Von: Ivd
Bozen – Die geplante EU-Entwaldungsverordnung sorgt weiter für Ärger. Kürzlich haben der Südtiroler Bauernbund, der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister, die Berufsgemeinschaft der Waldarbeiter, die Berufsgemeinschaft der Sägewerker sowie der Arbeitskreis Wald, Holz und Almen im SBB eine Charta des Waldverbandes Österreich mitunterzeichnet. Darin fordern sie eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Südtirol und eine Abänderung der Entwaldungsverordnung. Andernfalls sei die traditionelle Waldbewirtschaftung in Gefahr.
Mit einer Entwaldungsverordnung will die EU sicherstellen, dass der Handel und Verbrauch von bestimmten Produkten – neben Holz vor allem Fleisch, Kakao, Kaffee und Soja – nicht zu Entwaldungen führen und sensible Waldökosysteme zerstört werden. Gleichzeitig sollen die Rechte indigener Völker geschützt werden. Was ursprünglich für Länder, in denen die illegale Abholzung von Wäldern ein großes Problem ist, gedacht war und durchaus Sinn ergibt, soll auch auf Europas Wäldern ausgedehnt werden. Dagegen regt sich Widerstand. Der Waldverband Österreich hat eine Online-Petition gestartet, die bereits von knapp 30.000 Unterstützern unterzeichnet wurde. Sie läuft noch bis 17. Juni 2024.
Gleichzeitig unterzeichnen immer mehr Vertreter der Waldwirtschaft eine Deklaration des Waldverbandes Österreich gegen die EU-Entwaldungsverordnung, wie der Südtiroler Bauernbund, der Wirtschaftsverband lvh.apa sowie die Berufsgemeinschaften der Waldarbeiter und jene der Sägewerker sowie der Arbeitskreis Wald, Holz und Almen im Südtiroler Bauernbund. Sie fordern eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Südtirol: „Unsere Wälder sind im internationalen Vergleich in einem hervorragenden Zustand. Das ist der Arbeit und dem Fleiß unserer Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer und der gesamten Wertschöpfungskette zu verdanken, die unsere Wälder seit Jahrhunderten nachhaltig pflegen. Das Bürokratiemonster Entwaldungsverordnung gefährdet die traditionelle und nachhaltige Waldbewirtschaftung“, ärgert sich Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes.
Sollte die Verordnung in der derzeitigen Form in Kraft treten, würden laut seiner Aussage die Wertschöpfung und viele Arbeitsplätze verloren gehen. „Zudem wäre die Versorgung mit dem nachhaltigsten Rohstoff überhaupt, nämlich Holz, nicht mehr sicher“, unterstreicht lvh-Präsident Martin Haller, „Branchenvertreter befürchten darüber hinaus einen enormen bürokratischen Mehraufwand und deutlich höhere Kosten“. So soll für die Ermittlung der Herkunft des Holzes Geolokalisierung zum Einsatz kommen. Dabei verfügen die Forststationen bereits jetzt über alle Daten zum Wald, zum Holzeinschlag und so weiter. Lvh.apa erwähnt auch, dass Südtirols Wälder PEFC-zertifiziert sind. „Weitere Auflagen würden die Waldarbeit deutlich unattraktiver machen sowie den Aufbau und die Pflege klimafester Wälder ausbremsen“, warnt Gasser.
Statt völlig falscher Vorgaben und Weichenstellungen fordern die vier Interessensvertreter eine europäische Politik, die die Waldbesitzer bei der aktiven und nachhaltigen Waldbewirtschaftung unterstützt. Laut ihnen brauche es eine Forstpolitik, die sich an den Erfordernissen der Waldbesitzer und der Wälder orientiert. Das bedeute für sieh, dass Entscheidungen vor Ort getroffen werden sollten. Besonders aber wünschen sich die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie die gesamte Wertschöpfungskette mehr Vertrauen der Politik. Ein Blick auf die heimischen Wälder zeige, dass alle Akteure wissen, wie Wälder nachhaltig und klimafit bewirtschaftet werden.
„Als Vertreter der Waldwirtschaft fordern wir die Einbindung in einen strukturierten Dialog für eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung und keine weiteren Belastungen. Daher brauche es eine Revision der Entwaldungsverordnung. Nur dann können die Wälder so bewirtschaftet werden, dass sie auch in Zukunft den Rohstoff Holz liefern, die Bevölkerung vor Hochwasser, Lawinen und Muren schützen und den Menschen Erholung bieten“, schließt Gasser.