Ukrainische Soldaten an der Grenze zu Russland

Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen

Dienstag, 13. August 2024 | 23:05 Uhr

Von: APA/dpa

Die Ukraine sieht ihre Eroberungen im russischen Gebiet Kursk nur als eine Art Faustpfand für Friedensverhandlungen. Im Gegensatz zu Russland wolle sich die Ukraine nicht fremdes Gebiet aneignen, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj. Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte auf Telegram mit: “Die Ukraine hat 74 Siedlungen unter ihrer Kontrolle.” Das wäre mehr als das Doppelte der Orte, die Russland zuletzt angegeben hatte.

“Die Ukraine ist nicht daran interessiert, Territorium in der Region Kursk zu erobern. Wir wollen das Leben unserer Menschen schützen”, sagte Tychyj. Er begründete die mittlerweile acht Tagen dauernde Operation damit, dass sie russische Angriffe auf das ukrainische Nachbargebiet Sumy unterbinden solle. Außerdem solle die russische Logistik gestört werden, um zu verhindern, dass Moskau zusätzliche Truppen in das ostukrainische Kampfgebiet Donezk verlegt.

“Je eher sich Russland bereit erklärt, einen gerechten Frieden wiederherzustellen, (…) desto eher werden die Angriffe der ukrainischen Verteidigungskräfte auf das Gebiet Russlands aufhören”, sagte Tychyj ukrainischen Medien zufolge. Die ukrainische Armee sei eine zivilisierte Streitkraft und halte sich an die Regeln der Kriegsführung und an das internationale humanitäre Recht. “Ziele der ukrainischen Streitkräfte sind die Soldaten.”

Selenskyj schrieb: “Trotz schwieriger, intensiver Kämpfe geht der Vormarsch unserer Kräfte in der Region Kursk weiter.” Es würden auch immer mehr russische Soldaten gefangen genommen, um sie als Faustpfand zu nutzen für den nächsten Gefangenenaustausch mit Russland. Es würden die nächsten Schritte vorbereitet, sagte der Präsident. Details nannte er nicht. Er hatte schon zuvor gesagt, dass Russland den Krieg in die Ukraine gebracht habe und nun selbst spüren solle, was das bedeute. Ziel sei es, möglichst schnell einen gerechten Frieden zu erreichen.

Die ukrainische Armee greift seit dem 6. August in der russischen Region Kursk mit einer großen Bodenoffensive an. Das ukrainische Projekt DeepState sieht bisher weniger Ortschaften als Selenskyj unter der Kontrolle Kiews – und zwar etwa 44 Ortschaften. Russische unabhängige Medien berichteten von etwa 30 Ortschaften.

Nach fast zweieinhalb Jahren Abwehr gegen die russische Invasion hat die Ukraine mit dem Vordringen über die Grenze erstmals eine großangelegte Bodenoperation auf dem Gebiet des Gegners unternommen. Die Offensive läuft seit dem vergangenen Dienstag, wobei die militärische Lage weiterhin unklar bleibt. Russische Militärbeobachter gehen davon aus, dass die russischen Streitkräfte sich nach der anfänglichen Überraschung besser organisieren und den Vormarsch der Ukrainer stoppen.

“Die Operation zur Vernichtung von Einheiten der ukrainischen Streitkräfte wird fortgesetzt”, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es seien mehrere Versuche der Ukrainer abgewehrt worden, über weitere Grenzabschnitte nach Russland einzudringen. Nach Angaben des ukrainischen Oberbefehlshabers Olexander Syrskij hat die Ukraine die Kontrolle über etwa 1.000 Quadratkilometer in Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin befahl am Montag zum wiederholten Mal, die ukrainischen Kräfte aus dem Land zu vertreiben. Dabei lehnte er Verhandlungen mit der Ukraine ausdrücklich ab.

Aus den Landkreisen im Gebiet Kursk, die durch die Kämpfe betroffen sind, sind nach Behördenangaben etwa 120.000 Menschen geflohen oder in Sicherheit gebracht worden. Für einen weiteren Landkreis wurde die Evakuierung vorbereitet. “Bis zum heutigen Tag gab es in unserem Landkreis keine Evakuierung. Alle sind von sich aus weggefahren, niemand hat sie daran gehindert. Heute sammeln wir Daten darüber, wer noch evakuiert werden muss”, schrieb der Verwaltungschef des Kreises Bolschesoldatski, Wladimir Sajzew, auf Telegram. Anders als die bisher evakuierten Landkreise der Region Kursk liegt dieser Kreis nicht in unmittelbarer Nähe der ukrainisch-russischen Grenze, sondern weiter landeinwärts.

