenden Änderungen aussprechen, anschießend werden sie offiziell verkündet und sind nach dem Beschluss der Landesregierung dann für die öffentliche Verwaltung und die Schulen des Landes bindend.