Von: APA/dpa/Reuters/AFP
Die Ukraine hat nach eigenen Militärangaben in der Nacht einen ungewöhnlich großen russischen Drohnenangriff abgewehrt. Seit Donnerstagabend seien 135 russische Kampfdrohnen geortet worden, teilte das ukrainische Luftwaffenkommando in Kiew mit. Davon seien 80 Drohnen abgeschossen worden. Schäden oder Verletzte wurden nicht gemeldet. Die russische Armee erobert unterdessen nach eigenen Angaben ukrainisch besetzte Dörfer in der Region Kursk zurück.
44 der unbemannten Flugobjekte seien wieder vom Radar verschwunden, zwei seien nach Belarus geflogen, so die ukrainische Luftwaffe. Etwa zehn Drohnen kreisten demnach in der Früh immer noch über der Zentralukraine.
Solche Zahlenangaben der ukrainischen Streitkräfte sind nicht im Detail überprüfbar, sie geben aber einen Eindruck vom Ausmaß der nächtlichen Angriffe. In der Hauptstadt Kiew herrschte in der Nacht viereinhalb Stunden Luftalarm; zweimal war Berichten zufolge Flugabwehrfeuer zu hören. Schäden oder Verletzte wurden nach Angaben der Stadtverwaltung nicht verzeichnet.
Die russische Armee erobert unterdessen nach eigenen Angaben ukrainisch besetzte Dörfer in der Region Kursk zurück. Ukrainische Soldaten hätten aus Angst vor Einkesselung ihre Positionen bei dem Dorf Ljubimowka verlassen und seien geflüchtet. Das meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Militärquellen in Moskau. Auf die flüchtenden Ukrainer seien von Drohnen Granaten abgeworfen worden.
Der Rückzug spielte sich bei dem Dorf Tolsty Lug ab. Der russische Telegram-Kanal Mash berichtete von hohen Verlusten der Ukrainer. Die Rede war von etwa 50 Toten und Dutzenden Gefangenen. Dabei sind die russischen Angaben nicht unabhängig überprüfbar. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht.
Die Ukraine begann unterdessen im Nordosten des Landes mit der Evakuierung der umkämpften Stadt Kupjansk. “Rund 10.000 Menschen” müssten aus der Stadt und drei benachbarten Gemeinden aufgrund der anhaltenden russischen Angriffe in Sicherheit gebracht werden, erklärte Regionalgouverneur Oleh Sinehubow am Freitag im Onlinedienst Telegram. Bereits am Dienstag hatten die Behörden gewarnt, dass “ständiger Beschuss” die zuverlässige Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner mit Wasser und Elektrizität unmöglich mache.
Kupjansk in der Region um die Millionenstadt Charkiw im Nordosten des Landes war nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 zunächst von russischen Truppen eingenommen worden, bevor ukrainische Truppen die Stadt rund sechs Monate später zurückeroberten. Vor dem Krieg lebten dort rund 26.000 Menschen.
Durch wiederholte russische Angriffe sind in Kupjansk zahlreiche Gebäude schwer beschädigt, dutzende Zivilisten wurden getötet. Schon seit Monaten rücken im Osten des Landes russische Truppen vor und haben inzwischen dutzende Orte wieder unter ihre Kontrolle gebracht.
Die Ukraine hat indes nach eigenen Angaben die sterblichen Überreste von hunderten Soldaten erhalten, die im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen vor allem im Osten des Landes getötet wurden. Es seien “501 Leichen gefallener ukrainischer Verteidiger” zurückgebracht worden, erklärte der Koordinierungsstab für Kriegsgefangenenbelange am Freitag in Kiew. Die meisten der Gefallenen wurden demnach aus der ostukrainischen Region Donezk zurückgebracht, wo die russischen Truppen derzeit auf dem Vormarsch sind.
Nach einer Identifizierung sollen die Leichen nun den Angehörigen übergeben werden, wie der Koordinierungsstab weiter mitteilte. Der Austausch von Gefangenen und getöteten Soldaten ist einer der wenigen Bereiche, in dem Moskau und Kiew noch zusammenarbeiten. Die nun vermeldete Rückführung gefallener ukrainischer Soldaten ist die zahlenmäßig größte seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022.
Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete unterdessen, dass die Kommandanten der strategischen russischen Atomstreitkräfte die Bereitschaft ihrer in der Stadt Bologoje stationierten Einheit testen. Die Übung umfasse Manöver und den Einsatz mobiler ballistischer Interkontinentalraketen vom Typ Yars, hieß es unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.
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