Von: APA/Reuters
In Vorbereitung auf die Europawahl Anfang Juni hat TikTok neue Initiativen im Kampf gegen Falschinformationen im Internet vorgestellt. Die vor allem für Tanzvideos bekannte Plattform gab am Freitag bekannt, dass in allen 27 Mitgliedsstaaten der Europäische Union spezielle Informationsseiten in der jeweiligen Landessprache angeboten würden. Gleichzeitig würden verstärkt Äußerungen auf ihre Richtigkeit geprüft.
“Wir dulden keine Verstöße gegen unsere Richtlinien, die auf die Wahlprozesse abzielen”, sagte Tim Klaws, der bei TikTok für den deutschsprachigen Raum die Kontakte zur Politik verantwortet. Sein Unternehmen beschäftige allein in Europa 6.000 Inhalte-Moderatoren, davon mehr als 800 im deutschsprachigen Raum. “Viele davon sind speziell geschult, was Fehlinformationen im Kontext von Wahlen angeht.”
Im “Superwahljahr 2024”, in dem etwa die Hälfte der Menschheit zu Abstimmungen aufgerufen ist, stehen TikTok und andere Online-Netzwerke unter verschärfter Beobachtung. Vor allem für jüngere Nutzer sind sie oft die einzige Informationsquelle. Weil gleichzeitig durch den Siegeszug Künstlicher Intelligenz (KI) die Fälschung von Inhalten immer leichter wird, befürchten Experten groß angelegte Desinformationskampagnen. “Wir dulden keine KI-erstellten Videos von Personen des öffentlichen Lebens, in denen wirtschaftliche oder politische Aussagen getroffen werden, wo sie für etwas werben oder wo sie etwas unterstützen”, betonte Klaws.
Für viele westliche Staaten macht die Nähe TikToks zur chinesischen Führung das Unternehmen zusätzlich verdächtig. Sicherheitsbehörden befürchten Datenspionage, was sowohl TikTok als auch die Volksrepublik stets zurückgewiesen haben. Dennoch ist die App in zahlreichen Ländern von Diensthandys der Regierungsmitglieder und Staatsbediensteten verbannt oder komplett verboten. Letzteres droht auch in den USA, sollte der chinesische Mutterkonzern ByteDance TikTok nicht binnen eines Jahres verkaufen. Insidern zufolge würde ByteDance TikTok aber lieber dichtmachen.
In Europa gerät TikTok ebenfalls immer wieder ins Visier der Ermittler. Als sehr große Online-Plattform (Very Large Online Platform, VLOP) muss sich die Firma einer verschärften Regulierung unterwerfen. Sie verpflichtet Konzerne unter anderem dazu, verstärkt gegen Hass und Hetze im Internet vorzugehen.