In der Nacht wurde die ostukrainische Großstadt Sumy nach Behördenangaben zum Ziel eines russischen Raketenangriffs. Es seien Objekte der Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärverwaltung des Gebietes Sumy mit. Angaben über mögliche Treffer auf militärische Ziele macht die ukrainische Seite prinzipiell nicht. Über Sumy werden die ukrainischen Truppen versorgt, die seit mehr als einer Woche in Russland operieren.

Die Kursker Behörden wollen Flüchtlinge auch in ein von Russland besetztes Gebiet in der Ukraine bringen. Er habe mit dem Gouverneur der Region Saporischschja über diese Lösung gesprochen, teilte der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, auf Telegram mit. Sein Amtskollege Jewgeni Balizki habe vorgeschlagen, zur Unterbringung der Evakuierten die Sanatorien und Pensionen am Asowschen Meer zu nutzen. “In den kommenden Tagen werden wir erste Transporte zusammenstellen, um Menschen in die Notunterkünfte in der Region Saporischschja zu bringen.”

Russland hatte die zur Ukraine gehörende Region Saporischschja im Herbst 2022 annektiert und schon davor den Ukrainer Balizki als moskautreuen Statthalter eingesetzt. Moskau kontrolliert das Gebiet zwar nicht vollständig, hatte aber vor allem den Zugang zum Asowschen Meer besetzt, wo es bis heute auch Sanatorien gibt. Dort sollen nun die Flüchtlinge unterkommen.

Kommentare

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11 Kommentare auf "Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen"


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OH
OH
Universalgelehrter
11 h 31 Min

Diesen “Nadelstich” der Ukraine in Russland wird Selenskyj noch teuer bezahlen ! Der Gegenschlag wird folgen und dann sind die Ukrainer dort hilflos verloren. Da wird Russland (Putin) auf nichts Rücksicht nehmen.

Doolin
Doolin
Kinig
9 h 44 Min

…die Ukraine zahlt seit Februar ’22 schon für russische Aggression…viel schlimmer kanns nimmer werden…

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
8 h 10 Min

OH, 2 Johr olter ober olm no glei bled und nicht verstonden. Nr erlaub i mor mol die Froge: mit wos? Schaugs für die so aus als het Russlond mehr wia Fleischwelln unzubieten? Wenn werschn du aufwochn? Wia viel Lügen brauchts no de die Ukrainer wiederlegen? 😁🤷‍♂️

pfaelzerwald
8 h 7 Min

@OH
Die Ukraine zahlt so oder so, und zwar wegen der “Friedenspolitik” Russlands.

Hustinettenbaer
7 h 24 Min

@OH
Du weißt anscheinend mehr.
Wo haben denn Putins Vollziehungsbeauftragte Rücksicht genommen ?
Eine viertel Stunde unter Folterplan-Soll bleiben, 2 Kalorien pro Tage mehr für Kriegsgefangene ?

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 h 37 Min

@Goennenihrwichtigtuer
ihr lachendes smiley = zum kotzen….gehen sie doch an die front sie…. sie … darf ich nicht schreiben… daumen runter!

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 h 33 Min

@Goennenihrwichtigtuer
jetzt hab ichs…sie sind oder wären, hätten sie denn die möglichkeit-derselbe kriegstreiber wie putin.

Faktenchecker
47 Min 47 Sek

OH Dein Kaiser ist nackt.

“Die Ankündigung aus Moskau, man werde mit einem harten Gegenschlag auf die ukrainischen Vorstöße auf eigenem Boden regieren, hält Carlo Masala eher für eine leere Drohung. Schon jetzt gehe die russische Armee mit äußerster Brutalität vor, ein Angriff mit Nuklearwaffen sei unwahrscheinlich.”

https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Wie-will-Russland-denn-noch-haerter-vorgehen–article25155848.html

Frank
Frank
Universalgelehrter
35 Min 58 Sek

@fingerzeig Wichtigtuer spielen sich gern auf, als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gefr*****

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
34 Min 37 Sek

Sel hilft dor holt a nicht.. iaz wersch segen kimmp a zwoater Durchbruch und nor kesseln se die Verstärkung ein. Wenn es putinfans mehr Bucker anstatt RT leset war enk de soch gleich klor wia mir.. hot athen gegen die unbesiegbarn Perser schun so durchgezogen. So nebenbei. Ober konzentriert enk lei auf die Überlegenheit an monn und schrottreifen Maschienen. Genau so solls sein.. 😊👍

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
14 h 5 Min

Spezialoperation auf unbestimmte Zeit wäre treffender.

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