Von: apa
Tirols Ärztekammer hat am Freitag angesichts einer ausstehenden Gehaltsreform für Spitalsärzte der schwarz-roten Landesregierung Säumigkeit vorgeworfen. Eine entsprechende Reform befinde sich “im Wartezimmer der Landespolitik”, hieß es in einer Aussendung. Tirol hinke hinterher und verliere sich in “endlosen Evaluierungen anstatt Lösungen zu schaffen”. Die Kammer forderte rasches Handeln und ein neues Gehaltssystem bis Jänner 2025. Das Land warnte indes vor “Schnellschüssen”.
Das gegen die Empfehlungen der Ärztekammern übernommene Gehaltssystem mit pauschalierter Abgeltung von Nachtdiensten sei “leistungsfeindlich”. Kollegen, die in Zeiten des Ärztemangels vermehrt Nachtdienste leisten, seien besonders benachteiligt. Bereits vor einem Jahr habe die zuständige Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) zugesichert, die dahin gehende Gehaltssituation rasch zu evaluieren. Diese Evaluation solle nun “erst im Herbst abgeschlossen sein”, weshalb Ärztekammerpräsident Stefan Kastner den Höhepunkt einer “Verzögerungstaktik” erreicht sah.
Andere Bundesländer wie die Steiermark oder das Burgenland hätten die Ärztegehälter bereits vor einem Jahr deutlich angehoben, so Kastner. “Es ist unverständlich, warum die Evaluierung der Gehälter so lange dauert”, kritisierte der Kammerchef: “Jeden Monat verlieren wir Ärztinnen und Ärzte an andere Bundesländer und das benachbarte Ausland”.
“Es scheint den zuständigen Politikerinnen und Politikern nicht bewusst zu sein, dass aufgrund der personellen Engpässe in den Tiroler Krankenhäusern jeden Monat etwa 1000 Operationen nicht stattfinden können”, kritisierte auch Daniel von Langen, Kurienobmann der angestellten Ärzte. “Tirols Krankenhäuser werden besonders für junge Ärztinnen und Ärzte zunehmend unattraktiv”, warnte Vizepräsident Klaus Kapelari. Die Ärztekammer forderte nun “rasche und konstruktive Gespräche”, bis spätestens Jänner 2025 solle dann “endlich ein wettbewerbsfähiges Gehaltssystem für Spitalsärzte in Tirol etabliert” sein.
Landesrätin Hagele stieg unterdessen ein wenig auf die Bremse. Sie erklärte in einer Reaktion auf APA-Anfrage, dass “mögliche Optimierungen hinsichtlich des ÄrztInnen-Gehaltssystems einer sorgfältigen Evaluierung auf Basis von fundierten Daten und einen Gesamtüberblick über die Personalsituation im Gesundheitssystem” bedürfen würden. “Dem Land Tirol ist eine sorgfältige Bewertung und Aufbereitung besonders wichtig, Schnellschüsse bringen keine Verbesserungen – vor allem nicht im Gesundheitssystem. Deshalb werden die Evaluierung und die notwendigen Schlüsse daraus zu gegebener Zeit vorgelegt”, kündigte die ÖVP-Politikerin an. Es handle es sich um einen “komplexen Datenmix”, der auch Vergleiche mit anderen Bundesländern und Regionen wie Südtirol beinhalte, fügte die Gesundheitslandesrätin hinzu. Zur Evaluierung sei auch ein externer Partner miteinbezogen worden.