Offener Brief

Suspendierte Pädagogen: Kritiker sprechen von “Lynchmord”

Montag, 26. August 2024 | 11:35 Uhr

Von: mk

Bozen – Zwei Schulpädagogen, die an nicht genehmigten Protestkundgebungen in der Öffentlichkeit teilgenommen haben, sollen von ihrem Dienst suspendiert werden. Das hat der italienische Bildungslandesrat Marco Galateo in den vergangenen Tagen angekündigt. In einem offenen Brief, der von 13 unterschiedlichen Gruppierungen aus dem linken Spektrum unterzeichnet wurde, ist nun von einem „repressiven Lynchmord“ die Rede.

Die Organisationen stellen sich hinter die Pädagogen und bekunden ihre Solidarität. Der 34-Jährige und der 32-Jährige sind bei einer Genossenschaft angestellt und arbeiten in unterschiedlichen Schulinstituten in Bozen.

Die beiden sind ins Visier des FdI-Politikers geraten, als dieser erfuhr, dass sie Indiskretionen zufolge insgesamt an die 20 Anzeigen wegen Beteiligung an nicht genehmigten Protestaktionen kassiert hatten, darunter auch an mehreren Pro-Palästina-Kundgebungen. Laut Gesetz machen sich bei von der Quästur nicht genehmigten öffentlichen Aufmärschen nur die Initiatoren solcher Veranstaltungen strafbar, nicht aber die Teilnehmer.

Die Absicht, die beiden Schulpädagogen zu suspendieren, lässt nun bei einigen die Wogen hochgehen. „Wir sind entsetzt und schockiert über den völligen Mangel an Privatsphäre, die Arroganz und die institutionelle Machtübernahme, die juristische und gesetzgeberische Ignoranz sowie das Zusammenschweißen bestimmter Kategorien, die eigentlich Unabhängigkeit und Neutralität wahren sollten“, heißt es in dem offenen Brief. Die Schulpädagogen seien in ihrem beruflichen wie privatem Umfeld mit einer „noch nie dagewesenen Wut“ konfrontiert, erklären die Organisationen.

Unterzeichnet wurde Brief von Sinistra Die Linke, Bozen Solidale, Scioglilingua, Rifondazione Comunista Alto Adige, Repair Café, NO EXCUSES BZ, Climate Action, Spazio Autogestito 77, Omas gegen Rechts, Ambiente e Salute, von den Grünen, von Ciclofficina Popolare Pedale Radicale und von Unione Popolare Alto Adige.

In einer gemeinsamen Mitteilung erklären die beiden Sprecher der Grünen, Luca Bertolini und Elide Mussner, zusammen mit Vorstandsmitglied und Schulführungskraft Sabine Giunta: „Dem Landesrat geht es darum, kompetente Personen in der Schule zu haben, die den jungen Menschen als Vorbilder dienen können – ein Ziel, das wir uneingeschränkt teilen. Es gibt jedoch klare Regeln für die Einstellung, Suspendierung oder Entlassung von Angestellten, die Ordnungswidrigkeiten oder Disziplinarverstöße begangen haben, sowie für diejenigen, die strafrechtlich belangt wurden. Während in Fällen von Straftaten die Justiz entscheidet, liegt die Verantwortung in den anderen Fällen bei den Vorgesetzten oder den zuständigen Verwaltungsstellen.“

Dabei ist noch nichts entschieden. Bildungslandesrat Marco Galateo hat Schulamtsleiter Vincenzo Gullotta lediglich darum gebeten, sich zu informieren, welche Handhabe besteht. Offenbar befürchtet der Landesrat, dass Personen, die das Gesetz nicht respektieren, einen schlechten Einfluss auf die Schüler haben könnten. Unter anderem wurde auch die Verabschiedung eines Ethikkodex für Erzieher an Schulen angedacht.

Sabine Giunta fügt hinzu: „Wenn ein Landesrat in konkrete Einzelsituationen eingreift, überschreitet er seine Zuständigkeit. Dies weckt den Verdacht, dass er aus eigennützigen Motiven handelt und nicht zum Wohl der Schule. Die Schule benötigt kein Eingreifen ad personam, sondern Fachwissen, Sorgfalt und Weitsicht. Der erste Ethikkodex, den ich mir wünschen würde, wäre einer für Politikerinnen und Politiker.“

Bezirk: Bozen

Kommentare
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Kinig
2 Monate 25 Tage

Willkürlich verteiltte “Avvisi orali” mit groben Einschränkungen der Bürgerrechte und Entlassungen ohne Straftat, geschweige denn Verurteilung, da wankt die Gewaltenteilung und damit einer der Grundpfeiler der Demokratie.
Das sollten wir alle nicht zulassen, denn es ist das Einläuten von düsteren Zeiten

So ist das
2 Monate 25 Tage

Düstere Zeiten sind bereits angebrochen 🤔

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
2 Monate 25 Tage

Schon interessant denn jetzt besinnen wir uns? Wo war der Aufschrei während der Pandemie als Bürger in ihren Grundrechten eingeschränkt, suspendiert und ihre Arbeit verloren haben?

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
2 Monate 25 Tage

Pacha sem hots kuan Aufschrei gebraucht und a kuane Gscheidiane de womöglich no in Kinder ihn Gschwurble und Egotum vermitteln bis nit klor wor wos Sache isch… Iaz war eher zu schaugen wia “Homöopathisch” de no unterwegs sein.

marher
marher
Kinig
2 Monate 25 Tage

Leider gibt es manche Pädagogen die vieles kritisch sehen und mit primitiven Anschauungen die Welt verbessern möchten. Ob diese dann auch in Sachen Bildung und Schule für unsere Kinder geeignet sind muss wohl in Frage gestellt werden, oder müssen wir alles tollerieren.

elvira
elvira
Universalgelehrter
2 Monate 25 Tage

ist es nicht gut sachen kritisch zu sehen? nicht alles zu befürworten und manches zu hinterfragen?

tester
tester
Tratscher
2 Monate 24 Tage

Nun, wenn jemand an “Pro-Palästina-Kundgebungen” teilnimmt, dann soll dies “Unabhängig und Neutral” sein und vom “Mangel an Privatsphäre” reden wir nicht. Außerdem hat sich Schulamtsleiter Vincenzo Gullotta lediglich bei Marco Galateo informiert, welche Handhabe in solchen Fällen besteht. Somit wurde noch niemand suspendiert. Was soll also dieser ganze Aufmarsch?

Doolin
Doolin
Kinig
2 Monate 25 Tage

…wie immer schon befürchtet, haben Postfaschisten, mit denen SVP eine Landesregierung gebildet hat, mit demokratischer Meinungsfreiheit nicht viel am Hut…

nit verstondn
nit verstondn
Grünschnabel
2 Monate 25 Tage

FdI Idiologie, zeigt klar wessen Kind der Herr Landesrat ist. Gilt Meinungsfreiheit nur für stramme Parteisoldaten der Postfaschisten? Wo bleibt zum Abschluss der römische Gruss?

elvira
elvira
Universalgelehrter
2 Monate 25 Tage

fongs iaz un? olle de onderst denkn werdn eleminiert??

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Kinig
2 Monate 25 Tage

Was ist das bitte für eine Bebilderung?

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