Von: luk
Bozen/Rom – Die autonome Region Trentino-Südtirol hat am Sonntag beim Referendum über die Verfassungsreform im Gegensatz zu Gesamt-Italien mehrheitlich mit Ja gestimmt. 53,9 Prozent der Wähler in Trentino-Südtirol stimmten für die Reform der Regierung. Am Referendum beteiligten sich in der Region 72,2 Prozent der Wahlberechtigten.
Lediglich zwölf Provinzen in Italien haben sich für die Verfassungsreform der Regierung Renzi ausgesprochen – darunter befindet sich auch Südtirol.
63,69 Prozent der Südtiroler Wähler haben ihre Zustimmung gegeben. In Bozen hat hingegen das „Nein“ mit knapp 100 Stimmen überhand gehabt. Generell war zu beobachten, dass Gemeinden in denen mehr Italiener leben, eher zum Nein tendierten, als etwa Landgemeinden, wo mehrheitlich deutschsprachige Südtiroler wohnen.
So stimmten in Bozen nur 49,91 Prozent für das Ja, in Leifers 42,24 Prozent, in Pfatten 42,83 Prozent, in Corvara 45,91 Prozent, in Branzoll 45,48 Prozent und in Neumarkt 54,84 Prozent.
Anders verhält sich die Situation in mehrheitlich deutsprachig geprägten Landgemeinden: So etwa in Andrian, wo 70.91 Prozent der Wähler für das Ja stimmten. In Eppan waren es 70,05 Prozent. Das Ergebnis in Völs am Schlern, wo Landeshauptmann Arno Kompatscher wohnt, war noch deutlicher: 75,92 Prozent der Wahlberechtigten sprachen sich für die Reform der italienischen Verfassung aus. Mit 75 Prozent fiel das Ergebnis in der Nachbargemeinde Kastelruth ähnlich aus.
Nur das Sarntal (81,07 Prozent), Villnöss (80,94 Prozent), Schnals (84,93 Prozent), Tiers (80,20 Prozent) und Vöran (84,58 Prozent) schlagen alle anderen Gemeinden.
In mehreren anderen Gemeinden, wie Glurns, Graun im Vinschgau, Schluderns, Ritten, Jenesien, Gsies oder Hafling reichte das Lager der “JA”-Sager an die 80 Prozent heran.
In Südtirol lag die Wahlbeteiligung bei 67,41 Prozent. Im Trentino sogar bei 76,82. Für die Region Trentino Südtirol ergibt sich damit eine Wahlbeteiligung von 72,23 Prozent.
Trient sagt ebenfalls “Ja”
Auch in der Provinz Trient hat mehr als die Hälfte der Wähler der Verfassungsreform ihren Segen erteilt. Ministerpräsident Matteo Renzi, der infolge der Niederlage seinen Rücktritt angekündigt hat, kann sich mit einem Sieg des Ja auch in seiner Heimatregion Toskana sowie in der traditionell linksorientierten Region Emilia Romagna trösten.
Das hilft aber wenig: Besonders die südlichen Regionen Italiens waren deutlich gegen seine Reform.
Auslandsitaliener ebenfalls hinter Renzi
Auch die Auslandsitaliener stimmten für Renzis Reform. Das Ja schaffte es unter den Auslanditalienern auf 65 Prozent. Vier Millionen Auslandsitaliener waren aufgerufen, sich per Briefwahl zur geplanten Verfassungsreform zu äußern. Die Wahlbeteiligung lag bei 30 Prozent.
Hohe Wahlbeteiligung im ganzen Land
68,4 Prozent der Italiener beteiligten sich insgesamt am Referendum, was deutlich über den Erwartungen lag. Die hohe Wahlbeteiligung ist wahrscheinlich auf die konfrontativen Kampagnen zurückzuführen, die sowohl die Ja- als auch die Nein-Anhänger führten. Beim letzten Referendum in Italien im Juni, bei dem es um Ölbohrungen ging, lag die Beteiligung bei 34 Prozent.
Die große Mehrheit der Italiener – 59,1 Prozent – lehnte Renzis Verfassungsreform am Sonntag ab. Der sozialdemokratische Regierungschef zog in der Nacht auf Montag, wie vorher so angekündigt, die Konsequenzen und kündigte seinen Rücktritt an. “Ich habe verloren”, erklärte Renzi bei einer Pressekonferenz in seinem Amtssitz in Rom.