Von: mk
Bozen – Der Klimawandel und die neuen Förderprogramme zur Energieeinsparung stehen im Mittelpunkt des “Tages der Energie”, den die Landesumweltagentur veranstaltet.
“Der Klimawandel ist eine Realität”, betonte Umweltlandesrat Richard Theiner in seiner Eröffnungsrede zum dritten “Tag der Energie”, den die Landesagentur für Umwelt am Freitag an der Europäischen Akademie Eurac organisiert hat. “Es ist deshalb notwendig”, fuhr Theiner fort, “Strategien zu entwickeln und konkrete Maßnahmen durchzuführen, damit wir auch den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen.” Die Art und Weise wie wir Energie produzieren und konsumieren, spiele dabei eine zentrale Rolle. Das habe Konsequenzen für den Zustand unserer natürlichen Umwelt, aber auch für unser gesundheitliches Wohlempfinden.
Theiner verwies auf das strategische Dokument “Energie-Südtirol-2050”, mit dem sich die Landesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt hat und hob zwei, darin enthaltene Punkte hervor: “Erstens wollen wird die Kohlenstoffdioxid-Emission bis 2020 auf unter vier Tonnen und bis 2050 auf unter 1,5 Tonnen pro Jahr und Einwohner senken, und zweitens soll der Energiebedarf in Südtirol bis 2020 zu 75 Prozent und bis 2050 zu 90 Prozent aus erneuerbarer Energie abgedeckt werden.”
In den vergangenen 30 Jahren, sagte Theiner, habe die Landesregierung rund 500 Millionen Euro für Maßnahmen zur Energieeinsparung bereitgestellt. “Der Erfolg blieb nicht aus: Nach Berechnungen der Landesagentur für Umwelt sparen wir dank dieser Programme pro Jahr rund 200 Millionen Liter Heizöl. Mit anderen Worten: Unsere Bemühungen haben sich gelohnt, aber das reicht nicht”, erklärte der Landesrat.
So zeigten die neuesten Daten zur Energiebilanz, dass die Hälfte des Gesamtenergieverbrauchs pro Jahr, das sind 12.000 Giga-Watt-Stunden, für Heizung und Warmwasser benötigt wird. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, erklärte die Direktorin im Landesamt für Energieeinsparung, Petra Seppi, “dass es in Südtirol rund 60.000 Gebäude gibt, die energetisch noch zu sanieren sind.” Die Landesregierung habe deshalb im Februar 2017 die neuen Richtlinien zur Förderung der Energieeffizienz beschlossen und dabei gerade die energetische Sanierung von Gebäuden in den Mittelpunkt gestellt.
“Die aktuelle Sanierungsrate”, führte Amtsdirektorin Seppi aus, “liegt bei knapp einem Prozent, das entspricht in etwa 500 Gebäuden pro Jahr. Die Klimastrategie sieht hingegen eine jährliche Sanierungsrate von 2,5 Prozent bis 2020 vor. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Fördersatz von 30 Prozent der anerkannten Kosten auf 50 Prozent angehoben.”
Noch höher aufgestockt, nämlich von 30 auf 70 Prozent, wurde der Fördersatz bei der energetischen Sanierung von Kondominien. Es habe sich nämlich gezeigt, dass die Sanierung von Mehrfamilienhäusern nur sehr schleppend voranschreitet. Ein Grund dafür sei die Entscheidungsfindung, die in solchen Gebäuden schwieriger ist.
Neu gefördert wird auch der Austausch von öffentlichen Beleuchtungsanlagen, weil damit Strom gespart und die Lichtverschmutzung eingedämmt werden kann. Der Fördersatz, um den die Gemeinden ansuchen können, beläuft sich auf 50 Prozent der anerkannten Kosten.
Auf das Programm “KlimaGemeinde” ging Mariadonata Bancher von der KlimaHaus-Agentur näher ein. Mit diesem Programm werden die Gemeinden dabei unterstützt, ein nachhaltiges Energie- und Umweltmanagement zu erarbeiten, umzusetzen und dessen Wirksamkeit zu überprüfen.
Das Programm “KlimaFactory” stellte Ulrich Santa, Direktor der KlimaHaus-Agentur, vor. “Mit diesem Programm wollen wir das Einsparpotential bei Industrie, Dienstleistung und Gewerbe heben”, erklärte Santa. Anhand eines umfangreichen Kriterienkataloges werden im Rahmen der EnergieAudits Verbesserungsmöglichkeiten in den Betrieben analysiert und Maßnahmen ausgearbeitet. “Kleine und mittlere Unternehmen scheuen oft die Kosten”, sagte Santa. “Mit der neuen Förderung von Energieaudits für kleine und mittlere Unternehmen gibt man diesen Betrieben ein wichtiges Instrument in die Hand, um die großen Energieverbräuche aufzudecken und Maßnahmen zur Effizienzsteigerung umzusetzen.”
Dass Südtirol auch über die eigenen Grenzen schaut, zeigt die Beteiligung an der EU-Strategie EUSALP. Es handelt sich dabei, wie Maren Meyer von der KlimaHaus-Agentur erklärte, um eine Strategie der Europäischen Union für den Alpenraum, an der 48 Regionen in sieben Ländern beteiligt sind. Ein Ziel von EUSALP bestehe darin, die Alpenregion zu einer Modellregion für Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu machen.
“Es geht auch in Zukunft darum, dass wir die Energie intelligent nutzen, eine möglichst hohe Energieeffizienz erreichen und Energie aus erneuerbaren Quellen fördern”, sagte Landesrat Theiner. Dieses Ziel könne aber nur durch den Einsatz und die Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren erreicht werden. Die Eigenverantwortung jedes Einzelnen für die Umwelt und die Erkenntnis, dass Energie nicht etwas Selbstverständliches und Unerschöpfliches ist, spiele eine immer größere Rolle. “Südtirol”, so der Umweltlandesrat abschließend, “befindet sich auf dem Weg zum KlimaLand, aber das Ziel ist noch nicht erreicht. Wir müssen die Kräfte bündeln und diesen Weg gemeinsam gehen.”