Lösungen statt Schlagzeilen gefordert

„Umwegverkehr und andere Unwahrheiten”: Freiheitliche zum Transitverkehr

Mittwoch, 31. Juli 2024 | 18:45 Uhr

Von: mk

Bozen – In einer Aussendung nehmen die Freiheitlichen zum Transitverkehr Stellung und gehen unter anderem mit Sven Knoll hart ins Gericht. Gefordert seien Lösungen statt Schlagzeilen.

„Es hält sich hartnäckig das Märchen vom Umwegverkehr. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll bedient dieses Märchen besonders gern und erntet kaum Widerspruch. Er spricht von 40 Prozent Umwegverkehr, ohne eine entsprechende Quelle zu zitieren. In den 90-er Jahren gab es entsprechende Schätzungen, mehr nicht. Dass mit der EU-Osterweiterung rund 200 Millionen Menschen dazugekommen sind, dass inzwischen 41,7 Prozent der Transitfahrten über den Brenner auf Transportunternehmen aus Polen (30,3 Prozent) und Litauen (11,4 Prozent) entfallen und diese auch weiterhin den kürzesten Weg wählen werden, scheinen Knoll und seinesgleichen zu ignorieren“, so die Freiheitlichen.

Ebenso falsch sei die Behauptung, der Brenner sei der billigste Alpenübergang und der Dieselpreis im Bundesland Tirol sei verlockend. Entscheidend sind immer Lade- und Zielort. Kein Frächter wird eine Ladung in Mailand mit Zielort Frankfurt übernehmen, um dann über den Brenner zu fahren, weil diese Route die billigste ist. Die Strecke Mailand-Frankfurt über den Brenner ist mit 472,32 Euro sogar um 64,82 Euro teurer als jene über die Schweiz, die 407,50 Euro kostet. Hinzu kommt noch die um vier Stunden längere Fahrzeit über den Brenner.

„Fakt ist auch, dass der Dieselpreis für Lkw in Italien und im Bundesland Tirol seit Jahren etwa gleich hoch ist. Die Südtiroler Transportfirmen tanken deshalb und wegen der Vorteile bei der Mehrwertsteuer-Rückvergütung schon seit Jahren in Südtirol und nicht im Bundesland Tirol. Bei Transportfirmen mit eigener Zapfsäule ist der Diesel noch etwas billiger“, so die Freiheitlichen.

Die Transitkorridore über und durch die Alpen seien von großer Bedeutung für die wirtschaftlichen und sozialen Verflechtungen in Europa und im Alpenraum. Dem Austausch von Dienstleistungen, Waren und Personen stehen negative Konsequenzen wie Staus, Unfälle, Lärm und Luftverschmutzung gegenüber, die zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit und der Lebensqualität der in diesem Raum lebenden Menschen führen.

„In Sachen Aufrüstung von lärm- und abgasarmen Lkw sowie für den Lärmschutz insgesamt wurde in den vergangenen Jahren viel investiert. Infolge getroffener Maßnahmen und Verbote haben sich die Werte (NO² und Feinstaub) stark verbessert, sodass die ursprünglichen Grundlagen für die Einschränkungen nicht mehr gegeben sind“, erklären die Freiheitlichen.

Das Hauptproblem sei heute die hohe Anzahl von Lkw, die über den Brenner fahren. „Kein Lkw setzt sich in Bewegung, wenn er nicht bestellt wird. Daher sind wir alle Verursacher und Nutzer des hohen Verkehrs- und Transitaufkommens. Wer kann von sich behaupten, keine Waren im Internet zu bestellen? Bekanntlich entsteht auch dadurch zusätzlicher Verkehr – bis ins entlegenste Dorf“, so die Freiheitlichen.

Mit der Sanierung bzw. mit dem Neubau der Luegbrücke werde der Verkehr eine zusätzliche Dimension erfahren. „Die Forderung nach Aufhebung oder zumindest nach einer Einschränkung bzw. Verkürzung des Nachtfahrverbots während der Bauphase sehen wir nicht als Schwachsinn, wie von Sven Knoll kritisiert, sondern als sachlichen und diskussionswürdigen Vorschlag. Diesen haben wir zusammen mit Erich Burger, ehemaliger Frächter, bereits im April schriftlich der Landesregierung unterbreitet. Als weitere Lösungsvorschläge bis zur Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels (BBT) haben wir zwei weitere Punkte zur Diskussion gestellt: Im Sinne der Europaregion Tirol und zur Beseitigung der Nachteile gegenüber den Südtiroler und Trentiner Transportfirmen sollten Südtirol und das Trentino gleichberechtigt mit Nordtirol in das Ziel- und Quellgebiet einbezogen werden“, so die Freiheitlichen. Damit zumindest ein kleiner Teil der Transit-Lkw auch in Südtirol auf die Schiene verlagert werden könnte, sollte man laut den Südtiroler Freiheitlichen in Grasstein, „wie mehrmals vorgeschlagen“, den vorhandenen Güterbahnhof zeitnah zur RO-LA umbauen. Für die Südtiroler Frächter könnte dies eine brauchbare Notlösung und Alternative sein.

„Von einer Verlagerung des Warenverkehrs von der Straße auf die Schiene reden wir schon lange; der BBT wird dazu seinen Beitrag leisten. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass der Zunahme des Lkw-Transits eine ungleich höhere Zunahme des Person-Transits gegenübersteht. Rollen derzeit rund 2,4 Millionen Lkw über den Brenner, sind es gleichzeitig rund 13 Millionen Pkw, erklären die Freiheitlichen.

Zum Abschluss weisen die Freiheitlichen auf eine brandaktuelle Studie der TU Graz zu den Abriebemissionen von Schienenfahrzeugen hin: „Diese Studie belegt, dass besonders entlang von Bahntrassen viel mit Schwermetallen belasteter Feinstaub entsteht. Die Hälfte des täglichen Feinstaub-Grenzwertes wird durch Züge verursacht. Wird deswegen jemand die Forderung erheben, Beschränkungen oder gar ein Nachtfahrverbot für Züge einzuführen? Wohl kaum; eher wird man – wie es die Studie rät – bei der Bremszertifizierung in Zukunft auch das Emissionsverhalten zu beurteilen haben.“

Man könne mit Fug und Recht Versäumnisse in der Verkehrspolitik kritisieren, für eine Verbesserung seien jedoch pragmatische Lösungen statt Gerichtsverfahren und populistische Stammtischparolen gefragt, so die Freiheitlichen.

Bezirk: Bozen

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