Ergebnis offenbart Diskrepanz

Umfrage zeigt: Immer mehr Russen sind gegen den Krieg in der Ukraine

Donnerstag, 09. Januar 2025 | 07:30 Uhr

Von: mk

Moskau – Laut einer Umfrage, die das Institut Chronicles im September 2024 durchgeführt hat, sind nur 14 Prozent der russischen Bevölkerung mit der Außenpolitik von Machthaber Wladimir Putin einverstanden. In der Umfrage kamen explizit auch Putins anti-westliche Haltung und die sogenannte „Spezialoperation“ in der Ukraine zur Sprache.

Wie Bloomberg berichtet, haben die Verluste auf russischer Seite im Jahr 2024 einen neuen Rekord erreicht und dürften auch in diesem Jahr noch weiter steigen, sollte der Krieg in der Ukraine fortgesetzt werden.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen in krassem Widerspruch zu jenen einer staatlichen Umfrage in Russland, wonach rund 70 Prozent der Russen die Invasion in die Ukraine befürworten würden. Damit unterstützt die Umfrage die Behauptungen Putins, wonach die russische Bevölkerung den Überfall auf das Nachbarland gutheiße und auch bereit sei, die Opfer dafür in Kauf zu nehmen.

Dass eine staatliche Umfrage die tatsächliche Befindlichkeit der Bürger in Russland widerspiegelt, darf allerdings bezweifelt werden. Immerhin droht eine Haftstrafe auf Kritik am Ukraine-Krieg. Der Aktivist der russischen Opposition Aleksei Miniailo steht hinter der Umfrage des Instituts Chronicles, die mit Hilfe eines Teams von Soziologen durchgeführt wurde.

Laut Miniailo sind staatliche Umfragen in Russland nur ein verlängerter Arm der Staatspropaganda. Stattdessen versuchte er mit seinem Team, ein akkurateres Stimmungsbild innerhalb der russischen Bevölkerung einzufangen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden unter anderem auch detaillierte Fragen gestellt, wie etwa: „Würdest du dir wünschen, dass sich die Regierung mehr um innenpolitische Fragen und um den wirtschaftlichen Aufschwung kümmert, statt um den Krieg?“

Laut der jüngsten Umfrage von Chronicles, die von Newsweek veröffentlicht wurde, sprachen sich 92 Prozent der Teilnehmer dafür aus, dass sich die Regierung mehr um Innenpolitik sowie um soziale und ökonomische Probleme kümmert.

79 Prozent der Befragten wünschen sich außerdem Frieden mit der Ukraine und bessere Beziehungen zum Westen. 63 Prozent wären laut Umfrage außerdem dazu bereit, den Krieg mit der Ukraine zu beenden, auch ohne dass Russland seine Kriegsziele erreicht hat.

Gleichzeitig gaben 83 Prozent derselben Befragten an, Putin als ihren Anführer zu akzeptieren. Miniailo vermutet, dass hinter Antworten dieser Art die Angst steckt. „Wenn man, schaut, was die Menschen wollen, dann bemerken wir, dass sie sich andere Dinge erhoffen“, erklärte Miniailo gegenüber Newsweek. Die Mehrheit befürworte die Handlungen der Regierung nicht.

Miniailo geht in diesem Zusammenhang auch auf die offensichtliche Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der Umfrage und mangelnden Protesten auf der Straße ein. „Das Problem ist, dass in autoritären Regimes die Menschen kaum Macht haben, die Dinge zu ändern – im Gegensatz zu Demokratien“, erklärt der Aktivist.

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