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Taten statt Tweets

Dienstag, 04. März 2025 | 01:36 Uhr

Von: mk

Bozen – Noch immer herrscht Fassungslosigkeit über den beispiellosen Streit zwischen Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj und J.D. Vance im Weißen Haus. Vor laufenden Kameras warfen Trump und sein Vize dem ukrainischen Präsidenten Undankbarkeit und Respektlosigkeit vor – eine versuchte Demütigung, die wohl einem Drehbuch folgte.

Grund dafür war der nächste Schritt: US-Präsident Donald Trump hat die Militärhilfen für die Ukraine vorübergehend gestoppt. Offenbar schlägt sich der Republikaner auf die Seite von Kreml-Despot Wladimir Putin und will die Ukraine über deren Kopf zu einem Diktatfrieden zwingen.

Schätzungen zufolge kann das ukrainische Militär mit den von unter Joe Biden eingeleiteten Waffenlieferungen noch etwa ein halbes Jahr in der gleichen Intensität weiterkämpfen. Militärexperten sprechen von einem Super-GAU. Wenn die Europäer schnell handeln, könnten sie “viel substituieren”, meint Gustav Gressel von der Landesverteidigungsakademie in Wien. Europa müsse sich außerdem auf einen Krieg mit Russland vorbereiten. Die Wahrscheinlichkeit eines russischen Überfalls auf ein EU-Land bezifferte Gressel mit 80 Prozent.

Eine unerwartete Prognose kommt hingegen vom früheren Nato-Kommandeur James Stavridis: Laut US-Portal “Newsweek” ist er der Ansicht, dass die Ukraine auch ohne die Unterstützung der USA “auf unbestimmte Zeit” durchhalten könne. Entscheidend sei allerdings, dass Europa die Ukraine weiterhin tatkräftig unterstützt.

Der zur Schau gestellten Solidarität nach dem Streit im Oval Office muss Konkretes folgen. Taten statt Tweets sind angesagt.

Natürlich wäre es hilfreicher, wenn Amerika seinen Kurs ändert und weiterhin Partei für die Ukraine ergreift. Laut der deutschen Denkfabrik “Kiel Institut für Weltwirtschaft” haben die USA zwischen Anfang 2022 und Dezember 2024 knapp 120 Milliarden Dollar für die Ukraine ausgegeben. Das US-Verteidigungsministerium schätzt die Gesamtunterstützung auf fast 183 Milliarden Dollar, wozu auch militärische Ausbildung in Europa und die Aufstockung der US-Rüstungsbestände gehören.

Die Hoffnung, dass alles wie bisher so weitergeht, können sich derzeit allerdings weder die Ukraine noch Europa erlauben.

Bezirk: Bozen

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