Von: mk
Bozen – Bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der Verwaltungen sowie der Städtischer Autobus Service AG SASA und der Südtiroler Transportstrukturen AG STA haben sich Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi heute Vormittag im Landhaus in Bozen über eine gemeinsame Vorgehensweise Land-Gemeinde Bozen zum Bau der Tramlinie in Bozen verständigt. Noch heuer soll der Plan für eine nachhaltige urbane Mobilität (PUMS) für die Stadt Bozen als Grundlage dafür bereitstehen.
Ins Auge gefasst wird eine sieben Kilometer lange Tramstrecke mit 17 Haltestellen ab dem Mobilitätsknotenpunkt in Sigmundskron, die von Tramwagen mit mindestens 40 Metern Länge befahren wird. “Die Trambahn für Bozen ist nicht nur ein wichtiges Mobilitätsvorhaben für die Bozner, sondern sie wird vor allem auch den Pendlern zugutekommen – die neue Tram wird nämlich über den Mobilitätsknotenpunkt in Sigmundskron eine optimale Verbindung an die Busse, den Metrobus und die Bahn in der Landeshauptstadt bieten und so das öffentliche Mobilitätsangebot verbessern”, ist der Landeshauptmann überzeugt. “Seit langem gehört die Tram zu den prioritäten Projekten der Gemeinde und endlich können wir nun notwendigen Schritte setzen, um dieses Vorhaben, das die Mobilität in Bozen und die Lebensqualität der Bürger verbessern wird, umzusetzen”, betonte Caramaschi.
Im der heute getroffenen Abkommen sind nun die wichtigsten Ziele, die Phasen zur Verwirklichung, die Rolle weiterer Organisationen und die formalen Schritte festgehalten.
Demnach soll die Inhouse-Gesellschaft des Landes, die Südtiroler Transportstrukturen AG STA die Infrastruktur für die Bozner Tram planen, verwirklichen und schließlich auch betreiben. Ebenso soll die STA für die Vergabe des Dienstes an den Konzessionär Städtischer Autobus Service AG SASA (In-House-Gesellschaft öffentlicher Körperschaften, an der das Land mit 17,79 Prozent beteiligt ist und die mit dem städtischen Personennahverkehr beauftragt ist) zuständig sein, das Rollmaterial beschaffen und dieses dem Dienstleister zur Verfügung stellen. Zudem soll sie die Vergabestelle für die Planungsaufträge sein.
In einer ersten Projektphase soll von Seiten der Gemeinde für Bozen ein Plan für eine nachhaltige urbane Mobilität (PUMS) ausgearbeitet und genehmigt, werden und zwar noch innerhalb 2018. Außerdem muss die Gemeinde bis Ende September 2019 einen Förderantrag an das italienische Infrastrukturministerium stellen.
In einer zweiten Projektphase wird dann geplant. Zuerst muss das Machbarkeitsprojekt ausgearbeitet werden. Ausgehend vom Machbarkeitsprojekt soll dann die STA mit der Gemeinde Bozen und der SASA sowie eventuell mit Technikern des Infrastrukturministeriums einen Wirtschafts- und Finanzplan (35 Prozent der Kosten für die Verkehrsdienstleistung und für den Betrieb der Infrastruktur muss über die Fahrpreise gedeckt werden) und auch einen Zeitplan erarbeiten. Die Projektleitung wird von einem Beratungsgremium unterstützt, das sich aus Sachverständigen des Landes, der Gemeinde, von STA und SASA sowie bei Bedarf auch aus externen Beratern zusammensetzt.
Vereinbart wurde zudem, dass das Land und die Gemeinde Bozen die Investitionskosten nach Abzug der staatlichen und/oder europäischen Finanzhilfen jeweils in etwa zur Hälfte übernehmen.
Alfreider: “Schritt für Schritt Richtung Bozner Tram”
„Die Programmvereinbarung über den Bau und den Betrieb einer Tramlinie für Bozen ist ein sehr erfreulicher Schritt in die richtige Richtung“, so Daniel Alfreider in einer ersten Stellungnahme nach der Pressenkonferenz zur Zukunft der Bozner Tram. “Es ist wichtig, dass man nun den Weg zur Planung und Realisierung dieses Verkehrsmittels konsequent weitergeht.”
