„Inhalt der Protest-Mail in weiten Teilen falsch“

Pestizidfreies Mals: Kompatscher tadelt Mitmach-Aktion

Dienstag, 28. März 2017 | 16:10 Uhr

Von: mk

München/Bozen/Mals – Als in weiten Teilen falsch hat Landeshauptmann Arno Kompatscher die Inhalte der E-Mail bezeichnet, die in diesen Tagen sein elektronisches Postfach überflutet. Zudem seien die Sachverhalte “extrem vereinfacht” dargestellt. Die Landesregierung dafür in die Verantwortung zu ziehen, dass die Gemeinde Mals an der Umsetzung des Pestizidverbotes gescheitert sei, sei falsch, da das Versprechen von Anfang an unhaltbar war.

Hier geht es zum Schreiben des Landeshauptmannes im Wortlaut

Zur Vorgeschichte: Der bayerische Verein “Umweltinstitut München” hat in der vergangenen Woche erneut eine Aktion zur “Unterstützung der Pestizid-Rebellen von Mals” gestartet. Per Klick können alle Internet-Nutzenden über die Homepage des Vereins aus eine vorgefertigte Mail an Landeshauptmann Arno Kompatscher verschicken, mit der der Landeshauptmann aufgefordert wird, sich für ein pestizidfreies Mals einzusetzen. Auch wird damit gedroht, “Südtirol als Urlaubsland zu streichen”. Mittlerweile sind 14.000 solcher Mails verschickt worden.

In seiner Antwort an tausende Adressaten verweist der Landeshauptmann darauf, dass der rechtliche Sachverhalt von Anfang an klar war: Nationale und europäische Bestimmungen gelten in diesem Bereich, den eine einzelne Gemeinde nicht autonom und im Widerspruch dazu regeln kann.

Das Bild des kleinen Davids, der sich gegen den großen Goliath wehrt, führe zu einer automatischen Solidarisierung, ist sich der Landeshauptmann bewusst. Daher treffe den einzelnen Absender auch keine Schuld, höchstens jene der Oberflächlichkeit. Der Landeshauptmann erinnert aber an die Bemühungen des Landes für eine intakte Umwelt und eine naturnahe Landwirtschaft. Belege dafür liefere die Tatsache, dass nahezu jeder zweite Bio-Apfel in Europa aus Südtirol komme und dass das Land die Bio-Landwirtschaft mit neun Millionen Euro unterstütze.

Aber auch auf europäischer Ebene habe sich Südtirol mit der Initiativstellungnahme zur nachhaltigen Lebensmittelpolitik, die der Ausschuss der Regionen in der vergangenen Woche verabschiedet hat, für eine umweltfreundliche und wohnortnahe Lebensmittelversorgung stark gemacht.

Unterstützung der Malser “Pestizid-Rebellen”: Tausende Protest-Mails an Kompatscher

In der Mailbox von Arno Kompatscher wird es eng: Seit vergangenen Donnerstag wandten sich bereits rund 13.000 Menschen an den Südtiroler Landeshauptmann. Sie fordern ihn per E-Mail auf, das Pestizidverbot der Gemeinde Mals nicht länger zu behindern und etwas gegen die Gifte in den Apfelplantagen zu unternehmen. Die Mails gehen auf eine Aktion des Umweltinstitut München zurück.

Das per Bürgerentscheid in Mals verabschiedete Pestizidverbot ist in ganz Deutschland auf Interesse gestoßen, weil umwelt- und gesundheitsbewusste Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde eine Vorreiterrolle zuschreiben. „Endlich ist da jemand, der aktiv gegen den massiven Pestizideinsatz in der Landwirtschaft vorgeht“, erklärt Karl Bär, Referent für Agrarpolitik am Umweltinstitut. „Das Malser Pestizid-Verbot zeigt, dass sich Bürgerinnen und Bürger gegen die Macht der großen Lobbys durchsetzen können.“

Umso größer ist die Verwunderung darüber, dass die Südtiroler Landesregierung und der Südtiroler Bauernbund Mals in seiner mutigen Entscheidung nicht unterstützen, sondern mit allen Mitteln bremsen. „Warum fährt die Landesregierung eine solche Verhinderungsstrategie, statt Mals als Vorreiter zu betrachten?“, fragt Bär. „Stellen Sie sich vor, ganz Südtirol wäre pestizidfrei. Das hätte einen gewaltigen Werbeeffekt für den Tourismus. Die Politik der Landesregierung ist dagegen bestens geeignet, Urlauber zu verschrecken. Dies zeigen uns auch viele Rückmeldungen.“

Mit seiner Kampagne wendet sich das Umweltinstitut nicht nur an die Landespolitik, sondern will auch der Gemeinde Mals seine Solidarität zeigen. „Die Malser sollen spüren, dass sie nicht alleine dastehen, sondern unsere volle Unterstützung haben“, erklärt Bär. „Wir sehen Mals als Vorbild für ganz Europa und wünschen uns noch viele weitere pestizidfreie Gemeinden.“

Das Umweltinstitut München ist eine feste Größe im deutschen Umwelt- und Naturschutz. Als unabhängiger Verein setzt es sich seit mehr als 30 Jahren gegen Atomkraft, für gentechnikfreies Essen, für eine nachhaltige Energiewende und für den ökologischen Landbau ein.

Link zur Online-Aktion zur Unterstützung der Malser “Pestizid-Rebellen”:
www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/unterstuetzt-die-pestizid-rebellen.html

Bezirk: Bozen, Vinschgau