Von: luk
Unterland – Der Schützenbezirk Südtiroler Unterland blickt in die Zukunft und plädiert für mehr Eigenständigkeit Südtirols.
“Die letzten Monate haben neue Linien in Südtirols Politikgemälde gezeichnet. Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus waren mit Sicherheit notwendig – zu Beginn. Doch mit Monat Mai kamen Zweifel in Südtirols Bevölkerung und auch in der Lokalpolitik auf, ob nicht eine schnelle Lockerung der Maßnahmen einen noch größeren wirtschaftlichen, aber auch sozialen Schaden vermeiden könnte. Ein guter Gedanke. Trotz unserer Autonomie mit vielen Kompetenzen mussten von unseren Politikern alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit kaum zehn Tage früher nur geringfügige Freiheiten mehr für unsere Provinz erhascht werden konnten. Aber sie haben es geschafft – mit Verhandlungen und Bemühungen. Ein Dank ist an dieser Stelle angebracht. Was wir Schützen und Marketenderinnen nun aber denken, reicht ein Stück weiter. Vorgeworfen wird uns, dass wir keine „neuen“ Modelle und Lösungen hätten, Wunden aufreißen möchten oder gar einfach die Krise als einen schwachen Moment der Gesellschaft ausnützen. Nichts von alledem ist der Fall. Es bedarf nur einiger Worte, um zu zeigen, was wirklich unser Sehnen ist”, so der Schützenbezirk Südtiroler Unterland.
“Wunden wollen wir schon auf gar keinen Fall aufreißen, wenn schon, dann alte schließen. Von unseren scheinbar so ‘veralteten’ Modellen werden wir uns wohl nie verabschieden. Warum? Weil sie zukunftsträchtiger denn je sind. Die Krise ausnützen liegt uns ferner als alles andere. Wir sind SüdtirolerInnen wie alle anderen auch und sitzen im selben Boot. Wenn, dann gilt es die Krise zu ‘nützen’. Wie wir das meinen? Die Corona-Krise hat uns gezeigt, was wir schon länger befürchtet haben. Die Landespolitik ist nicht gänzlich frei in ihren Entscheidungsmöglichkeiten. Wo oft – und das auch in ‘normalen’ Zeiten – gehandelt werden sollte, muss um die Zustimmung in Rom gerungen und dann noch lange gewartet werden. Vor der Krise ist das weniger aufgefallen, war aber auch in den autonomen Bereichen mit Kompetenzen eine schleichende und hindernde Begleiterscheinung”, heißt es weiter.
“Das Ziel sollte aber ein Miteinander von allen drei Sprachgruppen in einem Land mit mehr Eigenverwaltung und mehr Unabhängigkeit sein. Warum? Südtirol ist in vielerlei Hinsicht (wie andere Teile Europas) individuell und einzigartig. Nicht nur kulturell, sondern auch sprachlich, sozial und manchmal sogar wirtschaftlich. Für eine gesunde Entwicklung müssten oberste politische Entscheidungen direkt von SüdtirolerInnen für SüdtirolerInnen gefällt werden können – individuell und unkompliziert, um auf Gegebenheiten und Anforderungen geeignet reagieren zu können. Die Südtiroler Landespolitik braucht mehr Freiheiten, Verantwortung und Handlungsspielraum. Unser Ziel wäre natürlich eine gänzliche Loslösung vom italienischen Staat. Aber wir wissen auch, dass ein Teil der Südtiroler Bevölkerung diesen Wunsch nicht mit uns teilt. Aber einen ersten Schritt im Sinne von mehr Eigenständigkeit mit weitreichenderen Kompetenzen, die sich auf Wirtschaft, Rechtsprechung und Gesetzgebung, Soziales und vieles mehr auswirkt, dagegen spricht wohl wenig.” Diesen Weg gelte es nun gemeinsam zu gehen, so die Unterlandler Schützen.
“Wir hoffen, dass die Regierungspartei und die Oppositionsparteien weiter den begonnen ‘eigenen Südtiroler Weg’ beschreiten. Es sollte keine Ausnahme sein, sondern die Regel derartige Töne in der Landespolitik zu vernehmen. Wenn die Krise vorbei ist, sollte daran weitergearbeitet werden. Der ‘eigene Südtiroler Weg’ trägt lohnend Früchte an seinem Saum. Ganz nach unserem Motto „Geat nit – Gib´s nit!”, so die Schützen und Marketenderinnen des Unterlandes.