Von: APA/Reuters/AFP
Donald Trump hat seine erneute Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner angenommen. Er erwarte einen “unglaublichen Sieg” im November und trete an, um der Präsident von ganz Amerika zu werden, nicht nur einer Hälfte, sagte er in seiner Rede zum Abschluss des Parteitages am Donnerstag (Ortszeit) in Milwaukee. Zunächst schlug er versöhnlichere Töne an, schwenkte dann jedoch schnell zu seiner üblichen Art um und griff die Regierung von US-Präsident Joe Biden an.
Bidens Politik zerstöre das Land, so Trump. “Der Schaden, den er in diesem Land angerichtet hat, ist unvorstellbar”. Werde die Bilanz der “zehn schlimmsten Präsidenten” der US-Geschichte zusammen betrachtet, sei der von ihnen angerichtete “Schaden” nicht so groß wie der von Biden verursachte. Nur er sei in der Lage sei, die USA vor dem sicheren Untergang zu bewahren, erklärte Trump. “Ich könnte Kriege mit einem Telefonanruf beenden.”
Trumps Rede war der Höhepunkt und Abschluss des viertägigen Parteitags der Republikaner. Sie war mit mehr als 90 Minuten die längste in der Geschichte der Parteitage. Zu Beginn schilderte Trump, wie er das Attentat auf ihn am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung erlebt hat. Nur dank der Gnade Gottes stehe er vor den Delegierten, sagte Trump. “Ich hörte ein lautes Zischen und fühlte, wie mich etwas ganz, ganz heftig an meinem rechten Ohr traf. Ich dachte mir: ‘Wow, was war das? Das kann nur eine Kugel sein'”, sagte er. Sein Ohr war immer noch dick verbunden. Während im Hintergrund Bilder von Trump mit Blut im Gesicht zeigten, lobte er die Personenschützer des Secret Service, die ihm zu Hilfe geeilt waren. Er zollte dem bei dem Vorfall getöteten freiwilligen Feuerwehrmann Tribut und küsste seinen Helm.
Es war Trumps erste Rede seit dem Attentat. Nach seinem 14-minütigen Bericht darüber, kam er auf seine üblichen Themen zu sprechen und ließ von der im Vorfeld versprochenen Botschaft der Einheit ab. So erklärte er erneut, dass die Demokraten die Wahl 2020 gestohlen hätten. Die gegen ihn laufenden Strafverfahren bezeichnete er als Teil einer demokratischen Verschwörung gegen ihn. Einen Großteil seiner Rede machten Angriffe auf Migranten aus. Es gebe eine “Invasion” an der Südgrenze der USA. Er warf illegal in den USA lebenden Einwanderern Kriminalität vor. “Sie kommen aus Gefängnissen, sie kommen aus Haftanstalten, sie kommen aus psychiatrischen Anstalten und aus Irrenhäusern.” Wissenschaftlichen Studien zufolge hingegen begehen Einwanderer nicht häufiger Straftaten als Amerikaner.
Die Leiterin von Bidens Wahlkampagne, Jen O’Malley Dillon, erklärte, Trump habe lediglich Probleme aufgezählt, aber keine Lösungen geliefert. “Es war Donald Trump, der unsere Wirtschaft zerstört, Rechte abgebaut und die Mittelschicht im Stich gelassen hat”, teilte sie mit. “Jetzt strebt er die Präsidentschaft mit einer noch extremeren Vision an, wohin er dieses Land führen will.”
Die Präsidentenwahl findet am 5. November statt. Der Druck auf den 81-jährigen Biden, nicht gegen den 78-jährigen Trump anzutreten, war in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Insidern zufolge erwägt Biden nun doch einen Rückzug. Er nehme entsprechende Forderungen aus den Reihen seiner Demokraten ernst, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es sei nur noch eine Frage der Zeit. Unter den hochrangigen Demokraten, die Biden zu verstehen gegeben haben, dass er nicht gewinnen kann, ist Insidern zufolge auch die einflussreiche frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi. Auch Ex-Präsident Barack Obama, dessen Vize Biden war, steht einem Bericht der “Washington Post” zufolge nicht mehr vorbehaltlos hinter einer erneuten Präsidentschaftskandidatur Bidens.
Biden hat sich wegen einer Corona-Erkrankung in sein Haus in Delaware zurückgezogen. Seinem Arzt zufolge hat er milde Symptome. Nach seinem schwachen Auftritt bei einem TV-Duell gegen Trump Ende Juni hatten sich die Stimmen gemehrt, dass Biden trotz aller Erfahrung und Verdienste körperlich und geistig nicht mehr fit genug sein könnte für vier weitere Jahre im Weißen Haus.
Bisher pochte Biden jedoch darauf, mit Vizepräsidentin Kamala Harris anzutreten. Offiziell als Kandidaten aufgestellt wurden er und Harris noch nicht. Der Parteitag der Demokraten ist vom 19. bis 22. August in Chicago angesetzt. Die Nominierung durch die Delegierten der einzelnen Bundesstaaten soll aber bereits vorher in einem virtuellen Verfahren geschehen. Der genaue Zeitpunkt dafür steht jedoch noch nicht fest.
Trump tritt mit J.D. Vance als Kandidat für das Vizeamt an. Der 39-Jährige gilt als ideologischer Erbe von Trumps “Make America Great Again”-Bewegung. “JD, Du wirst das noch lange machen”, sagte Trump zum Ende des Parteitags. “Genieß die Reise.”