Von: luk
Bozen – Das Team K weist auf die schwierige Situation am Arbeitsmarkt hin, die sich in den nächsten Monaten verschärfen werde. Aktive Arbeitsmarktpolitik, Unterstützung bei Umschulungen und gezielte Bedarfserhebungen sind Vorschläge des Team K für diese Herausforderung.
In Südtirol haben wir aktuell 30.000 gemeldete Arbeitslose – allein im Dezember sind in Südtirol 16.000 Arbeitsplätze weggefallen. Aufgrund des Kündigungsschutzes enthalten die derzeitigen Arbeitslosenzahlen nur Saisonangestellte und jene mit befristeten Arbeitsverträgen.
“Zweifelsohne werden diese Arbeitslosenzahlen Ende März weiter ansteigen, denn dann läuft der Kündigungsschutz aus. In Südtirol wurde in den letzten Jahrzehnten nur passive Arbeitsmarktpolitik betrieben”, stellt Maria Elisabeth Rieder an einigen Vergleichszahlen fest, die von der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt im Oktober 2019 veröffentlicht wurden: “Südtirol verfügt nur über sechs Arbeitsvermittlungszentren, während es im Trentino zwölf gibt und in Tirol immerhin acht. In Südtirol gibt es 23 Angestellte, die mit Vermittlungsaufgaben betraut sind. Im Trentino sind es deren 47, in Tirol gar 109.”
„In Anbetracht der Corona-Krise, die Umwälzungen auf dem Arbeitsmarkt sicherlich beschleunigen wird, brauchen wir dringend eine aktive und aktivierende Arbeitsmarktpolitik“, fordert Maria Elisabeth Rieder.
Im September wurde von der Landesarbeitskommission das „Strategiedokument Aktive Arbeitsmarktpolitik“ verabschiedet, das von der Landesregierung im November genehmigt wurde. „In diesem Strategiedokument werden die allgemeinen Grundsätze der Arbeitsmarktpolitik niedergeschrieben. Doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt bzw. muss umgehend beginnen und genau das fordern wir. Es muss umgehend ein Maßnahmenplan zur aktiven Arbeitsmarktpolitik zu erarbeitet werden und parallel dazu ist sofort mit der Umsetzung jener Maßnahmen zu beginnen, die schon klar aus dem Strategiedokument hervorgehen: die Aufgaben der Arbeitsvermittlungszentren zu erweitern, dazu ist es nötig, die personelle Ausstattung zu verstärken“, so Rieder.
Ein zentraler Aspekt der Arbeitsmarktpolitik seien die Herausforderungen, die durch das Verschwinden von Berufsbildern auf der einen Seite und neue Berufsbilder auf der anderen Seite entstehen. „Viele Berufsbilder werden aufgrund fortschreitender Automatisierung verschwinden. Neue Berufsbilder werden in den nächsten Jahren entstehen. In Europa schätzt man neue Arbeitsplätze im digitalen Bereich auf über 11 Millionen seit dem Jahr 2000“, erklärt Rieder.
Digitalisierung und Fachkräftemangel gehörten zu den Herausforderungen der Zukunft. Gut ausgebildete Südtiroler hierzulande, im Ausland sowie ausländische Fachkräfte müssten motiviert werden, in Südtirol zu leben und zu arbeiten. “Aktive Arbeitsmarktpolitik ist auch aus Sicht der Wirtschaft dringend nötig, um die Betriebe mit dringend benötigten Personal versorgen zu können. Dazu braucht es aber auch das Umfeld: Damit wir in Zukunft Fachkräfte für den Südtiroler Arbeitsmarkt gewinnen können, ist eine entsprechende Wohnpolitik notwendig. Bei den heutigen Wohnkosten sind wir einfach unattraktiv”, ergänzt Paul Köllensperger.
“Während sich die Arbeitswelt stetig verändert, bleiben Ausbildungswege starr. Umschulungen oder Branchenwechsel sind schwierig. In Südtirol gibt es wenig Möglichkeiten, im Laufe eines Lebens komplett den Beruf zu wechseln. Eine Auszeit von zwei bis drei Jahren, um einen neuen Beruf zu erlernen, kann sich finanziell kaum jemand leisten. Der Beginn einer traditionellen Lehre ist ab 25 Jahren gar nicht mehr möglich, eine berufsspezialisierende Lehre ist bis 29 Jahren möglich, Studienbeihilfen gibt es in Südtirol für Studierende bis zum 40. Lebensjahr. Das Angebot an nebenberuflichen Umschulungen ist klein und bezieht sich zum Teil nur auf Umschulungen, die aufgrund von Berufsunfähigkeit oder für ArbeitslosengeldbezieherInnen notwendig sind. In Südtirol und im Trentino braucht es sehr spezifische Voraussetzungen um Anrecht auf Förderungen für Umschulung zu haben (z.B. bei Berufsunfähgikeit), das Land Tirol bietet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten”, so das Team K.
„Eine Umschulung ist eine attraktive Möglichkeit für WiedereinsteigerInnen oder Personen, die sich im Laufe ihres Lebens beruflich verändern möchten. Besonders für Frauen ist dies eine wichtige Möglichkeit wieder in das Berufsleben einzusteigen“, meint Rieder.
Maria Elisabeth Rieder und das Team K schlagen daher vor, Angebote für Umschulungen zu verstärken. „Zuerst muss ein Bedarf erhoben werden, denn Umschulungen sollten branchengezielt erfolgen. Dann braucht es aber auch einen konkreten Maßnahmenplan für aktive Arbeitsmarktpolitik, um die Vollbeschäftigung zu erhalten und Veränderungen am Arbeitsmarkt zu bewältigen“, fordert Rieder.