Von: mk
Bozen – Bozens Bürger haben sich deutlich gegen eine Tram entschieden. Am gestrigen Sonntag ging die beratende Bürgerbefragung über die Bühne.
Die genaue Fragestellung lautete:“Sind Sie dafür, dass im Stadtgebiet von Bozen im Abschnitt zwischen Sigmundskron und der Bahnhofsallee eine Trambahnlinie für den öffentlichen Personenverkehr gebaut wird?”
70,17 Prozent der Wähler stimmten dagegen, während sich nur 29,83 Prozent für eine Tram aussprachen.
Laut den ersten Ergebnissen zeichnet sich ein klares Nein der Bozner Bürger zur Tram ab. Nach Auszählung fast der Hälfte der Sektionen stimmten mehr als zwei Drittel der Bozner – derzeit liegen die Nein-Stimmen mit fast 70 Prozent vorne – gegen die geplante Tram in der Südtiroler Landeshauptstadt. Um 23.15 Uhr und nach 68 von 80 ausgezählten Sektionen hatte das Nein zur Tram in Bozen mit über 70 Prozent die Nase vorne.
Die eher geringe Wahlbeteiligung – um 11.00 Uhr hatten 5.759 von 82.922 Personen oder 6,95 Prozent der Wahlberechtigten und um 17.00 Uhr 17.127 von 82.922 Personen oder 20,65 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt – setzte sich bis zur Schließung der Bozner Wahlurnen fort. Die endgültige Wahlbeteiligung um 22.00 Uhr betrug 32,63 Prozent. In Zahlen hieß das, dass nicht ganz ein Drittel – oder in Zahlen ausgedrückt nur 27.058 von 82.922 wahlberechtigten Boznern – zur Wahl gegangen ist. Während mit etwas mehr als 35 Prozent Wahlbeteiligung die Wähler aus Gries-Quirein und Europa-Neustift noch zu den fleißigeren Wählern zählten, blieb in den anderen Bozner Vierteln die Beteiligung weit unter den Erwartungen. Am geringsten war die Beteiligung in Oberau-Haslach und Zentrum-Bozner Boden-Rentsch, wo kaum mehr als 28 Prozent der Wähler in den Wahllokalen erschienen.
„Unser Einsatz für eine Trambahn ins Überetsch geht weiter“
Das Komitee “Ja zur Tram ins Überetsch” nimmt den Ausgang der beratenden Bürgerbefragung zur Tram in Bozen mit Verbitterung zur Kenntnis. „Auch wenn das Ergebnis nicht unseren Wünschen entspricht, muss die Volksabstimmung respektiert werden“, erklären die Verantwortlichen in einer Aussendung.
Das Komitee “Ja zur Tram ins Überetsch” hat die Bevölkerung wochenlang sensibilisiert, um umfassende Ideen zur Mobilität über die Stadtgrenzen und der innerstädtischen Tram hinaus zu liefern. „Die Teilnahme an den Informationsabenden zeigte großes Interesse an dieser Vision. Wir werden uns weiterhin aktiv für die Förderung nachhaltiger Mobilitätsprojekte einsetzen, um Bozen zu einer Vorzeigestadt in diesem Bereich zu machen. Die Landeshauptstadt und ihre Umgebung benötigen Infrastrukturen im öffentlichen Personenverkehr, die in der Lage sind, eine große Anzahl von Fahrgästen schnell, komfortabel und nachhaltig zu befördern“, so das Komitee.
Eine Verringerung des Stadtverkehrs könne nur durch eine vermehrte Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel erreicht werden. Die derzeitige Nutzungsrate von nur neun Prozent in Bozen müsse erhöht werden, es brauche vernünftige Alternativen zum automobilen Privatverkehr. Auch die 23.000 Durchfahrten, die täglich an der Pillhofkreuzung registriert werden, müssten signifikant verringert werden.
„Hier geht es nicht nur um Pendler, sondern auch um Touristen. Unsere Vision bleibt daher die eines Territoriums, in dem das Angebot an nachhaltiger Mobilität aus städtischer und übergemeindlicher Sicht endlich ausreichend ist, denn das Verkehrsproblem von Bozen kann nur in Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Großraums der Landeshauptstadt gelöst werden. Bozen, die umliegenden Gemeinden und die Landesverwaltung müssen auch nach dem negativen Ausgang der beratenden Volksabstimmung weiterhin gemeinsame Schritte für eine nachhaltige Mobilität setzen, um gemeinsam schnellstmöglich die Verkehrslast zu reduzieren“, erklärt das Komitee “Ja zur Tram ins Überetsch”.
Komitee „Jugend für die Tram“ enttäuscht
Im Lichte des Ausgangs der Volksbefragung zur Tram stellt auch das Komitee “Jugend für die Tram” den Widerstand der Bozner Bürger gegenüber diesem Projekt fest. „Wir glauben nach wie vor, dass die Umsetzung dieses Projekts ein Schritt in die richtige Richtung und eine große Chance für unsere Stadt gewesen wäre. Wir sind enttäuscht, dass unsere Zukunftsvision von einem großen Teil der Bozner Bürgerinnen und Bürger nicht geteilt wurde. Wir haben alles daran gesetzt, junge Menschen über die Gründe für eine zukunftsorientierte Vision der Mobilität zu informieren. Wir hoffen deshalb, dass sich viele Jugendliche durch die Teilnahme an der Wahl dazu geäußert haben. Wir bedauern aber diejenigen, die nicht den Mut hatten, sich für ein so wichtiges Projekt für die Stadt und für uns junge Menschen einzusetzen.“
Auf jeden Fall sei man stolz auf die Gruppierung, die man gegründet habe, und darauf, dass es gelungen sei, verschiedene Realitäten zu vereinen – zugunsten eines Projekts für die neue Generation.
„Es war eine konstruktive und positive Erfahrung für uns und das ist bereits ein großer Erfolg. Wir hoffen, dass sich Bozen weiterhin auf einen schnellen, effizienten und nachhaltigen öffentlichen Verkehr und eine zukunftsorientierte Mobilität konzentrieren wird“, erklärt das Komitee.