Kritik an "Unbeweglichkeit" Tirols bei Transit-Verhandlungen

Kompatscher fordert “Pragmatismus” bei Lkw-Nachtfahrverbot

Sonntag, 21. Juli 2024 | 11:15 Uhr

Von: apa

Nachdem vergangenes Wochenende die bayerische Staatsregierung auf eine Aufweichung des Lkw-Nachtfahrverbots in Tirol gedrängt hat, schlug Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) am Sonntag ähnliche Töne an. Er forderte in der “Tiroler Tageszeitung” “Pragmatismus” ein und brachte eine Aufhebung des Fahrverbots während der Sanierung der Luegbrücke auf der Brennerautobahn (A13) ins Spiel. Zudem sah er eine Unbeweglichkeit Tirols bei den Verhandlungen.

Als man in Südtirol erfahren habe, dass die Luegbrücke ab 2025 nur einspurig befahrbar sein werde, “sind bei uns die Antennen hochgegangen”, sagte Kompatscher. Schließlich habe man südlich des Brenners bereits jetzt durch Rückstaus “teils katastrophale Zustände. Wenn das über Jahre anhält, na dann gute Nacht.” Daher habe man versucht, gemeinsame Lösungen zu finden. Die Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots während der Sanierungsphase könne aber Abhilfe schaffen: “Wenn es nicht anders geht, könnte das Nachtfahrverbot während der Sanierungsarbeiten zu gewissen Zeiten gelockert werden. Diesen Pragmatismus fordern wir ein”, verdeutlichte er.

Kompatscher wollte indes seinen Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega), der derzeit eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Österreich wegen der Tiroler Anti-Transitmaßnahmen vorbereitet, wieder am Verhandlungstisch wissen. Dasselbe gelte aber auch für Tirol bzw. Österreich. Man könne nicht sagen: “Wir verhandeln, allerdings bleiben das Lkw-Nachtfahrverbot und das sektorale Fahrverbot auf jeden Fall unverändert und genauso aufrecht wie bisher”, sagte der Landeshauptmann zur “TT”. “Man kann schlecht von Salvini verlangen, er müsse sich bewegen, wenn man es selbst nicht tut”, hielt er fest.

Auch mit der Informationspolitik des nördlichen Nachbarn bei der Luegbrücke zeigte sich der Südtiroler Landeshauptmann nicht einverstanden. Ihm gehe es um “zeitnahe und offene Information und gemeinsame Lösungen”, vieles habe man aber “nur aus den Medien erfahren”, ärgerte er sich und räumte gleichzeitig ein: “Das hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten, zuletzt in gemeinsamen Treffen, jedoch gebessert.”

Selbiges kritisierte vergangenes Wochenende der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). “Gemeinsame Lösungen kann es nur geben, wenn wir an einem Strang ziehen. Die Bereitschaft Tirols dazu vermisse ich leider aktuell”, sagte er in einer gemeinsamen Aussendung mit Südtirols Verkehrsminister Daniel Alfreider (SVP). Besser als eine einseitige Kommunikation solle der “Dialog aufrecht bleiben”, winkte auch Alfreider ein wenig mit dem Zaunpfahl. Bernreiter forderte darüber hinaus Bewegung Tirols beim Nachtfahrverbot. Wirtschafts- und Frächterverbände hatten zuletzt ebenfalls Druck gemacht.

Aus Tirol hatte es dagegen stets geheißen, das Nachtfahrverbot unbedingt beibehalten zu wollen. Die Frächter in Europa seien gefordert, auf Alternativen wie die Schiene zu setzen, “anstatt über die Menschen drüber zu fahren”, sagte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) erst am Mittwoch. “Dass die Einschränkungen auf der Luegbrücke nun als Anlass genommen werden, um den Kampf gegen die Tiroler Anti-Transitpolitik Stimmung zu machen, lasse ich nicht gelten”, kritisierte er zudem. Die Luegbrücke sei “eine Herausforderung, aber kein unlösbare Situation.”

Bayern, Südtirol und Tirol hatten dagegen im Vorjahr durch Einigkeit geglänzt. Ein Lkw-“Slotsystem” mit buchbaren Lkw-Fahrten war im Frühjahr 2023 in Kufstein von Bayern, Südtirol und Tirol politisch paktiert worden. Zuletzt hatte es auch geheißen, dass die Vorbereitungsarbeiten hinsichtlich der Funktionsweise fast abgeschlossen seien. Zur Umsetzung ist jedoch ein Staatsvertrag zwischen Italien, Deutschland und Österreich notwendig, der wegen der ablehnenden bzw. sehr kritischen Haltung der beiden Ersteren nicht in Sicht ist. Erschwerend kommt die fixe Klage Italiens vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen der Tiroler Anti-Transitmaßnahmen hinzu.

