Gewaltverbrechen nehmen weiter zu

Südtirol zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Montag, 25. November 2024 | 08:00 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Tag ist mehr als ein symbolischer Aktionstag. Weltweit, auch in Südtirol, rücken an diesem Datum erschreckende Realitäten ins Bewusstsein, wie etwa die stetig steigende Zahl von Frauen, die Opfer von Gewalt werden – sei es physisch, psychisch oder im Netz. Die Probleme reichen tief in die Strukturen unserer Gesellschaft hinein und verlangen nach entschlossenem Handeln auf allen Ebenen. Einige Interessensgruppen appellieren daher an die Gesellschaft von Südtiroler.

Mahnende Symbolik vor dem Landtag

„Gewalt gegen Frauen bleibt eine der gravierendsten Menschenrechtsverletzungen unserer Zeit“, betont die SVP-Landtagsabgeordnete Waltraud Deeg. Allein in Italien haben sich in diesem Jahr 760 Frauen an Beratungsstellen gewandt, um Hilfe zu suchen – ein Anstieg von über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Anlässlich des Aktionstages hat der Südtiroler Landtag eine besondere Initiative ins Leben gerufen: Am Eingang des Landtagsgebäudes erinnert ein mit einer roten Decke verhüllter Stuhl an die Frauen, die durch Gewalt ihr Leben verloren haben. Die Kampagne „Posto occupato/Besetzter Platz“ steht als Symbol für die Leere, die diese Verbrechen hinterlassen, und mahnt, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatsache ist.

Frauenhass im Netz: Digitale Eskalation

Die virtuelle Welt spiegelt die gesellschaftlichen Probleme nur allzu deutlich wider. Laut Julia Unterberger, Vorsitzende der Autonomiegruppe der SVP im Senat, hat sich frauenfeindlicher Hass im Internet seit dem Wahlsieg von Donald Trump um über 4.600 Prozent gesteigert. Hashtags wie „Your body, my choice“ oder „Back in the kitchen“ propagieren nicht nur archaische Rollenbilder, sondern rufen offen zu Gewalt auf. Unterberger fordert, dass diese Straftaten nicht länger straffrei bleiben dürfen: „Das Netz darf keine Grauzone für Hasskampagnen sein.“ Mit einem von ihr eingebrachten Gesetzentwurf soll Hassrede gegen Frauen härter bestraft werden.

Bildung als Schlüssel zur Veränderung

„Wenn die Nachbarin geschlagen oder das junge Mädchen von ihrem Ex-Partner getötet wird, sehen wir nur die Spitze eines Eisbergs“, warnt Renate Gebhard, Landesfrauenreferentin der SVP. Sie fordert einen verstärkten Fokus auf Bildung: Werte wie Respekt, Gleichheit und Empathie müssten laut ihr bereits in der Schule vermittelt werden, um langfristig einen kulturellen Wandel herbeizuführen. „Gewalt gegen Frauen wurzelt in patriarchalen Strukturen, und es ist dringend nötig, diese aufzubrechen“, so Gebhard. Auch die Familien tragen laut Gebhard eine entscheidende Verantwortung. Die Erziehung der zukünftigen Generationen müsse frei von Geschlechterstereotypen und Diskriminierung erfolgen.

Gesellschaftlicher Wandel auch durch Gesetze

Bereits 2021 wurde in Südtirol ein Gesetz verabschiedet, das die Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt stärken soll. Doch Waltraud Deeg betont, dass noch viele Schritte nötig sind. „Es braucht nicht nur Schutzräume und Aufklärung, sondern auch eine konsequente Strafverfolgung und präventive Maßnahmen“, fordert sie. Ein Landesgesetz zur Unterstützung bei sexuellem Missbrauch ist für das Frühjahr 2025 geplant.

Hinschauen, handeln, unterstützen

Aktionen wie „Südtirol schaut hin“ wollen nicht nur auf Gewalt aufmerksam machen, sondern auch die oft übersehenen Formen wie sexistische Sprache, Victim Blaming und Catcalling ins Bewusstsein rücken. „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Gewalt gegen Frauen in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat“, appelliert Deeg.

Die Botschaft dieses Tages ist klar: Jede und jeder Einzelne ist gefordert, Verantwortung zu übernehmen, Gewalt zu erkennen und sich aktiv dagegen zu stellen. Denn nur gemeinsam kann dieses massive gesellschaftliche Problem angegangen werden.

Bezirk: Bozen

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