Von: mk
Bozen – In Bozen hat am heutigen Samstag um 11.00 Uhr ein Bauernprotest begonnen. Bauern sind mit rund 120 Traktoren in Südtirols Landeshauptstadt gerollt, um vor dem Landtag zu protestieren.
Initiiert wurde die Aktion von der Arbeitsgruppe „Zukunft Landwirtschaft“. In mehreren europäischen Ländern gehen derzeit Bäuerinnen und Bauern auf die Straße, um für höhere Einkommen und Bürokratieabbau zu protestieren. Die Traktoren strömten aus dem Burggrafenamt, aus der Kalterer Gegend und von Brixen nach Bozen. Eine Delegation von 20 Landwirten aus dem Trentino war ebenfalls anwesend.
Nicht alle finden die Protestaktion gerechtfertigt. Den Bauern in Südtirol gehe es gut, sagt etwa der Vorsitzende vom ASGB, Tony Tschenett.
Die Arbeitsgruppe „Zukunft Landwirtschaft“ verweist hingegen auf gestiegene Spesen und Reglementierungen. Immer mehr Landwirte würden aufgeben. Rund 500 Teilnehmer sind am Magnago-Platz eingetroffen. Begleitet wurden die Bauern von Polizeieskorten.
Der Bauernbund wollte sich zunächt nicht beteiligen. Der neue Bauernbundobmann Daniel Gasser war dann aber doch zugegen. Er erklärte, dass man bei den Kosten zu einem Gleichgewicht finden müsse. Den Nahrungsmittelproduzenten müssten mehr Einnahmen bleiben. „Wir sind froh, dass sich Südtiroler Verbraucher dafür entscheiden, unsere Produkte zu kaufen. Wenn sie uns unterstützen wollen, ist das der beste Weg dafür“, erklärte Gasser bei der Kundgebung.
Ursprünglich hatte der Südtiroler Bauernbund seine Solidarität mit den Demonstrierenden bekundet, „denn die Probleme in der heimischen Landwirtschaft seien ähnlich, wenn auch nicht direkt vergleichbar“. Protest sei legitim – von Protesten, die die Legitimation von demokratischen Vertretungen ablehnen, distanziere sich der SBB aber. Fraglich sei, ob Ort und Zeitpunkt gut gewählt sind. Nicht Bozen sei in erster Linie für die Probleme verantwortlich, sondern Rom und Brüssel, die für einen Großteil der Bürokratie verantwortlich sind. Dort müsse protestiert werden, hatte der Bauernbund zunächst betont.
Zugegen war bei der Veranstaltung in Bozen auch der neue Landwirtschaftslanesrat Luis Walcher. „Von dieser Arbeit kann man nicht mehr leben. Es ist eine Tragödie, die in anderen Ländern dazu geführt hat, dass viele Bauernhöfe schließen mussten und fruchtbares Land nicht mehr bewirtschaftet wird“, erklärte Walcher in einer Ansprache. In Südtirol seien die Bauern nicht in dieser Situation. „Einerseits sind wir aus Solidarität hier, andererseits auch, um die Öffentlichkeit auf die Arbeit der Bauern aufmerksam zu machen.“
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Hannes Rabensteiner, war ebenfalls bei der Protestkundgebung in Bozen als Redner dabei. „Es ist unsere demokratische Pflicht, auf Ungerechtigkeiten und Probleme aufmerksam zu machen“, betonte Rabensteiner. Neben steigenden Kosten, „absurden Richtlinien“ und „unsichere Marktbedingungen“ prangerte er vor allem die aufgeblasene Bürokratie an. Auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Wirth Anderlan, der vor allem wegen seiner Protestaktionen gegen die Corona-Maßnahmen samt Impfung Aufmekrsamkeit erlangt hat, gehörte zu den Mitorganisatoren des Protests.