“Bozen hinkt im Vergleich mit den restlichen Landesteilen etwas hinterher, was die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger anbelangt, um den Autoverkehr einzuschränken. Durch die Potenzierung des Nahverkehrs zwischen dem Knotenpunkt Sigmundskron und dem Stadtzentrum, schafft man eine echte Alternative für die Pendler und erhöht die Lebensqualität der Bürger. Durch die Anbindung des Krankenhauses an die Trasse wird dieses Angebot auf breites Interesse stoßen,“ so Alfreider.
Laut Alfreider reiht sich diese Entscheidung für die Realisierung der Tram in Bozen in eine Reihe von Maßnahmen der Landesregierung ein, welche mutig eine neue Art der Mobilität fördert. „Die Zeiten wo jeder ein eigenes Auto hatte sind vorbei. Südtirols Mobilität soll in Zukunft noch nachhaltiger gestaltet werden, und sowohl für Touristen als auch für Einheimische einen Alltag ohne Auto möglich machen,“ zeigt sich Alfreider überzeugt.
„Das Gespött der Opposition, man errichte hier nur Luftschlösser, kann durch die heute geschlossene Vereinbarung nur noch müde belächelt werden. Es warten noch einige Herausforderungen bei der Modernisierung der Infrastrukturen auf uns. Unkonstruktive Zurufe von der Seitenlinie werden uns nicht davon abbringen,“ so Alfreider abschließend.
Reinhard Zublasing: „Basis für die Überetscherbahn gelegt“
„Uns war von Anfang an bewusst, dass neben der Finanzierung vor allem die Entscheidungen der Gemeinde Bozen das Projekt der Überetscher Bahn maßgeblich beeinflussen,“ stellt Reinhard Zublasing, Gemeinderat von Eppan, klar. Die nun getroffene Programmvereinbarung, welche sich für die Strecke bis zum Knoten Sigmundskron bezieht, sei ein starkes Zeichen, dass man der Überetscher Bahn einen guten Schritt nähergekommen ist.
„Eine Tramverbindung ins Überetsch kann es nur geben, wenn die Basis dafür in der Stadt Bozen gelegt wird. Dies ist mit der heutigen Vereinbarung gegeben. Besonderer Dank gilt unserem Landeshauptmann Kompatscher, welcher unsere jahrelange Forderung aufgenommen hat und nach reiflicher Überlegung nun die Planung und Realisierung angehen möchte“, so Zublasing.
„Die Anbindung an das Krankenhaus ist ein sehr kluger Schachzug, um Patienten und Besucher vom Eisacktal und vom Überetsch besser daran anzuschließen. Mein Anliegen ist, dass nach der Planung der Trassen in Bozen auch die Trasse von Sigmundskron bis nach Kaltern angegangen wird. Die Gemeinden Eppan und Kaltern werden sich nun an die Arbeit machen und die passenden Möglichkeiten besprechen. Am 13.August findet bereits ein erstes Treffen der Arbeitsgruppe bestehend aus Eppaner und Kalterer Vertreter statt. Es gilt nun keine Zeit mehr zu verlieren. Nutzen wir die Chance, die sich uns bietet“, so Zublasing abschließend.
STF: “Auf Ankündigung endlich Taten folgen lassen”
Die Ortsgruppe Bozen der Süd-Tiroler Freiheit begrüßt die gemeinsame Ankündigung des Bozner Bürgermeisters Renzo Caramaschi und des Südtiroler Landeshauptmannes Arno Kompatscher, sich für den Bau der Bozner Straßenbahn einzusetzen. Doch an der tatsächlichen Umsetzung des Vorhabens seien, so die Südtiroler Freiheit, berechtigte Zweifel angebracht.
Der Bozner Ortssprecher Cristian Kollmann warnt vor einem neuerlich leeren Wahlversprechen und fordert, dass der abermaligen Ankündigung nunmehr Taten folgen müssten. Kollmann erinnert daran, dass die Bozner Straßenbahn 1909 eröffnet und genau vor 70 Jahren, 1948, eingestellt wurde. Genau 70 Jahre nach der Einstellung wäre die Wiederbelebung der Bozner Straßenbahn ein guter Anlass. Für dieses Projekt sei, so Kollmann wörtlich, das neuerliche Landen in der Schublade nach der Landtagswahl viel zu schade.