Von: mk
Bozen – Der Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport des Landtags Brandenburg traf sich heute im Plenarsaal des Südtiroler Landtags mit dem ebenfalls für Bildung zuständigen I. Gesetzgebungsausschuss. Nach einer Einführung in Arbeitsweise und Besonderheiten des Südtiroler Landtags und einer Übersicht über die jüngsten Entwicklungen der Autonomiepolitik gab Magdalena Amhof einen Überblick zu Geschichte und Umsetzung der schulischen Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung in Südtirol. Die Einführung auf Staatsebene in den 70-er Jahren sei schwierig gewesen und nicht ohne Widerstände erfolgt, aber heute werde allgemein akzeptiert, dass Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichstem Förderungsbedarf das Recht haben, Schulen jeder Art und Stufe zu besuchen. Die schulische Inklusion ist das Hauptthema der Studienreise der Brandenburger Delegation unter der Leitung von Ausschussvorsitzender Gerrit Große nach Südtirol, und das Thema wird auch in Gesprächen beim Schulamt und Besuchen an einzelnen Schulen vertieft. Beim heutigen Treffen im Landtag standen ihnen neben Amhof auch die Abg. Pius Leitner, Alessandro Urzì, Brigitte Foppa und Dieter Steger Rede und Antwort. Wie Brandenburg haben sich bereits andere deutsche Landtage in Südtirol das Inklusionsmodell näher angesehen, im vergangenen September zum Beispiel der Bildungsausschuss des Thüringer Landtags.
Wie konkret das Interesse der Brandenburger Delegation am Thema war, zeigten die detaillierten Fragen der Abgeordneten, so etwa, ob die Inklusion alle Formen von Beeinträchtigung umfasst, ob es spezielle Schulen für diesen Zweck gibt, wie viele Integrationslehrer vorgesehen sind und wie sie ausgebildet werden, ob die Schulgebäude angepasst werden mussten, ob es ein differenziertes Benotungssystem gibt, wie die Eingliederung in die Arbeitswelt erfolgt, schließlich, welche Kosten die Inklusion mit sich bringt. Die Südtiroler Abgeordneten antworteten ebenso detailreich auf diese Fragen, betonten aber, wie Magdalena Amhof und Dieter Steger, das Prinzip der Inklusion, das umgesetzt werden müsse und für das auch vieles getan werde, während Pius Leitner meinte, dass der Erfolg des Modells, dessen Alternativen ebenfalls aufwendig wären, sich erst noch zeigen müsse. Brigitte Foppa berichtete, dass ihre Fraktion bald einen Schüler mit Asperger-Syndrom als Praktikanten aufnehmen werde und dass dafür auch eine Reihe von Anpassungen bei Räumlichkeiten und Arbeitsabläufen nötig sind.
Weitere Themen des Gesprächs waren die Besonderheiten des Südtiroler Schulsystems, der Zweitsprachenunterricht und die nach Sprachgruppen getrennten Schulen (worauf besonders Alessandro Urzì und Pius Leitner eingingen), das E-Learning, die Besoldung der Lehrkräfte, das Zahlenverhältnis zwischen Berufs- und allgemeiner Ausbildung, die Schulautonomie, die Schülerbeförderung u.a.m.