Die Luegbrücke bildet unterdessen eine weitere Transit-Nebenfront. Der Autobahnbetreiber Asfinag hatte kürzlich bekanntgegeben, dass der Verkehr über die Brücke ab 1. Jänner 2025 in beide Fahrtrichtungen – bis auf Ausnahmen an starken Reisewochenenden – einspurig geführt werde. Der Neubau werde “mit hoher Wahrscheinlichkeit” dann im Frühjahr beginnen. Das erste Brückentragwerk soll voraussichtlich “Ende 2027” fertiggestellt sein. Erst dann stünden wieder durchgängig zwei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung. Mit der Fertigstellung der gesamten Brücke sei dann im Jahr 2030 zu rechnen. 300 Mio. Euro sollen insgesamt in die Hand genommen werden, hatte es geheißen.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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13 Kommentare auf "Kompatscher fordert “Pragmatismus” bei Lkw-Nachtfahrverbot"


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magg
magg
Superredner
3 h 49 Min

Kritisieren kann man unsere Landesregierung, die jahrelang zum Thema Belastung des Brennertransit nichts getan hat, außer die Nordtiroler Einschränkungen zu kritisieren.
Gott sei Dank, schauen die Nordtiroler Landesregierung auf die Bevölkerung entlang der Strecke, weil von unserer Regierung (Lobby) braucht man keine Hilfe zu erwarten.
Denn, das Problem ist schon jahreweis bekannt, statt jedesmal zu plären, hätte man den Schienenverkehr ausbauen können. Oder die LKWs fahren einfach über die Schweiz, wieso noch niemand auf diese Idee gekommen ist?! 😱

sou ischs
sou ischs
Superredner
3 h 31 Min

durch die schweiz fahren bedeudet jedesmal papierkram an der grenze.

Doolin
Doolin
Kinig
3 h 31 Min

…der LH muss halt seinem rechten Lega-Koalitionspartner zur Seite stehen…glaubt wohl nicht an Erfolg der Klage Salvinis…

Neumi
Neumi
Kinig
3 h 3 Min

Die aktuell vorhandenen Gleise sind ausgelaster. Der BBT ist in Arbeit, aber bis der fertig ist, dauert’s halt auch noch.
Jetzt könne man noch nachschlagen, wer dessen Bau so lange blockiert hat und wer Teile davon jetzt noch blockiert.

Über die Schweiz … da kannst du dir sicher sein, dass andere blockieren. Aber es wäre die naheliegendste kurzfristige Lösung.

Pasta Madre
Pasta Madre
Universalgelehrter
2 h 46 Min

@magg …. fahr nur einmal mit dem Lkw durch die Schweiz und du wirst wissen wieso diese Route von allen Lkw Fahrern gemieden wird

Vfc
Vfc
Tratscher
2 h 32 Min

@magg
vielleicht weil ueber die schweiz fahren mit enormen zollaufwand verbunden ist?

Dagobert
Dagobert
Kinig
1 h 10 Min

Isch dir wohl entgangen, dass der Brennerbasistunell gebaut wird?

RealistischerIdealist
3 h 42 Min

Di a22 isch von sterzing bis bozen is holbe johr wegn di gonzn baustelln lei einspurig befohrbor u sem isch a nia nix getun wordn… versteah do is problem grot net

Mandor
Mandor
Tratscher
2 h 41 Min

Wie recht er hat!!!

Diogenes
Diogenes
Tratscher
42 Min 35 Sek

Mangelnde Informationen vonseiten Nordtirol? Lachhaft! Wer hingehört hat, weiß das bereits seit über zwei Jahren. Kompatscher hat geschlafen und damit jede sachliche und verkehrstechnisch kluge Lösung verhindert. Dass er nun jenes Bundesland tadelt, das seine Bürger vor Lärm und Abgasen schützt, ist sein bekannter Politikstil.

thomas
thomas
Kinig
2 h 23 Min

Sehr geehrter Landeshauptmann, berücksichtigen Sie die sogenannte Rote Linie! Sektorales Fahrverbot und Nachtfahrverbot stellen eine solche dar

Lana2791
Lana2791
Superredner
2 h 8 Min

Do sig men mol, wos inserer Londesregierung wichtig isch! Die A22 isch ve 12 Monate 9e wegn Baustellen uanspurig befahrbar! Zem sog der Kompotscher nix , Schwarverkear , der bei Kufstuan iiber Österreich noch Italien fohrt und unter Verona ohlaart , keart verpflichtend af die Schiene und die EU fördergelder kearn ohgschoffn , nor hert mol der hin und Rüchtransport ve gleichn Güter endlich auf ! Waren sicher 30% ve Fohrtn ibern Brenner!

Galantis
Galantis
Superredner
8 Min 23 Sek

..seit in in Südtirol die postfasischten mit unserem Lsandeshäuptling mitregieren, hat der Arno eine 180 Grad Wendung hingelegt!! Der Arno kuscht vor Salvini und Meloni!! Armselig!!

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