Ukrainische Soldaten an der Grenze zu Russland

Ukraine treibt Offensive in russischen Grenzregionen voran

Dienstag, 13. August 2024 | 11:34 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Die Ukraine treibt ihre Offensive im russischen Grenzgebiet voran. Sie griff am Dienstag mit Drohnen an und Bodentruppen versuchten, die russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen, um weiteres Gelände unter ihre Kontrolle zu bringen. Russische Kriegsblogger meldeten erneut heftige Kämpfe in der Region Kursk. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden 14 Drohnen abgeschossen. Evakuierungen wurden fortgesetzt.

In Kursk war man offiziellen Angaben zufolge dabei, weitere 59.000 Menschen in Sicherheit zu bringen, nachdem 121.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser bereits verlassen haben. 11.000 Zivilisten sind zudem in der Nachbarregion Belgorod nach Angaben der dortigen Behörden evakuiert worden.

Der Vorstoß ukrainischer Truppen auf russisches Territorium begann vor einer Woche. Er traf Russland offenbar unvorbereitet. Seither haben die ukrainischen Einheiten nach eigenen Angaben 1.000 Quadratkilometer Gelände erobert, also mehr als die Fläche Berlins. Nach russischen Angaben ist das Gebiet, das die Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht hat, jedoch nicht einmal halb so groß.

Unklar ist die Lage in dem Ort Sudscha, über den russisches Gas durch die Ukraine in die Slowakei, Österreich und andere EU-Länder gepumpt wird. In einigen russischen Socialmedia-Kanälen hieß es, die Kleinstadt sei in die Hände der Ukraine gefallen. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht. Am Montag hatte Gazprom mitgeteilt, dass weiterhin Gas durch den Knotenpunkt gepumpt werde. 2023 wurden über Sudscha etwa 14,65 Milliarden Kubikmeter Gas bereitgestellt. Das entsprach etwa der Hälfte der russischen Erdgas-Exporte nach Europa oder etwa fünf Prozent des EU-Verbrauchs.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Offensive seiner Truppen über die Grenzen hinweg als Sicherheitsmaßnahme. Die bisher eroberten Gebiete dort seien Regionen, aus denen Russlands Streitkräfte die ostukrainische Region Sumy wiederholt angegriffen hätten. Allein seit Anfang Juni seien dort rund 2.100 Angriffe registriert worden.

“Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien”, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots “Kursk”, das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. “Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon – und es ist wieder Kursk.”

Der russische Auslandsgeheimdienst warf Selenskyj “wahnsinnige” Maßnahmen vor, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA. Selenskyj riskiere eine Eskalation weit über die Ukraine hinaus. Zuvor hatte auch der amtierende Gouverneur der Region Kursk von Gebietsverlusten berichtet. Nach seinen Angaben drangen die ukrainischen Truppen auf einer Breite von 40 Kilometern etwa 12 Kilometer weit vor, was ungefähr der Hälfte der von Oberkommandant Olexander Syrskyj angegeben Zahl von rund 1.000 Quadratkilometern entspricht.

Die russischen Militärs warfen der Ukraine den Einsatz schwerer Waffen aus westlichen Lieferungen beim Kampf um die Region Kursk vor. Neben Artillerie und Raketenwerfern seien auf ukrainischer Seite auch gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz, die Kiew von westlichen Partnern erhalten habe. Gegen die Verwendung dieser Waffen gibt es für die ukrainischen Streitkräfte allerdings von den westlichen Partnern keine Einschränkungen.

Selenskyj unterstrich einmal mehr, wie wichtig die von ihm erhoffte Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen gegen Ziele in Russland sei. “Wir brauchen entsprechende Genehmigungen unserer Partner für den Einsatz von Langstreckenwaffen”, betonte Selenskyj. “Es ist nur fair, die russischen Terroristen dort zu vernichten, wo sie sind, wo sie ihre Angriffe starten – russische Militärflugplätze, russische Logistik.”

Fernab des Kriegsgeschehens um die westrussische Region Kursk haben russische Truppen ihre Angriffe rund um den Donbass im Osten der Ukraine fortgesetzt. Die ostukrainische Großstadt Sumy ist nach Behördenangaben in der Nacht auf Dienstag Ziel eines russischen Raketenangriffs gewesen. Es seien Objekte der Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärverwaltung des Gebietes Sumy auf Telegram mit. Angaben über mögliche Treffer auf militärische Ziele macht die ukrainische Seite prinzipiell nicht. Über Sumy werden die ukrainischen Truppen versorgt, die seit mehr als einer Woche im russischen Nachbargebiet Kursk operieren.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee in der Nacht zwei ballistische Iskander-Raketen und 38 Kampfdrohnen gegen die Ukraine ein. 30 Drohnen seien abgefangen worden, hieß es. In weiten Teilen der Ukraine hatte nachts Luftalarm gegolten.

Kommentare

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3 Kommentare auf "Ukraine treibt Offensive in russischen Grenzregionen voran"


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Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
4 h 58 Min

Spezialoperation auf unbestimmte Zeit wäre treffender.

OH
OH
Universalgelehrter
2 h 23 Min

Diesen “Nadelstich” der Ukraine in Russland wird Selenskyj noch teuer bezahlen ! Der Gegenschlag wird folgen und dann sind die Ukrainer dort hilflos verloren. Da wird Russland (Putin) auf nichts Rücksicht nehmen.

Doolin
Doolin
Kinig
37 Min 7 Sek

…die Ukraine zahlt seit Februar ’22 schon für russische Aggression…viel schlimmer kanns nimmer werden…

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