Was Experten dazu sagen

Trump will Putin mit Ölpreis unter Druck setzen

Mittwoch, 05. Februar 2025 | 07:05 Uhr

Von: mk

Die USA verschärfen ihre Bemühungen, Russland im Ukraine-Krieg durch Druck auf den Ölmarkt zu schwächen. Während die Administration unter Joe Biden auf Exportbeschränkungen und harte Sanktionen setzte, will der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump einen anderen Weg beschreiten.

Russland erzielt erhebliche Einnahmen durch Öl- und Gasexporte, die einen wichtigen Teil seines Staatshaushalts ausmachen. Allein im Jahr 2024 hat Russland umgerechnet 107 Milliarden Euro vorwiegend durch den Ölverkauf eingenommen. Wie Russland-Experte Eduard Steiner gegenüber der „Presse“ erklärt, könne Russland allein damit den Angriffskrieg auf die Ukraine weiter bestreiten.

„Die Öleinnahmen sind im vergangenen Jahr um 26 Prozent gestiegen. Das ist der zweithöchste Wert überhaupt in der Geschichte Russlands nach dem Jahr 2022, als der Preis exorbitant hoch war“, erklärt Steiner. Die bittere Wahrheit ist: Das bisherige Ölembargo gegen Russland und der Preisdeckel haben bislang offenbar nur begrenzten Erfolg gezeigt.

Anfang des Jahres verhängte Biden harte Sanktionen gegen zwei große russische Ölkonzerne und 180 ihrer Exportschiffe. Dadurch wollte die Biden-Administration erreichen, dass der Export russischen Öls erschwert wird oder dass die Abnehmerländer Rabatte von Russland einfordern. Offenbar werden die Sanktionen zum Teil jedoch umgangen.

Trump will nun einen anderen Weg einschlagen. Er fordert Saudi-Arabien und andere OPEC-Staaten auf, die Ölproduktion zu erhöhen, um den Markt zu fluten und dadurch eine Senkung des Ölpreises zu erreichen.

Interventionen, um den Ölpreis zu beeinflussen, hat es bereits in der Vergangenheit gegeben: Die Saudis haben beispielsweise Mitte der 1980-er Jahre den Markt geflutet und damit einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenbruch der ohnehin erschöpften Sowjetunion geleistet: Bereits damals war die Sowjetunion sehr stark von Öleinnahmen abhängig. Für Kreml-Depot Wladimir Putin muss Trumps Plan daher wie ein wahrer Albtraum klingen.

Ob der neue US-Präsident damit allerdings Erfolg hat, bezweifeln Experten. „Saudi-Arabien braucht einen hohen Ölpreis, um sein Staatsbudget bestreiten zu können. Außerdem sind die Saudis innerhalb der Opec plus im Verband mit den Russen und haben bislang gut mit ihnen zusammengearbeitet“, erklärt Steiner. Ob sich die Saudis mit den Russen überwerfen wollen, sei fraglich. Sie hätten den Angriffskrieg auf die Ukraine auch nie kritisiert.

Trump setzt außerdem auf eine Ausweitung der US-amerikanischen Ölproduktion, um die Abhängigkeit von ausländischem Öl zu verringern. Experten halten eine deutliche Steigerung der US-Ölproduktion allerdings für schwierig, da die USA einen deutlich höheren Ölpreis dafür benötigen würden. Dies würde wiederum mit Trumps Russland-Plänen und seiner Absicht kollidieren, Energiepreise niedrig zu halten.

Um Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen, hat der Westen laut Steiner allerdings noch andere Optionen: Er sieht in Sekundär-Sanktionen eine Möglichkeit – also in Sanktionen gegen Russlands wichtigste Handelspartner, wie etwa China oder andere asiatische Länder.

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