Von: mk
Kiew – Kostya und Vlada Liberow sind ein ukrainisches Fotografenpaar, das den Krieg in ihrem Land dokumentarisch aufarbeitet. Ihre Bilder fangen die Verwüstung ein und strahlen trotzdem Erhabenheit aus. Eine Serie zeigt besonders, wie erschütternd ihre Arbeit sein kann: Fotos von ukrainischen Kriegsgefangenen.
Unter dem Namen Libkos suchen Kostya und Vlada Liberow seit Beginn der russischen Invasion jene Städte in der Ukraine auf, die angegriffen werden. Viele Fotos stammen auch von der Front: Soldaten harren mitten im Winter in der Eiseskälte in Wäldern aus oder schleichen durch Schützengräben voller Wasser.
Trauerzeremonien, Gedenkveranstaltungen und Begräbnisse der Gefallenen gehören zum öffentlichen Leben in den Städten ebenso wie das Heulen der Sirenen und Raketentrümmer.
Doch auch der Alltag steht in der Ukraine nicht still. Trotz des allgegenwärtigen Terrors finden Hochzeiten statt, Schüler lernen, Ärzte arbeiten in Krankenhäusern auf Hochtouren, Familien halten zusammen und es wird Weihnachten gefeiert – so gut es eben geht. Das alles fängt das Paar mit seinen Fotos ein.
Eine Bilderserie macht besonders fassungslos: Ukrainische Kriegsgefangene, die es aus Russland zurück in die Heimat geschafft haben, werden in einer Art Vorher-Nachher-Fotos gezeigt. Man sieht, wie die Männer vor ihrer Gefangenschaft aussahen und wie sie zurückkamen.
Die Soldaten sind um 40 bis 50 Kilogramm abgemagert. Viele hatten bereits rund zehn Kilogramm, als die Fotos aufgenommen wurden. Teilweise sind Spuren von Folter zu erkennen.
Wie Kostya und Vlada Liberow erklären, handelte es sich bei dem Projekt um das härteste Shooting in den vergangenen sechs Monaten.
Schätzungen zufolge befinden sich noch Tausende ukrainischer Soldaten in russischer Gefangenschaft, wo sie durch die Hölle gehen. Das verraten die Bilder.