Was hat sich im Ukraine-Krieg geändert ?

Ukraine-Krieg: Putin will den Westen spalten

Sonntag, 14. April 2024 | 08:11 Uhr

Von: Ivd

Kiew – Über die aktuelle Lage in der Ukraine haben wir am Samstag bereits berichtet. Dabei sind wir auf die langsam eintretende Erschöpfung der Ausrüstung beider Parteien eingegangen. Russland muss seinerseits auf altes sowjetisches Kriegsgerät und ungepanzerte Golf-Buggies zurückgreifen, während die Ukraine auf westlichen Rüstungsnachschub wartet. Doch wie sehen die Taktiken beider Seiten aus? Und was geschieht im Falle, dass die Ukraine gegen das vermeintlich übermächtige Russland verliert? Diese Fragen hat Dr. Marcus Keupp in einem Interview mit dem ZDF beantwortet.

Das Ziel der russischen Armee bleibt unverändert: Mit Luftangriffen versucht sie, die ukrainische Bevölkerung zu demoralisieren, indem sie Teile der Energieinfrastruktur in Stadtnähe ins Visier nimmt. Die Ukraine versucht mit allen Mitteln, die Zivilbevölkerung zu schützen und setzt ihre Luftabwehr in den Städten ein. Dadurch fehlt es an der Front, an den bitter benötigten Systemen. Das US-amerikanische Patriot-System ist eins der wenigen, dass den russischen Hyperschall-Raketen vom Typ 9k720 Einhalt gebieten könnte, doch der US-Senat blockiert die Lieferung der Systeme.

In der Ukraine reagierte man jüngst mit einem umstrittenen Gesetz auf die derzeitigen Entwicklungen: Finanzielle Anreize für Freiwillige, höhere Strafen für Kriegsdienstverweigerer und eine Verlängerung der Verpflichtungsdauer sind Teile des Gesetzes. Man ist sich der Stimmung in der Bevölkerung bewusst, doch sollte der Westen weiterhin Nachschub zurückhalten, bleibt der Ukraine keine Wahl, als infanterielastiger vorzugehen.

Auch im Westen treibt Russland bereits sein Unheil: Mit gezielten Desinformations-Kampagnen versucht die Diktatur den Westen zu spalten. Sollte das gelingen, drohen finstere Zeiten, wie Keupp berichtet, denn die Existenz der heutigen Ukraine hängt maßgeblich von der westlichen Unterstützung ab. Ein geschlossenes Agieren der westlichen Nationen sei daher wichtiger denn je.

Russland in Auseinandersetzung mit NATO unterlegen

Sollte der russische Aggressor die Ukraine vollständig einnehmen, droht eine Ausweitung des Kriegs auf NATO-Territorium. Vergleicht man das Rüstungspotential der beiden Parteien, ist eine Auseinandersetzung für Russland jedoch aussichtlos. Allein das US-amerikanische Verteidigungsbudget umfasst das 15-Fache von Russlands Budget. Betrachtet macht man den bereits fortgeschrittenen Verschleiß russischer Ausrüstung, ist eine direkte Auseinandersetzung des Westens mit Russland daher unwahrscheinlich.

Allerdings hätte Russland einen entscheidenden Vorteil: Während westliche Nationen und die Ukraine an die Gesetzgebung gebunden sind, kann Wladimir Putin freier vorgehen. Er könnte die Bevölkerung zur Kriegsbeteiligung zwingen und finanzielle Anreize für die ärmere Bevölkerung schaffen, befürchtet Keupp.